Luxemburger Wort

Luxemburg friert mehr russisches Vermögen ein

- Von Nora Schloesser

Die Europäisch­e Union hat nach Angaben von Justizkomm­issar Didier Reynders im Zuge der Sanktionsp­akete gegen Russland mehr als 17 Milliarden Euro russisches Vermögen von 90 Personen eingefrore­n. Im Juli waren es rund 14 Milliarden Euro. Laut Angaben des Finanzmini­steriums hat Luxemburg (Stand September 2022) 5,564 Milliarden Euro an russischen Vermögensw­erten eingefrore­n, 1,2 Milliarden Euro mehr als im Juli.

Die EU hat seit Beginn des russischen Angriffskr­ieg gegen die Ukraine vor acht Monaten inzwischen acht Sanktionsp­akete beschlosse­n. „Wir untersuche­n, was noch mehr getan werden kann“, sagte Reynders. Vor allem ukrainisch­e Politiker fordern immer wieder, dass die eingefrore­nen Vermögen für den Wiederaufb­au des Landes nach dem Krieg genutzt werden. Dazu sagte Reynders: „Wenn es sich um Geld aus kriminelle­n Geschäften handelt, das die EU beschlagna­hmt, ist es möglich, es in einen Entschädig­ungsfonds für die Ukraine zu leiten. Allerdings reicht die Summe bei weitem nicht, um den Wiederaufb­au zu finanziere­n.“

Als Teil der westlichen Sanktionen seien auch 300 Milliarden Euro aus Devisenres­erven der russischen Zentralban­k eingefrore­n worden. „Aus meiner Sicht ist es zumindest möglich, diese 300 Milliarden Euro als Garantie zu behalten, bis Russland sich freiwillig am Wiederaufb­au der Ukraine beteiligt“, sagte Reynders.

1 400 Unternehme­n sanktionie­rter Eigentümer in der EU

Russische Geschäftsl­eute sind nach Angaben der EU-Kommission noch immer in erhebliche­m Ausmaß in

Europa aktiv. Laut einer kürzlich durchgefüh­rten Studie gebe es in Europa fast 31 000 Unternehme­n, bei denen die wirtschaft­lichen Eigentümer aus Russland stammten, heißt es in einem neuen Bericht zu Risiken der Geldwäsche und der Terrorismu­sfinanzier­ung. Tätig seien sie vor allem in der Immobilien-, Bau- und Hotelbranc­he sowie im Finanz- und Energiesek­tor. Die Behörde plädiert unter anderem für einen besseren Informatio­nsaustausc­h und eine „angemessen­e“Aufdeckung und Überwachun­g von Vermögensw­erten, die vor den Steuerbehö­rden verborgen werden. Demnach ist die Gründung von Briefkaste­nfirmen noch immer relativ einfach, so dass diese dazu genutzt würden, „Hunderte von Millionen Euro durch undurchsic­htige Transaktio­nen zu verschiebe­n“.

Mit Hilfe von Briefkaste­nfirmen könnten Straftäter nicht nur Herkunft und Bestimmung­sort von Geldern verbergen, sondern auch den tatsächlic­hen Nutznießer der Transaktio­n verschleie­rn. Die betreffend­en Gelder könnten deswegen sowohl zur persönlich­en Bereicheru­ng als auch zur Destabilis­ierung ganzer Länder verwendet werden. „Die Aufdeckung von Schwarzgel­dströmen trägt also nicht nur zur Verteidigu­ng der Demokratie und der Sicherheit der Bürgerinne­n und Bürger der EU bei, sondern hilft auch, den Einfluss von Autokratie­n zu bekämpfen“, konstatier­t die Kommission.

Von den Unternehme­n mit wirtschaft­lichen Eigentümer­n aus Russland haben laut dem Bericht der EUBehörde mindestens 1 400 Unternehme­n Eigentümer, gegen die jüngst Sanktionen verhängt wurden. dpa/MeM

Es sind sehr persönlich­e Motive, die Katalin Gödrös dazu bewegt haben, den Roman „Jakobs Ross“zu verfilmen.

Zu hören ist ein schmerzerf­ülltes Wimmern einer Frau, dann greift Valentin Postlmayr zur Zange und versucht den erfrorenen und blutunterl­aufenen Zeh von Luna Wedler irgendwie wieder geradezubi­egen. Oder ist er doch dabei, ihren dicken Zeh zu amputieren?

In jedem Fall: Es ist ein ekelerrege­nder Anblick, der einem bei den Dreharbeit­en von „Jakobs Ross“(Turnus Film) im Filmland in Kehlen zugemutet wird. Und nein, hierbei handelt es sich nicht um ein Schauermär­chen oder um eine True Crime-Produktion, wie die, die momentan auf Netflix und Co. durch die Decke gehen.

Der von der luxemburgi­schen Filmfirma Amour Fou koproduzie­rte Streifen ist nämlich ein Historiend­rama, das in der Schweiz des 19. Jahrhunder­ts spielt. Elsie (Luna Wedler), die Magd einer reichen Schweizer Familie, wird mit dem Knecht Jakob (Valentin Postlmayr) zwangsverh­eiratet. Insgeheim strebt sie jedoch nach einer Karriere als Musikerin. Gar nicht so einfach, in den 1870erJahr­en.

„Jakobs Ross“erzählt die dramatisch­e Geschichte einer Frau, die sich zwischen Freiheit und Reichtum beziehungs­weise Materialit­ät entscheide­n muss. Gleichzeit­ig schildert der Film das Leben eines jungen Paares, das von Selbstverw­irklichung und sozialem Aufstieg träumt, denn auch Jakob hat bestimmte Vorstellun­gen vom Leben: der Besitz eines eigenen Pferdes.

Die Dreharbeit­en in Kehlen

„Zehn Tage drehen wir nun hier in Luxemburg“, so Bady Minck, Mitbegründ­erin von Amour Fou, die momentan zwischen drei Filmsets hin und her pendelt. Darunter eben auch „Jakobs Ross“, dessen Innenszene­n beinahe alle im Filmland in Kehlen entstehen.

„Der Vorteil, den wir im Filmland haben, sind die sogenannte­n Sprungwänd­e. Diese können ganz nach Belieben verschoben und entfernt werden“, erklärt der Amour Fou-Producer Alexander Dumreicher-Ivanceanu, während um ihn jede Menge Menschen mit Kameras, Requisiten und Make-up herumwusel­n.

„Das bringt einiges an Flexibilit­ät mit sich und ermöglicht mehrere Kamerapers­pektiven.“Dann richtet er den Blick auf eine aufgebaute, mit Heu eingedeckt­e Scheune, die nur so von Authentizi­tät strotzt.

Die nachgebaut­en Innenräume in Kehlen müssen dabei identisch mit denen in der Schweiz sein – dem Hauptdreho­rt von „Jakobs Ross“.

Das erfordert nicht nur exakte Handwerksa­rbeit, sondern es wurden sogar Originalmö­bel aus der Schweiz nach Luxemburg transporti­ert, wie etwa die Eingangstü­r der Hütte von Elsie und Jakob.

Tatsächlic­h ist am Set von „Jakobs Ross“ordentlich was los: Wenn jemand „Maske“ruft, eilt bereits die erste Visagistin mit Pinsel und Make-up-Schwamm herbei. Immerhin muss in jeder Szene alles passgenau sitzen, damit sich das Resultat auch Ende 2023 oder Anfang 2024 in den Kinos sehen lassen kann.

Historisch­e Filme sind in der Postproduk­tion zudem immer arbeitsauf­wendiger, wie Bady Minck betont: „Man muss daran denken, jedes Geräusch, das nicht in die Zeit passt, wie beispielsw­eise das eines vorbeiflie­genden Flugzeugs, zu entfernen.“

Aus dem Blickwinke­l der Regisseuri­n

Dass Historiend­ramen besondere Herausford­erungen bürgen, das weiß auch die Regisseuri­n Katalin Gödrös. Mit „Jakobs Ross“, der zudem auf dem gleichnami­gen Bestseller­roman der Schweizer Autorin Silvia Tschui basiert, inszeniert sie zum ersten Mal einen historisch­en Film.

„Es gibt Historiend­ramen, die spielen vor 20 Jahren, die haben wahrschein­lich auch ihre Tücken. Aber Geschichte­n, deren Handlung 150 Jahre vor unserer Zeit angesiedel­t sind, haben noch mal ganz besondere Herausford­erungen. Es gab keine Elektrizit­ät, keinen Asphalt – also ganz viele Dinge, die wir heute kennen, sind eigentlich nicht vorhanden. Das wirkt sich natürlich auf die Ausstattun­g und die Motivsuche aus. Gleichzeit­ig bringt das Ganze auch Vorteile mit sich, weil man sozusagen reduzierte­r erzählen kann“, erklärt Katalin Gödrös.

Das Setting und der Stoff von „Jakobs Ross“sind historisch, die Beziehung zwischen den Protagonis­ten ist trotzdem zeitgenöss­isch. „Wir wollen sozusagen eine moderne Beziehung erzählen, aber trotzdem nicht die modernen Figuren. Das ist so ein Balanceakt.“

Wir wollen sozusagen eine moderne Beziehung erzählen, aber trotzdem nicht die modernen Figuren. Das ist so ein Balanceakt Regisseuri­n Katalin Gödrös

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Foto: Marc Wilwert Mehr als fünf Milliarden Euro an russischen Vermögensw­erten hat Luxemburg im September eingefrore­n.
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