Unterwegs mit dem Heiligen
Für Leo, Max und Ferdinand war es immer ein besonderer Tag. Ausgerüstet mit einem Windlicht und eskortiert von ihren Kindergarten-Freunden zogen sie durch die Stadt. Meistens signalisierte noch ein Polizeiauto mit eingeschaltetem Blaulicht das Ende ihres Zuges. Den Martinszug gibt es noch immer, aber Leo und Max bereiten sich gerade für das
Abitur vor und Ferdinand hat die nächste Lateinarbeit im Sinn. Da bleibt ihnen keine Zeit, den Heiligen mit einem Umzug zu ehren. So werden auch ohne die drei Buben heute wieder bei Einbruch der Dunkelheit Scharen von singenden Kindern zu Ehren des Heiligen Martin mit Laternen durch die Städte und Dörfer ziehen.
Diesen Brauch führen die Historiker auf den 11. November zurück. An diesem Tag kassierten die Lehnsherren die Pacht von ihren Untertanen. Vom eingetriebenen Geld ließen es sich die Herren dann schmecken: Die Martinsgans kam auf den Tisch. Wie aber kann der Heilige Martin mit einem Federvieh im selben Atemzug genannt werden?
Noch bevor er zum Bischof geweiht worden war, hatte sich Bruder Martin einmal vor übellaunigen Häschern in einem Gänsestall versteckt. Die Gänse schlugen jedoch lauthals an und verrieten den Unterschlupf. Als Strafe für ihren Verrat habe man sie geschlachtet und gebraten. Alles falsch, sagen die Historiker. Martin war ein barmherziger Mann und hätte bestimmt nicht zum Massenmord an einer Gänseherde aufgerufen.
Die Wahrheit ist: Der Todestag des Martin von Tours liegt an einem ausgesprochen günstigen Datum. Erstens begann am 11. November das heute nicht mehr gebräuchliche Adventsfasten, was Grund genug war, sich zuvor noch einmal den Bauch vollzuschlagen. Zweitens liegt der Martinstag ziemlich genau in der Gänsesaison, denn zwischen November und Dezember haben die Tiere das ideale Gewicht und schmecken am besten. Drittens liegt das Fest am Wendepunkt des Vegetationsjahres: Der Sommer ist endgültig passé, der Winter kündigt sich unbarmherzig an. Und damit einher ging viertens das Ende eines Wirtschaftsjahres. Es gab – und gibt – also Gründe genug, an diesem Tag eine Gans in den Ofen zu schieben. Und sie im Kreis guter
Freunde und mit einem prachtvollen
Bordeaux zu verzehren.
Friedrichshafen. Eines der berühmtesten Flugboote der Welt feiert Jubiläum. Der Dornier „Wal“stieg vor 100 Jahren zu seinem Jungfernflug auf. Die Entwicklung der Maschine brachte dem Luftfahrtpionier Claude Dornier (1884-1969) in den 1920er-Jahren weltweite Anerkennung, wie ein Sprecher des Dornier Museums in Friedrichshafen erklärte. Mehr als 300 „Wal“-Flugboote seien produziert worden. Das Besondere an einem Flugboot: „Es ist für Starts und Landungen auf dem Wasser konzipiert.“Damals seien die meisten Städte über das Wasser erreichbar gewesen. Die „Wal“-Flugboote wurden für verschiedene Zwecke eingesetzt: im Postverkehr, in der neu entstehenden Passagierluftfahrt, für Rekord- und Expeditionsflüge, aber auch für militärische Zwecke. dpa