Herrschen ist Dienen
Auch das Alte Israel hatte seine Vorbehalte gegenüber einem irdischen Königtum. Gott allein ist der König Israels. Und als das Königtum dann um 1000 vor Christus starken Widerständen zum Trotz eingeführt wurde, hat das Gottesvolk damit durchweg schlechte Erfahrungen gemacht.
Sehnsucht nach einem Ideal
„Eines aber hinterließ die durch die Eroberungspolitik Assurs und Babylons brutal beendete Königszeit: die Sehnsucht nach einer idealen Königsherrschaft, in der durch das Charisma eines wahren Königs endlich Gerechtigkeit, Freiheit und Friede aufblühen würden.“2 Diese Erwartungen und die entsprechenden Verheißungen eines Messias- und Friedenskönigs haben sich in Jesus Christus, dem Gesalbten des Herrn, erfüllt und überboten. In ihm ist die Königsherrschaft Gottes nahegekommen und verwirklicht sich in seinem Wirken und seinen Zeichen (vgl. Mk 1,15).
Insofern steht auch ihm der Königsrang und -titel zu. Auch wenn er diesen nicht beansprucht, weist er die Bezeichnung „König Israels“, mit der ihn Nathanael ehrt, nicht zurück (Joh 1,49). Beim Einzug in Jerusalem lässt er sich als „König Israels“und „Sohn Davids“feiern (Joh 12,13; Mt 21,9), wenngleich er, seiner Mission entsprechend, auf einem bescheidenen Eselsfüllen daherkommt. Doch gerade der begeisterte Empfang sollte die Stunde der Passion beschleunigen. Dort, vor Pilatus, hat Jesus sein Königtum zwar nicht verleugnet, aber unmissverständlich klargestellt, dass sein Königtum nicht von dieser Welt ist (Joh 18,36) und folglich auch nicht der Art der irdischen Herrscher entspricht (vgl. Mt 20,25-26: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Großen ihre Vollmacht gegen sie gebrauchen. Bei euch soll es nicht so sein“).
Jesus versteht sein Königtum als Dienst und diesen Liebesdienst hat er, anschließend an das Verhör des römischen Prokurators, am Kreuz bis zur Selbsthingabe und aufs Blut vollzogen. Seine einzige Macht ist die Liebe. Damit hat Jesus allen Mächtigen in Welt und Kirche das Maß und die Grenzen gesetzt.
Die „Waffenrüstung Gottes“
Diese müssen auch für unseren Einsatz im Dienst des Gottesreiches Leitsatz und Richtmaß sein, fernab von triumphalen und kämpferischen Zügen, die das Christkönigsfest zur Zeit seiner Einführung (1925), in der Abwehr der sich anbahnenden Säkularisierung und des aufstrebenden Faschismus, streckenweise annehmen konnte. Für den Einsatz im Gottesreich sind einzig und allein jene Waffen zulässig, die Paulus unter dem Sammelbegriff der Waffenrüstung Gottes beschrieben hat: Wahrheit, Gerechtigkeit, Friede, Glauben, Wort Gottes (vgl. Eph 6,13-17).
In diesem Geiste wollen wir Christus, dem König, dienen. Im Einvernehmen mit den Menschen guten Willens wollen wir dazu beitragen, dass die erlösende und beglückende Kraft des in Christus aufbrechenden Gottesreiches hier und jetzt in Gestalt einer Welt der Gerechtigkeit, der Freiheit, des Friedens, der geschwisterlichen Liebe, von Tag zu Tag heller und tröstlicher aufleuchte.
Auch das Alte Israel hatte seine Vorbehalte gegenüber einem irdischen Königtum.
Gerhard Lohfink, Die wichtigsten Worte Jesu, S.23.– Dem ersten Kapitel dieses Werkes, S. 21-27, verdanke ich wertvolle Anregungen zu den Begriffen Gottesherrschaft, Gottesreich, Himmelreich.
A.a.O. 24.
Evangelium vum 34. Sonndeg am Joreskrees(Joer C / Lk 23,35b-43)
Déi Iewescht vum Vollek hunn de Jesus ausgelaacht a soten: „Anerer huet hie gerett, da soll hien elo sech selwer retten, wann hien de Messias ass, dee vum Herrgott auserwielt gouf!“D’Zaldoten, déi komm sinn, fir him Esseg ze bréngen, hu gradesou de Spott mat him gemaach a gesot: „Wann s du de Kinnek vun de Judde bass, da rett dech selwer!“Iwwer him houng e Schëld: Dat hei ass de Kinnek vun de Judden. Ee vun de Verbriecher, déi mat him gekräizegt gi waren, huet hie gelästert a gesot: „Bass du dann net de Messias? Da rett dech selwer an och äis!“Deen aneren awer huet dësem Virwërf gemaach a geäntwert: „Net emol elo fäerts du den Herrgott, wou dech dach datselwecht Uerteel getraff huet? A mat Recht, wat äis ugeet, well dat, wat mir kréien, entsprécht deem, wat mir gemaach hunn. Deen do awer huet näischt gemaach, wat een net soll.“An hie sot: „Jesus, denk u mech, wann s du an däi Räich kënns!“Du sot de Jesus zu him: „Amen, ech soen dir: Haut nach bass du mat mir am Paradäis.“
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