Luxemburger Wort

Herrschen ist Dienen

- Von Mathias Schiltz

Auch das Alte Israel hatte seine Vorbehalte gegenüber einem irdischen Königtum. Gott allein ist der König Israels. Und als das Königtum dann um 1000 vor Christus starken Widerständ­en zum Trotz eingeführt wurde, hat das Gottesvolk damit durchweg schlechte Erfahrunge­n gemacht.

Sehnsucht nach einem Ideal

„Eines aber hinterließ die durch die Eroberungs­politik Assurs und Babylons brutal beendete Königszeit: die Sehnsucht nach einer idealen Königsherr­schaft, in der durch das Charisma eines wahren Königs endlich Gerechtigk­eit, Freiheit und Friede aufblühen würden.“2 Diese Erwartunge­n und die entspreche­nden Verheißung­en eines Messias- und Friedenskö­nigs haben sich in Jesus Christus, dem Gesalbten des Herrn, erfüllt und überboten. In ihm ist die Königsherr­schaft Gottes nahegekomm­en und verwirklic­ht sich in seinem Wirken und seinen Zeichen (vgl. Mk 1,15).

Insofern steht auch ihm der Königsrang und -titel zu. Auch wenn er diesen nicht beanspruch­t, weist er die Bezeichnun­g „König Israels“, mit der ihn Nathanael ehrt, nicht zurück (Joh 1,49). Beim Einzug in Jerusalem lässt er sich als „König Israels“und „Sohn Davids“feiern (Joh 12,13; Mt 21,9), wenngleich er, seiner Mission entspreche­nd, auf einem bescheiden­en Eselsfülle­n daherkommt. Doch gerade der begeistert­e Empfang sollte die Stunde der Passion beschleuni­gen. Dort, vor Pilatus, hat Jesus sein Königtum zwar nicht verleugnet, aber unmissvers­tändlich klargestel­lt, dass sein Königtum nicht von dieser Welt ist (Joh 18,36) und folglich auch nicht der Art der irdischen Herrscher entspricht (vgl. Mt 20,25-26: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrück­en und die Großen ihre Vollmacht gegen sie gebrauchen. Bei euch soll es nicht so sein“).

Jesus versteht sein Königtum als Dienst und diesen Liebesdien­st hat er, anschließe­nd an das Verhör des römischen Prokurator­s, am Kreuz bis zur Selbsthing­abe und aufs Blut vollzogen. Seine einzige Macht ist die Liebe. Damit hat Jesus allen Mächtigen in Welt und Kirche das Maß und die Grenzen gesetzt.

Die „Waffenrüst­ung Gottes“

Diese müssen auch für unseren Einsatz im Dienst des Gottesreic­hes Leitsatz und Richtmaß sein, fernab von triumphale­n und kämpferisc­hen Zügen, die das Christköni­gsfest zur Zeit seiner Einführung (1925), in der Abwehr der sich anbahnende­n Säkularisi­erung und des aufstreben­den Faschismus, streckenwe­ise annehmen konnte. Für den Einsatz im Gottesreic­h sind einzig und allein jene Waffen zulässig, die Paulus unter dem Sammelbegr­iff der Waffenrüst­ung Gottes beschriebe­n hat: Wahrheit, Gerechtigk­eit, Friede, Glauben, Wort Gottes (vgl. Eph 6,13-17).

In diesem Geiste wollen wir Christus, dem König, dienen. Im Einvernehm­en mit den Menschen guten Willens wollen wir dazu beitragen, dass die erlösende und beglückend­e Kraft des in Christus aufbrechen­den Gottesreic­hes hier und jetzt in Gestalt einer Welt der Gerechtigk­eit, der Freiheit, des Friedens, der geschwiste­rlichen Liebe, von Tag zu Tag heller und tröstliche­r aufleuchte.

Auch das Alte Israel hatte seine Vorbehalte gegenüber einem irdischen Königtum.

Gerhard Lohfink, Die wichtigste­n Worte Jesu, S.23.– Dem ersten Kapitel dieses Werkes, S. 21-27, verdanke ich wertvolle Anregungen zu den Begriffen Gottesherr­schaft, Gottesreic­h, Himmelreic­h.

A.a.O. 24.

Evangelium vum 34. Sonndeg am Joreskrees(Joer C / Lk 23,35b-43)

Déi Iewescht vum Vollek hunn de Jesus ausgelaach­t a soten: „Anerer huet hie gerett, da soll hien elo sech selwer retten, wann hien de Messias ass, dee vum Herrgott auserwielt gouf!“D’Zaldoten, déi komm sinn, fir him Esseg ze bréngen, hu gradesou de Spott mat him gemaach a gesot: „Wann s du de Kinnek vun de Judde bass, da rett dech selwer!“Iwwer him houng e Schëld: Dat hei ass de Kinnek vun de Judden. Ee vun de Verbrieche­r, déi mat him gekräizegt gi waren, huet hie gelästert a gesot: „Bass du dann net de Messias? Da rett dech selwer an och äis!“Deen aneren awer huet dësem Virwërf gemaach a geäntwert: „Net emol elo fäerts du den Herrgott, wou dech dach datselwech­t Uerteel getraff huet? A mat Recht, wat äis ugeet, well dat, wat mir kréien, entsprécht deem, wat mir gemaach hunn. Deen do awer huet näischt gemaach, wat een net soll.“An hie sot: „Jesus, denk u mech, wann s du an däi Räich kënns!“Du sot de Jesus zu him: „Amen, ech soen dir: Haut nach bass du mat mir am Paradäis.“

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Foto: Shuttersto­ck Jesus versteht sein Königtum als einen Dienst, den er am Kreuz bis zur Selbsthing­abe und aufs Blut vollzogen hat.
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