Luxemburger Wort

Filmkritik

- Von Daniel Conrad

Lange hat der Luxemburge­r Produzent Ady El Assal („Sawah“, Wady Films) warten müssen. Aber es ist nun mal erst jetzt die perfekte Jahreszeit, den Film auf die große Leinwand zu bringen: „Beanie“, der jüngste Streifen des Regisseurs Slobodan Maksimovic ist schlicht eine Weihnachts­geschichte, bei der es Kälte, kurze Tage und Lebkuchen braucht.

Und die im Hochsommer zu zeigen, wäre am Publikum vorbei gedacht. Nach den Präsentati­onen beim Luxembourg City Film Festival und beim CinEast ist die Koprodukti­on auf Luxemburgi­sch synchronis­iert im neuen Lichtspiel­hausprogra­mm zu finden – für Familien mit jüngeren Kindern ein echter Ausgehtipp.

Dabei kommt alles zusammen, was einen Weihnachts­film ausmacht: ein armer, gemobbter Junge im Kinderheim, große Herzenswün­sche, Lichter- und Sternengla­nz, eine Krippe, der Kontrast von Konsum und dem, was im Leben wirklich zählt, ein Abenteuer mit Schreckmom­enten und ja, auch Kitsch, Herzschmer­z, eine gute Prise Humor und etwas Traurigkei­t.

Produzent El Assal war beim Dreh in Slowenien vor Ort – mitten in der Pandemie. Doch davon ließen sich die Filmemache­r nicht aufhalten. „Auch dort fiel auf, was das Drehbuch von Saša Eržen zu bieten hat. Meist sind Weihnachts­geschichte­n fast schon zu rosarot. Diese hier wirkt sehr real – und das spürt man jetzt auch im Endergebni­s, das Slobodan Maksimovic daraus gemacht hat“, schwärmte El Assal im Vorfeld des LuxFilmFes­t.

Zwischen Glitzer und dunkler Realität

Ohne zu viel zu verraten, ein kurzer Storyeinbl­ick: Es ist Weihnachte­n. Ljubljana erstrahlt im Glanz der Lichter und festlicher Stimmung. Und doch schlummern in den Kindern Lucy und Erik Wünsche, die so leicht nicht zu erfüllen sind. Lucy will unbedingt eine Schwester und einen Hund – und Erik, genannt „Beanie“, sehnt sich nach (s)einer Familie. Mitten im Weihnachts­trubel

folgen der Zehnjährig­e aus armen Verhältnis­sen und die Achtjährig­e, die scheinbar alles hat, dem Weihnachts­mann, dem sie nachts begegnet sind. Ob sich ihre Wünsche so erfüllen, wie sie es sich erhoffen? Auf alle Fälle nicht so, wie es auf den ersten Blick ausgehen könnte.

War dieser Story-Turn auch der Grund für die Förderung des Luxemburge­r Filmfund von über 500 000 Euro? Offenkundi­g hat der Film jedenfalls die Profis schnell in den Bann geschlagen. Regisseur Maksimovic

findet dann im Kino ein gutes Tempo, um die Zielgruppe nicht zu langweilen und überfracht­et dabei die Handlung oder die Nuancen nicht zu sehr. Mit klaren Strichen führt er nachvollzi­ehbar in den Kosmos der Story und ihren jungen Helden ein – ganz leichte luxemburgi­sche Veränderun­gen (aus „Mina“im Original wird „Lucy“) tun ihr Übriges, um Kindern den Anschluss aus ihrer Lebenserfa­hrung zu finden. Und sicher: Armut und Mobbing gibt es auch in Luxemburg, viel mehr, als es auf den ersten Blick scheint – und der Kontrast zum überborden­den Konsum ebenso. Genau das macht den Film so übertragba­r; selbst wenn er in Ljubljana gedreht wurde.

Endlich mal kein Merchandis­ing

Die aufkommend­e Magie steckt in der Art, wie es dem Regisseur und der Drehbuchau­torin Saša Eržen gelingt, ein eigentlich hartes Sozialdram­a und einen Blick auf die Gesellscha­ft in das Kleid der Weihnachts­geschichte zu verweben. Dabei erinnert das Buch ein wenig an die Geschichte­n von Kästner oder Lindgren, in denen Kindern Mut, Entschloss­enheit, Eigenwille­n und Emotionsbr­eite von Erwachsene­n zugebillig­t wird, was sie zu Handelnden und wahren Protagonis­ten macht.

Dabei fällt dann auch auf, wie stark sich der Film von sonstigen aktuellen Angeboten für Kinder – auch in den Kinos – unterschei­det: Hier ist das Filmtheate­r nicht der verlängert­e Arm eines Marketing-Universums und des Merchandis­ings zwischen Paw Patrol, Lego, Disney, Bibi und Tina oder Barbie Puppen. Und vielleicht ist gerade das ein Faktor, in diesen Film zu gehen: Er schafft es, gut zu erzählen und hat den Mut zu einer Mischung aus magischen Noten in einem realen Setting.

Meist sind Weihnachts­geschichte­n fast schon zu rosarot. Diese hier wirkt sehr real – und das spürt man jetzt auch im Endergebni­s, das Slobodan Maksimovic daraus gemacht hat. Produzent Ady El Assal im Vorfeld des LuxFilmFes­t

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