Filmkritik
Lange hat der Luxemburger Produzent Ady El Assal („Sawah“, Wady Films) warten müssen. Aber es ist nun mal erst jetzt die perfekte Jahreszeit, den Film auf die große Leinwand zu bringen: „Beanie“, der jüngste Streifen des Regisseurs Slobodan Maksimovic ist schlicht eine Weihnachtsgeschichte, bei der es Kälte, kurze Tage und Lebkuchen braucht.
Und die im Hochsommer zu zeigen, wäre am Publikum vorbei gedacht. Nach den Präsentationen beim Luxembourg City Film Festival und beim CinEast ist die Koproduktion auf Luxemburgisch synchronisiert im neuen Lichtspielhausprogramm zu finden – für Familien mit jüngeren Kindern ein echter Ausgehtipp.
Dabei kommt alles zusammen, was einen Weihnachtsfilm ausmacht: ein armer, gemobbter Junge im Kinderheim, große Herzenswünsche, Lichter- und Sternenglanz, eine Krippe, der Kontrast von Konsum und dem, was im Leben wirklich zählt, ein Abenteuer mit Schreckmomenten und ja, auch Kitsch, Herzschmerz, eine gute Prise Humor und etwas Traurigkeit.
Produzent El Assal war beim Dreh in Slowenien vor Ort – mitten in der Pandemie. Doch davon ließen sich die Filmemacher nicht aufhalten. „Auch dort fiel auf, was das Drehbuch von Saša Eržen zu bieten hat. Meist sind Weihnachtsgeschichten fast schon zu rosarot. Diese hier wirkt sehr real – und das spürt man jetzt auch im Endergebnis, das Slobodan Maksimovic daraus gemacht hat“, schwärmte El Assal im Vorfeld des LuxFilmFest.
Zwischen Glitzer und dunkler Realität
Ohne zu viel zu verraten, ein kurzer Storyeinblick: Es ist Weihnachten. Ljubljana erstrahlt im Glanz der Lichter und festlicher Stimmung. Und doch schlummern in den Kindern Lucy und Erik Wünsche, die so leicht nicht zu erfüllen sind. Lucy will unbedingt eine Schwester und einen Hund – und Erik, genannt „Beanie“, sehnt sich nach (s)einer Familie. Mitten im Weihnachtstrubel
folgen der Zehnjährige aus armen Verhältnissen und die Achtjährige, die scheinbar alles hat, dem Weihnachtsmann, dem sie nachts begegnet sind. Ob sich ihre Wünsche so erfüllen, wie sie es sich erhoffen? Auf alle Fälle nicht so, wie es auf den ersten Blick ausgehen könnte.
War dieser Story-Turn auch der Grund für die Förderung des Luxemburger Filmfund von über 500 000 Euro? Offenkundig hat der Film jedenfalls die Profis schnell in den Bann geschlagen. Regisseur Maksimovic
findet dann im Kino ein gutes Tempo, um die Zielgruppe nicht zu langweilen und überfrachtet dabei die Handlung oder die Nuancen nicht zu sehr. Mit klaren Strichen führt er nachvollziehbar in den Kosmos der Story und ihren jungen Helden ein – ganz leichte luxemburgische Veränderungen (aus „Mina“im Original wird „Lucy“) tun ihr Übriges, um Kindern den Anschluss aus ihrer Lebenserfahrung zu finden. Und sicher: Armut und Mobbing gibt es auch in Luxemburg, viel mehr, als es auf den ersten Blick scheint – und der Kontrast zum überbordenden Konsum ebenso. Genau das macht den Film so übertragbar; selbst wenn er in Ljubljana gedreht wurde.
Endlich mal kein Merchandising
Die aufkommende Magie steckt in der Art, wie es dem Regisseur und der Drehbuchautorin Saša Eržen gelingt, ein eigentlich hartes Sozialdrama und einen Blick auf die Gesellschaft in das Kleid der Weihnachtsgeschichte zu verweben. Dabei erinnert das Buch ein wenig an die Geschichten von Kästner oder Lindgren, in denen Kindern Mut, Entschlossenheit, Eigenwillen und Emotionsbreite von Erwachsenen zugebilligt wird, was sie zu Handelnden und wahren Protagonisten macht.
Dabei fällt dann auch auf, wie stark sich der Film von sonstigen aktuellen Angeboten für Kinder – auch in den Kinos – unterscheidet: Hier ist das Filmtheater nicht der verlängerte Arm eines Marketing-Universums und des Merchandisings zwischen Paw Patrol, Lego, Disney, Bibi und Tina oder Barbie Puppen. Und vielleicht ist gerade das ein Faktor, in diesen Film zu gehen: Er schafft es, gut zu erzählen und hat den Mut zu einer Mischung aus magischen Noten in einem realen Setting.
Meist sind Weihnachtsgeschichten fast schon zu rosarot. Diese hier wirkt sehr real – und das spürt man jetzt auch im Endergebnis, das Slobodan Maksimovic daraus gemacht hat. Produzent Ady El Assal im Vorfeld des LuxFilmFest