Luxemburger Wort

Einer der Großen verlässt die Bühne

- Von Jean-Marie Resch

Grand Prix der USA im Jahr 2007: Zufrieden steigt ein junger Fahrer aus seinem weiß-blauen BMW-Sauber. Kurzfristi­g als Ersatzfahr­er eingesprun­gen, beendet Sebastian Vettel sein erstes Formel-1-Rennen auf Platz acht und sichert sich gleichzeit­ig seinen ersten WMPunkt. Es sollte der Grundstein für eine lange und mit vier WM-Titeln und 53 Siegen überaus erfolgreic­he Karriere sein, welche an diesem Wochenende mit dem Grand Prix von Abu Dhabi (Start am Sonntag um 14 Uhr) zu Ende gehen wird.

Als Test- und Ersatzfahr­er in Diensten von BMW gehörte Vettel seit seinen Formel-3-Jahren auch zum Red-Bull-Förderkade­r. So verwundert­e es kaum, dass für ihn schnell ein Platz im Schwester-Team Toro Rosso frei wurde. Die in ihn gesetzten Erwartunge­n erfüllte der Deutsche auf Anhieb und schrieb 2008 beim Grand Prix von Italien Geschichte: Nachdem er sich bereits im Qualifying etwas überrasche­nd die erste Pole-Position seiner Karriere geholt hatte, gewann er einen Tag danach in Monza ebenfalls das Rennen.

Mit 21 Jahren und 73 Tagen wurde Vettel zum bis dahin jüngsten Grand-Prix-Sieger. Da bei Red Bull die Nachwuchsf­örderung damals noch so funktionie­rte wie ursprüngli­ch gedacht, avancierte Vettel 2009 zum Stammpilot­en bei Red Bull. Weitere Siege folgten. Die Leistungsk­urve zeigte steil nach oben und gipfelte in vier WM-Titeln hintereina­nder (2010 bis 2013).

Fast schon wie es sich für einen solch erfolgreic­hen Fahrer gehört – und dadurch auch seinem Jugend-Idol Michael Schumacher (D) nacheifern­d – wechselte Vettel 2015 zu Ferrari. Hier bewies er, dass seine WM-Titel nicht nur das Ergebnis eines perfekt funktionie­renden Red-Bull-Autos waren. 14 GrandPrix-Siege fuhr er in seiner Ferrari-Zeit ein. Gleichzeit­ig musste er aber auch feststelle­n, dass sich das Blatt langsam wendete und ein weiterer WM-Titel immer weiter außer Reichweite geriet.

Ferrari konnte mit Konkurrent Mercedes nicht richtig mithalten und Vettel begann, sich ernsthafte Fragen zu stellen. „Das hat etwas mit mir gemacht, was ich nicht direkt verstanden habe. So viel Energie aufwenden, auch mental, und dann ins Leere laufen, da kamen Zweifel auf: Wird das noch was?“, meinte Vettel, der zugibt, zu diesem Zeitpunkt ans Aufhören gedacht zu haben.

Druck aus den eigenen Reihen

Richtig ungemütlic­h wurde es für den Deutschen bei Ferrari ab 2018 mit der Verpflicht­ung von Charles Leclerc (MON), dem damals neuen Shooting-Star der Formel 1. „Leclerc war von Enttäuschu­ngen nicht vorbelaste­t, griff ans Lenkrad und gab Gas“, so Vettel, der in Singapur 2019 seinen letzten Grand Prix gewann. Um an die Karriere seines ehemaligen Teamkolleg­en zu erinnern, wird Leclerc am Wochenende mit einem speziellen HelmDesign fahren.

Noch vor Beginn der Saison 2020 wurde Vettel mitgeteilt, dass sein Vertrag bei Ferrari nicht verlängert würde. Erneut stand Aufhören im Raum. „Irgendwie hatte ich noch ein paar offene Fragen oder offene Rechnungen. Bin ich gut genug ,um in der Formel 1 mitzufahre­n?“, erklärte er seinen Wechsel im Jahr 2021 zu Aston Martin. Die Hoffnungen, vorne mitzufahre­n, zerplatzte­n allerdings wie Seifenblas­en. Auch das aktuelle Auto machte erst nach etlichen Entwicklun­gsstufen gegen Saisonende Fortschrit­te, blieb aber dennoch hinter den Erwartunge­n zurück. Und trug letztendli­ch auch seinen Teil zum Rücktritt bei.

„Ein Fehler war der Wechsel nicht. Diese Zeit war wichtig, um Antworten auf meine Fragen zu bekommen“, erklärte der 35-Jährige. „Dass ich gegenwärti­g nicht in einem Auto sitze, mit dem ich zeigen kann, wozu ich in der Lage bin, hat allerdings auch zu meinem Rücktritt beigetrage­n.“

Nicht nur auf der Strecke hat Vettel seine Spuren hinterlass­en. Seit mehreren Jahren setzt er sich für Umweltschu­tz und Nachhaltig­keit ein. So sammelte er im Vorjahr nach

Beim Grand Prix von Abu Dhabi fährt Sebastian Vettel sein letztes Formel-1-Rennen.

 ?? ??
 ?? Foto: AP/LW-Archiv ?? Bei Red Bull verbrachte Sebastian Vettel seine erfolgreic­hste Zeit.
Foto: AP/LW-Archiv Bei Red Bull verbrachte Sebastian Vettel seine erfolgreic­hste Zeit.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg