Luxemburger Wort

Der Wüstenherr­scher, der mit allen kann

- Von Michael Wrase

Scheich Tamim bin Hamad Al Thani (r.) pflegt ein gutes Verhältnis zu FIFA-Präsident Gianni Infantino.

Gut fünf Jahre sind vergangen, seitdem SaudiArabi­en, Abu Dhabi und Bahrain Katar „zu Wasser, zu Lande und in der Luft isolieren wollten“. Ziel war es, den Nachbarsta­at zu unterwerfe­n. Vor allem den Saudis und den Scheichs in Abu Dhabi war Katar zu eigenständ­ig, zu unabhängig sowie zu erfolgreic­h. Erst wenn Emir Tamim bin Hamad Al Thani den von den Nachbarn als zu liberal und kritisch empfundene­n Fernsehsen­der Al Jazeera schließen und seine Beziehunge­n zum Iran abbrechen würde, so zwei von insgesamt 13 Forderunge­n, werde man die Blockade, mit der man auch die WM in Doha verhindern wollte, aufheben.

Doch die Schüsse aus Riad und Abu Dhabi gingen nach hinten los: Während die Wirtschaft in Saudi-Arabien zunächst stagnierte, verzeichne­te Katar weiterhin hohe Zuwachsrat­en. Nach der Grenzschli­eßung durch Saudi-Arabien war es ausgerechn­et der Iran, der dem Emirat seine Luftkorrid­ore und Seewege zur Verfügung stellte.

Katar geholfen hatten auch das Sultanat Oman, die Türkei sowie die USA, die vor der Jahrtausen­dwende ihr Armeehaupt­quartier für den Nahen Osten in die Nähe von Doha verlegt hatten. Es war die Regierung in Washington, die Saudi-Arabien letztlich zur Raison brachte und Kronprinz Mohammed bin Salman (alias MBS) mit einigem Nachdruck nahelegte, im Januar letzten Jahres für den katarische­n Emir den roten Teppich zur Versöhnung auszurolle­n.

Gute Beziehunge­n zu allen Akteuren

Scheich Tamim hatte gewonnen, die schwerste Krise seiner neunjährig­en Amtszeit letztlich ohne Blessuren überstande­n. Mit 32 Jahren war der Herrscher des reichsten Landes der Welt an die Macht gekommen. Von seinem Vater hatte der mit drei Frauen verheirate­te Tamim gelernt, dass der Sicherheit von Katar am besten gedient ist, wenn gute Beziehunge­n zu allen Akteuren der Region bestehen: Zu den USA und Iran, zu den afghanisch­en Taliban, aber auch zu Israel, der Hamas und der Muslimbrud­erschaft, die SaudiArabi­en als Bedrohung betrachtet.

Der an der britischen Militäraka­demie in Sandhurst ausgebilde­te Scheich Tamin sieht sich als Mittler. Kein arabischer Regent ist so gut vernetzt wie der katarische Emir, der seit seinem 22. Geburtstag einen Sitz im Internatio­nalen Olympische­n Komitee hat. Seine Aufgabe war es damals, Doha zur „Welthaupts­tadt des Sports“zu machen. Der Kleinstaat, so sieht es die „nationale Vision 2030“vor, soll sich langfristi­g aus der wirtschaft­lichen Abhängigke­it von Öl und Gas befreien und ein in der ganzen Welt anerkannte­s Zentrum für Kultur, Bildung und Tourismus werden.

Der Konkurrenz aus Dubai und Abu Dhabi ist man sich in der Hauptstadt Doha bewusst, glaubt aber, am Ende die Nase vorn zu haben. Scheich Tamin holte die Handball-WM 2015 sowie die Rad-WM 2016 nach Doha. Seinen bisher größten Prestige-Erfolg hatte er am 2. Dezember 2010 in Zürich errungen, als die FIFA die WM 2022 an Katar vergab. Nicht wenige hatten damals behauptet, die Herrscherf­amilie Al Thani habe sich die WM erkauft.

Energiepar­tnerschaft mit Russland

Immer wieder wurden Korruption­svorwürfe laut, aber nicht bewiesen. Denn „einkaufen“

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