Der Wüstenherrscher, der mit allen kann
Scheich Tamim bin Hamad Al Thani (r.) pflegt ein gutes Verhältnis zu FIFA-Präsident Gianni Infantino.
Gut fünf Jahre sind vergangen, seitdem SaudiArabien, Abu Dhabi und Bahrain Katar „zu Wasser, zu Lande und in der Luft isolieren wollten“. Ziel war es, den Nachbarstaat zu unterwerfen. Vor allem den Saudis und den Scheichs in Abu Dhabi war Katar zu eigenständig, zu unabhängig sowie zu erfolgreich. Erst wenn Emir Tamim bin Hamad Al Thani den von den Nachbarn als zu liberal und kritisch empfundenen Fernsehsender Al Jazeera schließen und seine Beziehungen zum Iran abbrechen würde, so zwei von insgesamt 13 Forderungen, werde man die Blockade, mit der man auch die WM in Doha verhindern wollte, aufheben.
Doch die Schüsse aus Riad und Abu Dhabi gingen nach hinten los: Während die Wirtschaft in Saudi-Arabien zunächst stagnierte, verzeichnete Katar weiterhin hohe Zuwachsraten. Nach der Grenzschließung durch Saudi-Arabien war es ausgerechnet der Iran, der dem Emirat seine Luftkorridore und Seewege zur Verfügung stellte.
Katar geholfen hatten auch das Sultanat Oman, die Türkei sowie die USA, die vor der Jahrtausendwende ihr Armeehauptquartier für den Nahen Osten in die Nähe von Doha verlegt hatten. Es war die Regierung in Washington, die Saudi-Arabien letztlich zur Raison brachte und Kronprinz Mohammed bin Salman (alias MBS) mit einigem Nachdruck nahelegte, im Januar letzten Jahres für den katarischen Emir den roten Teppich zur Versöhnung auszurollen.
Gute Beziehungen zu allen Akteuren
Scheich Tamim hatte gewonnen, die schwerste Krise seiner neunjährigen Amtszeit letztlich ohne Blessuren überstanden. Mit 32 Jahren war der Herrscher des reichsten Landes der Welt an die Macht gekommen. Von seinem Vater hatte der mit drei Frauen verheiratete Tamim gelernt, dass der Sicherheit von Katar am besten gedient ist, wenn gute Beziehungen zu allen Akteuren der Region bestehen: Zu den USA und Iran, zu den afghanischen Taliban, aber auch zu Israel, der Hamas und der Muslimbruderschaft, die SaudiArabien als Bedrohung betrachtet.
Der an der britischen Militärakademie in Sandhurst ausgebildete Scheich Tamin sieht sich als Mittler. Kein arabischer Regent ist so gut vernetzt wie der katarische Emir, der seit seinem 22. Geburtstag einen Sitz im Internationalen Olympischen Komitee hat. Seine Aufgabe war es damals, Doha zur „Welthauptstadt des Sports“zu machen. Der Kleinstaat, so sieht es die „nationale Vision 2030“vor, soll sich langfristig aus der wirtschaftlichen Abhängigkeit von Öl und Gas befreien und ein in der ganzen Welt anerkanntes Zentrum für Kultur, Bildung und Tourismus werden.
Der Konkurrenz aus Dubai und Abu Dhabi ist man sich in der Hauptstadt Doha bewusst, glaubt aber, am Ende die Nase vorn zu haben. Scheich Tamin holte die Handball-WM 2015 sowie die Rad-WM 2016 nach Doha. Seinen bisher größten Prestige-Erfolg hatte er am 2. Dezember 2010 in Zürich errungen, als die FIFA die WM 2022 an Katar vergab. Nicht wenige hatten damals behauptet, die Herrscherfamilie Al Thani habe sich die WM erkauft.
Energiepartnerschaft mit Russland
Immer wieder wurden Korruptionsvorwürfe laut, aber nicht bewiesen. Denn „einkaufen“