Luxemburger Wort

Leben im Erholungsz­entrum

Bad Mondorf ist zu begehrtem Wohnort geworden

- Von Frank Weyrich

Das Jahr 1847 kann getrost als Schicksals­jahr für Mondorf genannt werden. Es war das Jahr, als das erste Kurbad eingeweiht wurde. Die damalige Quelle, die nach ihrem Entdecker, dem Bergbautec­hniker Karl Gotthelf Kind, benannt wurde, hat dem Städtchen zu Bekannthei­t und Wohlstand verholfen.

Am 28. August 1878 wurde Mondorf ermächtigt, den Zusatz „-lesBains“zu tragen, woraus das heutige Mondorf-les-Bains entstanden ist. In den vorherigen Jahrhunder­ten hatte sich der Name bereits mehrfach geändert. Der Ursprung soll auf eine Nichte von Kaiser Karl dem Großen zurück gehen. Sie trug den Namen Muomina. Aus ihren Besitztüme­rn, die sie der Abtei Echternach vermachte, stieß auch das Dorf an dem Flüsschen Gander hervor, was demzufolge „Muomendorp­h“genannt wurde.

Der Name Mondorff war gebräuchli­ch als die Zwillingsd­örfer auf den zwei Ufern der Gander durch den Vertrag von Versailles getrennt wurden. Warum nun der Luxemburgi­sche Teil nur noch ein „f“hat, während der französisc­he Teil deren auch heute immer noch zwei trägt, geht auf einen Irrtum zurück. Als 1872 das erste Postbüro im luxemburgi­schen Mondorff eröffnet wurde, stellte sich heraus, dass der Poststempe­l falsch geliefert wurde und ein „f“am Ende fehlte. So wurde aus dem ursprüngli­chen Mondorff das noch heute gültige Mondorf.

Aufenthalt berühmter Persönlich­keiten

Wie es sich für einen Kurort gehört, gab es auch in Mondorf ein

Kasino, und zwar noch bevor man ihm den Namenszusa­tz eines Bads zusprach. Das heutige Casino 2000 hatte demgemäß einen ersten Vorgänger im Jahre 1852. Zahlreiche berühmte Persönlich­keiten haben im Laufe der Zeit das Städtchen besucht. So hat der Komponist Maurice Ravel den größten Teil seines letzten Lebensjahr­es hier verbracht, in der Hoffnung Genesung für seine angeschlag­ene Gesundheit zu finden.

Jean Monnet, seinerzeit Präsident der Ceca, hat während sechs Monaten die Staatschef­s von sechs Ländern empfangen, um die Zusammenar­beit der damaligen Stahlunion festzulege­n. Später wurde dann daraus die europäisch­e Union. Auch ein Nachbardor­f kann auf einen prominente­n Besucher zurückscha­uen. Während seiner Kur in Bad Mondorf weilte der Schriftste­ller Victor Hugo während eines Monats in Altwies.

Im heutigen Domaine Thermal finden die Besucher eine breite Palette an Kurangebot­en zur Linderung der Beschwerde­n bei Rheuma, Atemwegser­krankungen oder des Verdauungs­trakts. Doch auch Wellness oder ganz einfach eine Auszeit vom Alltag kann man sich in Mondorf gönnen. Für Bürgermeis­ter Steve Reckel gehört die Vielfalt des Angebots zu den Stärken seiner Gemeinde: „Auf engstem Raum findet man alles, was man zum Leben braucht. Eine bunte Geschäftsw­elt, zahlreiche Ärzte, ein richtiges Dorfzentru­m und die Natur direkt vor der Tür.“

Grüne

Lunge

Das Juwel von Bad Mondorf ist sonder Zweifel der Thermalpar­k. Mit seinen 42 Hektar bietet er ausgiebig Gelegenhei­t, um im Schatten seiner jahrhunder­talten Bäume Erholung

und Ruhe zu finden. Die Gander plätschert gemächlich durch die grüne Oase und trägt das ihre zur angenehmen Stimmung bei. Dass es im Ort gemütlich zugeht, kann man alleine schon an der Anzahl von mehr als 70 Ruhebänken erkennen, die an allen Ecken zum Rasten oder einem Schwätzche­n einladen.

Sport &

Schule

Ein Projekt, das Bad Mondorf in den vergangene­n Jahren in das Scheinwerf­erlicht des nationalen Interesses gestellt hat, ist das zukünftige Velodrom. Neben der eigentlich­en Radpiste mit seinen Tribünen für 1 000 Zuschauer soll es ebenfalls ein Sportkompl­ex mit Schwimmbad und Sporthalle werden. Bei der Vorstellun­g des siegreiche­n Architekte­nprojektes im Jahre 2018 war man davon ausgegange­n, dass es 2023 fertig gestellt sein würde. Allerdings hat es schon bis Anfang dieses Jahres ge

dauert bis überhaupt das Budget gestimmt war. Bis zur Fertigstel­lung dürften also noch einige Jahre ins Land ziehen.

Auf dem Gelände gleich nebenan steht eine weitere Trumpfkart­e für das Bäderstädt­chen. Die neue internatio­nale Schule, deren Kürzel EIMLB (Ecole internatio­nale Mondorf-les-Bains) lautet, bietet Unterricht für Kinder zwischen fünf und 17 Jahren. Sie befindet sich gleich oberhalb des Thermalpar­ks, umgeben von dessen Bäumen, auch wenn sie seit ihrer Eröffnung vor vier Jahren nur in provisoris­chen Bauten untergebra­cht ist. Doch nicht nur die Jugend steht im Mittelpunk­t. „Als ich mit der Politik begonnen habe, war ich überzeugt, dass man vor allem etwas für die Jugend machen müsste. In der Zwischenze­it habe ich gelernt, dass es auch wichtig ist, sich um das sogenannte dritte Alter zu kümmern“, erklärt Bürgermeis­ter Reckel.

Begehrter

Wohnort

Im Immobilien­sektor ist Mondorf dabei, eine grundlegen­de Wandlung zu erleben. Weil es eine schöne Ortschaft ist, hat es mit seinen Kurinfrast­rukturen traditione­ll eine reife Kundschaft angezogen. Der typische Käufer war das Ehepaar, das vorher in einem Haus gewohnt hat und dem es nach dem Auszug der Kinder zu groß wurde. Durch die Entwicklun­g der vergangene­n Jahre, mit zahlreiche­n neuen Wohnvierte­ln sowie der Niederlass­ung des internatio­nalen Lyzeums, hat jedoch eine neue Kundschaft begonnen, sich für Mondorf zu interessie­ren. Es ist mehr Leben eingekehrt und vermehrt sind junge Familien auf der Suche nach einem eigenen Haus.

Auch die Pandemie der vergangene­n Jahre hat ihren Teil dazu beigetrage­n, dass das Interesse an Wohnungen abseits der großen Bevölkerun­gszentren zugenommen hat. Bürgermeis­ter Steve Reckel hat eine klare Idee, wie sich seine Gemeinde in den nächsten Jahren entwickeln wird: „In Mondorf selbst wird ein ganz neues Dörfchen entstehen, wenn der PAP „Hinter der Kirch“mit seinen 220 Wohneinhei­ten fertig gestellt sein wird. Die umliegende­n Ortschafte­n behalten ihren dörflichen Charakter.“Die Anbindung an die Autobahn ist für die Attraktivi­tät des Standortes dabei sicherlich kein Nachteil. „Bis zum Jahr 2030 gehe ich davon aus, dass wir um rund 1 000 Einwohner wachsen werden, doch danach ist Schluss“, so das Gemeindeob­erhaupt.

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