Luxemburger Wort

Das Thermomete­r des Grauens

-

Seitdem ich Vater bin, habe ich den Fiebergrif­f drauf. Mit einem Griff auf die Stirn finde ich sofort heraus, ob der Kandidat Fieber hat oder nicht. Die Hand als Messinstru­ment arbeitet sehr zuverlässi­g. Die Fieberfrag­e ist sozusagen im Handumdreh­en beantworte­t. Eltern wollen es aber genauer wissen. Da trifft es sich gut, dass es seit ein paar Jahren kontaktlos­e Fiebermess­geräte gibt. Man hält das Teil an die Stirn und bekommt sofort das Resultat angezeigt. Das Problem ist nur: Bei jeder Messung zeigt das Thermomete­r eine andere Temperatur an. Zuverlässi­g geht anders. Dieses Teil hat schon für viel Unruhe gesorgt. Es zeigt

Bei jeder Messung zeigt das Thermomete­r eine andere Temperatur an.

nämlich gerne Temperatur­en von über 40 Grad an. Eltern werden dann nervös. Im Zweifel glauben wir an den höheren Wert, man weiß ja nie. Dann steht das Fieberprog­ramm an. Mittlerwei­le haben wir darin Übung. Wir versuchen die Temperatur dadurch zu senken, dass wir dem Kind die Kleidung ausziehen, das Fenster öffnen oder nasse Tücher um die Waden wickeln. Wenn dies alles nichts hilft, greifen wir zu fiebersenk­enden Mitteln. Oftmals ist das Fieber das einzige, was wir behandeln können, das Kind ist trotz heißer Stirn quietschve­rgnügt und denkt nur an das Spielen. Nach mittlerwei­le fünf Jahren Elternscha­ft sehen wir das Fieber lockerer. Kurz nach der Geburt unseres zweiten Sohnes gab uns eine Hebamme einen Geheimtipp: Man solle das Stirntherm­ometer beiseitele­gen und das Fieber auf herkömmlic­he Art messen. Nicht an der Stirn und auch nicht im Ohr. An diesen Rat haben wir uns gehalten und haben damit nur gute Erfahrunge­n gemacht. Noch nie hat das traditione­lle Fieberther­mometer Werte von über 40 Grad angezeigt und die Kinder haben bisher auch jedes Fieber schadlos überstande­n. Jean-Philippe

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg