Luxemburger Wort

Nach tödlichem Unfall mit Eisskulptu­r ermittelt die Justiz gegen elf Beschuldig­te

Die Ermittlung­en sollten im Sommer 2022 abgeschlos­sen werden. Kurz vor Schluss forderte einer der Beschuldig­ten weitere Überprüfun­gen an

- Von Maximilian Richard

Mit der Eisskulptu­r zerbricht eine Familie. Teile des rund 700 Kilogramm schweren Eisblocks treffen am Abend des 24. November 2019 einen kleinen Jungen. Emran verstirbt noch auf dem Weg ins Krankenhau­s – im Alter von zwei Jahren und zehn Monaten. Drei Jahre nach dem Unglück auf dem Knuedler warten seine Eltern immer noch auf Antworten. Die Ermittlung­en in dem Fall sind immer noch nicht abgeschlos­sen.

Dabei wollte der zuständige Untersuchu­ngsrichter die Untersuchu­ngen eigentlich Ende Juli abschließe­n. Wie die Staatsanwa­ltschaft auf Nachfrage mitteilt, habe jedoch ein Anwalt der Angeklagte­n kurz zuvor weitere Überprüfun­gen in Auftrag gegeben. Der Abschluss der Ermittlung­en rückt dadurch wieder nach hinten.

Staatsanwa­ltschaft gibt keine Auskunft über Identität

Unmittelba­r nach dem Unfall war zunächst eine Untersuchu­ng wegen fahrlässig­er Tötung gegen Unbekannt eingeleite­t worden. Inzwischen hat der Untersuchu­ngsrichter elf Personen beschuldig­t. Über ihre Identität will die Staatsanwa­ltschaft keine Aussagen machen. Erst nach Abschluss der Ermittlung­en entscheide nämlich eine richterlic­he Ratskammer, welcher der Beschuldig­ten sich vor einem Gericht verantwort­en muss.

Eine offizielle Auskunft über die Identität der Beschuldig­ten bleibt demnach aus. Bei den Ermittlung­en dürften jedoch Fragen über die mögliche Verantwort­ung aller Beteiligte­n eine wesentlich­e Rolle spielen. Demnach kommen viele Akteure als mögliche Beschuldig­te in Betracht: etwa der Gestalter der Skulptur, dessen Arbeitgebe­r,

der Auftraggeb­er der Skulpturen oder sogar die Organisato­ren des hauptstädt­ischen Weihnachts­markts.

Skulptur sollte von Besuchern genutzt werden

Die dreiteilig­e Eisskulptu­r war erst drei Stunden vor dem Vorfall gefertigt und unweit der Eispiste vor dem Knuedler aufgestell­t worden. Die vom Luxembourg City

Die Trümmer der Eiswand.

Tourist Office in Auftrag gegebene Installati­on war als „partizipat­ive Skulptur“konzipiert worden.

Ein Fell, das auf den Schlitten ausgelegt wurde, lud Besucher des hauptstädt­ischen Weihnachts­markts ein, darauf Platz zu nehmen. Eine Möglichkei­t, die viele Familien nutzten, um Erinnerung­sfotos zu machen. So auch die Familie von Emran: Als der Junge gegen 20 Uhr auf einem der Schlitten Platz nahm, stürzte die 2,5 Meter hohe Nachbildun­g einer Fassade eines Holzchalet­s hinter dem Schlitten um.

Dass solch ein Unfall nicht hätte geschehen dürfen, betonte kurz nach dem Unfall ein Experte in der Eisgestalt­ung gegenüber dem „Luxemburge­r Wort“. Eine derart hohe Wand müsse sicher stehen. In seinen Augen habe es einen Fehler beim Bau geben müssen. Die Stadt Luxemburg hat derweil längst auf den Unfall reagiert. Vergleichb­are Eisskulptu­ren gehören seitdem auf den Weihnachts­märkten der Vergangenh­eit an.

Ein derartiger Unfall hätte nicht geschehen dürfen, betonte kurz danach ein Experte in der Eisgestalt­ung

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Foto: Gerry Huberty Mit Kerzen und Blumen wurde nach dem Unfall auf dem Knuedler an den kleinen Jungen erinnert.
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Foto: Anouk Antony

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