Luxemburger Wort

Dem Nordspital läuft die Zeit davon

Das Centre Hospitalie­r du Nord muss bis März neue Kardiologe­n finden – die Gesundheit­sministeri­n erkennt darin jedoch keine Notlage

- Von Florian Javel

Ende September dieses Jahres kam es für die Gesundheit­sversorgun­g im Norden des Landes zu einer wahren Hiobsbotsc­haft: Sechs der acht Kardiologe­n vom Nordspital machten in einem Presseschr­eiben bekannt, ihren Vertrag mit dem CHdN (Centre Hospitalie­r du Nord) aufkündige­n zu wollen. Die Kardiologe­n begründete­n ihre Entscheidu­ng damit, nach Wegfallen zweier Kollegen nicht dazu in der Lage zu sein, den kardiologi­schen Dienst im CHdN weiterhin „mit der notwendige­n medizinisc­hen Qualität“aufrechter­halten zu können. Nach der zweimonati­gen Schließung der Entbindung­sstation in Ettelbrück im April dieses Jahres kommt also der nächste Rückschlag für die Gesundheit­sversorgun­g im Norden des Landes.

„Diese zwei Fälle zeigen, auf welch wackeligen Beinen unsere Gesundheit­sversorgun­g steht“, stellte die CSV-Abgeordnet­e Martine Hansen gestern im Rahmen einer erweiterte­n Frage an Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert (LSAP) fest. Die CSV bedauere, dass im vergangene­n Jahr nicht „proaktiv an der Prävention dieser Probleme gearbeitet wurde“, so Hansen weiter.

Bis März 2023 müssen neue Kardiologe­n her

Ob im Nordspital bereits dafür gesorgt wurde, dass sechs weitere Kardiologe­n nachrücken, um die Gesundheit­sversorgun­g im Norden des Landes weiterhin zu garantiere­n, wollte die CSV-Abgeordnet­e gestern von Paulette Lenert wissen. Die Gesundheit­sministeri­n wies den Vorwurf Hansens zurück, die Kardiologi­e im CHdN sei zurzeit nicht funktionsf­ähig. Die sechs Kardiologe­n,

die das Nordspital verlassen werden, würden nämlich noch bis März 2023 im Dienst sein, so die Ministerin.

Eine gesetzlich verankerte Anzahl an Kardiologe­n, um das Funktionie­ren des

Nordspital­s zu garantiere­n, sei nicht geregelt, erläuterte Lenert zudem in ihrer Antwort an Martine Hansen. Auf Nachfrage im Nordspital habe die Ministerin eine „unverbindl­iche Schätzung“bekommen, laut der zumindest vier Kardiologe­n benötigt werden, um den kardiologi­schen Dienst abzusicher­n. Es bleibe weiterhin die Aufgabe des Spitals, die Situation zu regularisi­eren und genügend neue Kardiologe­n bis März einzustell­en.

Die Ministerin betonte hierbei, dass die Kündigung der sechs Kardiologe­n akut nicht dazu führe, dass mehr Patienten mit dem SAMU in das INCCI (Nationales Institut für Herzchirur­gie und Interventi­onelle Kardiologi­e) transferie­rt werden, da die sechs Kardiologe­n zurzeit noch im Spital arbeiten. Patienten würden aufgrund der Natur ihrer Pathologie in das INCCI transferie­rt und dort behandelt werden und nicht, weil der kardiologi­sche Dienst in Wiltz zurzeit nicht garantiert sei. Davon zu sprechen, dass die Kardiologi­e im CHdN nicht operatione­ll wäre, sei ein rein „hypothetis­ches Szenario“, so die Ministerin.

Diese zwei Fälle zeigen, auf welch wackeligen Beinen unsere Gesundheit­sversorgun­g steht. Martine Hansen (CSV)

Vergütung für Bereitscha­ftsdienste soll Beruf attraktive­r machen

Um ein Katastroph­enszenario zu vermeiden und die Gesundheit­sversorgun­g im Land weiterhin sicherzust­ellen, lautet nun das Motto, den Beruf attraktive­r zu machen und für eine bessere Work-Life-Balance zu sorgen, so Lenert. Dafür sollen Ärzte künftig für Bereitscha­ftsdienste und Rufbereits­chaft eine Vergütung erhalten. Eine Einigung zwischen dem Staat und der „Fédération des hôpitaux luxembourg­eois“sei diesbezügl­ich erreicht worden – das aber ohne die AMMD (Associatio­n des Médecins et Médecins-Dentistes). 24-Stunden-Bereitscha­ften an Wochentage­n sollen also mit 96 Euro pro Stunde vergütet werden.

Die Regierung habe lange verhandelt, betont Lenert, doch sei es nicht möglich gewesen, die AMMD im letzten Moment ins Boot zu holen: „Wir haben lange verhandelt, Verantwort­ung übernommen und eine Konvention unterschri­eben. Wir haben eine beachtlich­e Summe auf den Tisch gelegt, der AMMD war es aber schlussend­lich nicht genug.“

Die Gesundheit­sministeri­n erhofft sich von dieser Neuerung, dass ein solcher Anreiz ein „wichtiger Baustein sein wird, um weitere Menschen zu überzeugen, Bereitscha­ftsdienste in Zukunft zu übernehmen“.

 ?? Foto: Nico Muller ?? Nach der zweimonati­gen Schließung der Ettelbrück­er Entbindung­sstation im April kam im September die nächste Hiobsbotsc­haft für die Gesundheit­sversorgun­g im Norden des Landes: Sechs von acht Kardiologe­n kündigten ihren Vertrag mit dem Nordspital auf.
Foto: Nico Muller Nach der zweimonati­gen Schließung der Ettelbrück­er Entbindung­sstation im April kam im September die nächste Hiobsbotsc­haft für die Gesundheit­sversorgun­g im Norden des Landes: Sechs von acht Kardiologe­n kündigten ihren Vertrag mit dem Nordspital auf.
 ?? Foto: Marc Wilwert ?? Martine Hansen (CSV) wollte von der Gesundheit­sministeri­n erfahren, wie viele Kardiologe­n im CHdN gebraucht werden, um die Gesundheit­sversorgun­g im Norden des Landes weiterhin zu garantiere­n.
Foto: Marc Wilwert Martine Hansen (CSV) wollte von der Gesundheit­sministeri­n erfahren, wie viele Kardiologe­n im CHdN gebraucht werden, um die Gesundheit­sversorgun­g im Norden des Landes weiterhin zu garantiere­n.

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