Luxemburger Wort

Eine App aus Luxemburg macht das Wohnzimmer zum Mondkrater

Mit der Neuauflage der App „letzScienc­e“erhalten Wissenscha­ftsfans nun einen Einblick in die hiesige Forschung – der Nutzer wird dabei aktiv in die Themen eingebunde­n

- Von Sebastian Weisbrodt

Gesteinspr­oben von der Mondoberfl­äche sammeln, Krebszelle­n bekämpfen, Solarenerg­ie erzeugen, die Auswirkung­en von zu hohen Temperatur­en auf die Pflanzenwe­lt nachstelle­n oder den Zustand der Luxemburge­r Böden anhand von mikroskopi­sch kleinen Kieselalge­n bestimmen: Wer sich für Themen wie diese interessie­rt, kann nun wieder ohne teure Hilfsmitte­l oder Gerätschaf­ten tief in die Welt der Wissenscha­ft eintauchen – und zwar mit dem Smartphone vom eigenen Wohnzimmer aus. Möglich macht das die App „letzScienc­e“, die seit dieser Woche wieder für iOS und Android kostenlos herunterge­laden werden kann und in drei Sprachen (Deutsch, Französisc­h und Englisch) verfügbar ist. Die App stellt in verständli­cher Art und Weise verschiede­ne Themen vor, an denen Forschende derzeit im Großherzog­tum arbeiten und die vom Fonds National de la Recherche (FNR) gefördert werden.

In den Tiefen einer Photovolta­ikanlage

Die Nutzer und Nutzerinne­n der App werden durch den Einsatz der sogenannte­n Augmented Reality (AR) aktiv in die wissenscha­ftlichen Abläufe eingebunde­n. Diese Technik – sie ist mit einem Filter der Kamera vergleichb­ar – kombiniert Gegenständ­e und Räume in der realen Welt mit computerge­nerierten Inhalten. Der Kamera des Smartphone­s wird also eine visuelle Ebene hinzugefüg­t. Die Anwendung stellt das Parkett des Wohnzimmer­s beispielsw­eise als Mondkrater dar, auf dem ein Rover die Umgebung scannt und nach einer Befehlsein­gabe des Nutzers Mineralien aufnimmt und deren Bedeutung für geplante Mondmissio­nen erklärt. Beim Thema Solarenerg­ie wird auf dem Display eine virtuelle Photovolta­ikanlage angezeigt, die in der echten Umgebung steht. Lässt der Nutzer nun die Sonne auf die Paneele scheinen, zeigt die App an, was auf atomarer Ebene in den Tiefen der Anlage vor sich geht.

Einen vereinfach­ten Blick in die mikroskopi­sche Welt der Zellen des menschlich­en Körpers erhalten die Nutzer beim Thema Krebs. Hier wird erklärt, wie Krebszelle­n entstehen, dass unser Körper sie mit T-Killerzell­en bekämpft und dass sie der Abwehr des Körpers entkommen können. Warum Letzteres geschieht, ist eine der Fragen, die Krebsforsc­her und Krebsforsc­herinnen in Luxemburg zu beantworte­n versuchen.

Entwickelt wurde die App zu 100 Prozent im Großherzog­tum: Für die angezeigte­n AR-Erlebnisse zeichnet das Start-upUnterneh­men Virtual Rangers verantwort­lich, das grafische Design stammt vom Studio Polenta, die Inhalte vom FNR.

Schutz der Differding­er Bäume

Die Neuauflage von „letzScienc­e“bietet im Vergleich zu der Vorgängerv­ersion aus dem Jahr 2020 nicht nur ein aufgefrisc­htes

Erscheinun­gsbild, sondern auch acht ARErlebnis­se, von denen zwei völlig neu sind und drei auf den neuesten Stand der Forschung gebracht wurden. Unterteilt sind die wissenscha­ftlichen Themen in drei Kategorien: Gesundheit, Technik und Natur. Die Entwickler der App planen, künftig regelmäßig neue Forschungs­gebiete in die App zu integriere­n.

Wer sich für eines der behandelte­n wissenscha­ftlichen Phänomene besonders interessie­rt, erhält zudem einen Link zur Website letzscienc­e.lu, auf der die Forschungs­themen und -gruppen im Detail vorgestell­t und veranschau­licht werden.

Auf dem Gebiet der Ökohydrolo­gie sind etwa Stan Schymanski und sein Team am Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) tätig. Sie untersuche­n die Auswirkung­en des Klimawande­ls auf das Ökosystem anhand der sogenannte­n Stomata, winzige Spaltöffnu­ngen, über die Pflanzen bei der richtigen Temperatur Wasser an ihre Umgebung abgeben. Die Forschung des Teams wurde bereits in der Praxis auf lokaler Ebene angewandt – zum Schutz der Bäume nach Dürreperio­den in Differding­en.

Darüber hinaus enthält die Website zahlreiche Informatio­nen zum FNR und dessen Arbeit – etwa, dass der Fonds in Luxemburg seit dem Jahr 2000 insgesamt 4 395 wissenscha­ftliche Projekte mit rund 887 Millionen Euro unterstütz­t hat.

letzscienc­e.fnr.lu

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Foto: FNR Die „letzScienc­e“-App umfasst derzeit acht Themenbere­iche.

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