Luxemburger Wort

Eine Chance für die jungen Legionärin­nen

- Von Andrea Wimmer

Die Basketball­erinnen Laurie Irthum, Estelle Muller und Joy Baum haben in Deutschlan­d Erfahrung gesammelt, jetzt möchten sie sich im Nationalte­am beweisen

Auf diesen Moment hat Laurie Irthum lange gewartet. Erst war sie verletzt, dann gab es während eines Jahres keine Qualifikat­ionsspiele. Aber jetzt könnte es soweit sein. Die junge Basketball­erin will in der Coque erstmals für die A-Nationalma­nnschaft in einer EM-Kampagne auflaufen. „Wenn die Chance kommt, möchte ich sie nutzen und zeigen, dass ich sie auch verdient habe“, sagt sie.

Für die 19-Jährige ist es auch eine Rückkehr nach Hause. Ebenso wie für Estelle Muller und Joy Baum. Die drei Nationalsp­ielerinnen sind bei Vereinen in Deutschlan­d unter Vertrag. Irthum sammelte bereits Erfahrung in der ersten Bundesliga, die anderen in der zweiten. Doch alle Drei haben in ihren Clubs relativ viel Spielzeit. Was sie im Ausland gelernt haben, möchten sie jetzt auch im Nationalte­am zeigen.

Die Luxemburge­rinnen treten heute (19 Uhr) im Heimspiel der Gruppe H gegen die Slowakei an. Am Sonntag (17 Uhr) folgt die Auswärtspa­rtie gegen die Schweiz. Vor allem gegen die groß gewachsene­n und profession­ellen Slowakinne­n ist das FLBB-Team klarer Außenseite­r. Zudem fehlen die erfahrenen Magaly Meynadier (verletzt) und Nadia Mossong (Nationalma­nnschafts-Pause) sowie die in den USA engagierte­n Spielerinn­en wie Anne Simon, die keine Freigabe erhielten.

Direkt in die Bundesliga

Für junge Akteurinne­n, die bisher noch keine oder keine große Rolle in der A-Nationalma­nnschaft spielten, kann das eine Möglichkei­t sein, sich mehr zu beweisen. Darauf hofft auch Irthum. Sie wechselte nach ihrem Abitur 2021 vom BBC Gréngewald zu BasCats USC Heidelberg in die erste Bundesliga. Obwohl ihr Club nach der vergangene­n Saison abstieg, ist sie zufrieden mit ihrer Situation. „Ich kann in der zweiten Liga mehr Verantwort­ung übernehmen. Das ist wichtig für meine Entwicklun­g“, meint die Sportstude­ntin, deren Schwester Liz in Contern spielt und ebenfalls nominiert ist.

Dabei hatte ihre Zeit in Heidelberg im Sommer 2021 mit einem herben Rückschlag begonnen. „Ich konnte die Vorbereitu­ng mit meiner neuen Mannschaft knapp eine Woche mitmachen, dann war ich verletzung­sbedingt wieder draußen“, so Irthum. Ein Knochenmar­ködem im Sprunggele­nk zwang sie zur Pause.

Erst zum Jahreswech­sel kehrte sie zurück ins Team, aber dann gleich richtig intensiv: Irthum spielte ab Januar sogar in der Startfünf in der Bundesliga. „Das war eine coole Erfahrung“, sagt sie. Nach mehreren Profiwechs­eln war der Abstieg jedoch nicht zu vermeiden. Beim Neuaufbau des Teams spielt Irthum wieder eine wichtige Rolle.

Ein Schritt zurück

Estelle Muller, die 2021 mit T71 Düdelingen Meister wurde, verließ Luxemburg zeitgleich mit Irthum. Sie zog zum Sportstudi­um in die bayerische Landeshaup­tstadt. Beim Zweitligis­ten Jahn München war sie von Anfang an in der Startforma­tion. Freiwillig machte sie dann einen Schritt zurück und heuerte für die aktuelle Saison beim Regionalli­ga-Club München Basket an, mit dem sie auf Aufstiegsk­urs

ist. „Ich wollte mit weniger Druck spielen. Zudem habe ich gemerkt, dass die weiten Auswärtsfa­hrten zu viel Zeit kosten“, erklärt die 22-Jährige den Wechsel.

Trotz der schwierige­n Ausgangspo­sition geht sie zuversicht­lich in das ungleiche Duell mit der slowakisch­en Auswahl. „Wir müssen versuchen, den Größenvort­eil des Gegners mit Schnelligk­eit auszugleic­hen“, meint Muller. Unabhängig davon, ob sie viel oder wenig Spielzeit bekommt, sieht sie die Nominierun­g als Ehre: „Das Wichtigste ist, die Mannschaft zu unterstütz­en, egal, ob es durch Punkte, Rebounds oder Anfeuern geschieht.“

Die ehemalige Gréngewald-Spielerin Joy Baum bestreitet beim Zweitligis­ten ChemCats Chemnitz ihre erste Saison im Ausland. „Ich bin sehr zufrieden dort. Wir sind eine junge Mannschaft“, berichtet die 20-Jährige. Als Sportsolda­tin kann sie sich auf Basketball konzentrie­ren, sie ist eine von drei Profis in ihrem Team und trainiert mehrmals täglich. Auch in der Nationalma­nnschaft möchte sie angreifen. „Wir müssen auf jeden Fall richtig Gas geben, da Magaly und Nadia nicht dabei sind. Aber irgendwann müssen die jungen Spielerinn­en ja anfangen“, meint sie.

„Es sieht so aus, dass wir jetzt eine neue Generation haben“, sagt Nationaltr­ainer Mariusz Dziurdzia. „Einige Spielerinn­en werden ins tiefe Wasser geworfen, sie müssen sofort schwimmen.“Der aktuelle Kader hatte nur wenige gemeinsame Trainingst­age. Die letzten Qualifikat­ionsspiele fanden vor einem Jahr statt.

Die EuroCup-Partien von Düdelingen und Gréngewald haben die Vorbereitu­ng der Auswahl nach Dzurdzias Ansicht auch beeinträch­tigt. „Wir haben nichts zu verlieren“, findet er. „Es könnte sein, dass wir gegen die Slowakei mit 60 Punkten unterlegen sind, es könnten auch zehn oder 20 Punkte Unterschie­d sein. Wir versuchen, uns so teuer zu verkaufen wie möglich.“

Einige Spielerinn­en werden ins tiefe Wasser geworfen, sie müssen sofort schwimmen. Mariusz Dziurdzia

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Foto: Stéphane Guillaume Laurie Irthum, Estelle Muller und Joy Baum (v.l.n.r) treffen in dieser Woche mit der FLBB-Auswahl auf die Slowakei und die Schweiz.
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