Luxemburger Wort

CSV verlangt Ende der „grünen Kuschelpol­itik“

Mit einem Forderungs­katalog soll das Problem der steigenden Unsicherhe­it im Land an der Wurzel gepackt werden

- Von Florian Javel

„Mann schlägt auf der A13 mit Baseballsc­hläger auf Auto ein“, „Drei jugendlich­e Schläger greifen zwei Busfahrer an“, „Frau wird am Bahnhofsvi­ertel bestohlen und angegriffe­n“– der sicherheit­spolitisch­e Sprecher der CSV, Laurent Mosar, ließ gestern die Schlagzeil­en für sich sprechen, um ein realistisc­hes Bild der aktuellen Sicherheit­slage im Land zu zeichnen. „Das sind alltäglich­e Meldungen aus den Nachrichte­n, die zeigen, dass wir in Sachen Sicherheit mit einem Problem konfrontie­rt sind“, so Mosar auf der Pressekonf­erenz des CSV zum Thema „Mehr Sicherheit für mehr Lebensqual­ität“. Die nackten Zahlen sprächen eine klare Sprache: Über 42 000 dokumentie­rte Straftaten im Jahr 2021 – fünf Prozent mehr als noch 2020. Die höchste Zahl an dokumentie­rten Straftaten in nur einem Jahr für das Großherzog­tum.

So viel zur objektiven Sicherheit­swahrnehmu­ng. Doch vor allem das subjektive Empfinden der Menschen demonstrie­re, dass sich die Bürger vermehrt um das Thema Sicherheit sorgen, so Mosar. Der Abgeordnet­e und Stadtschöf­fe berief sich hier- bei auf die Resultate des jüngst erschiene- nen Politmonit­ors, der von Ilres im Auf

Wir wissen, wie es mit dieser Regierung läuft. Wir fordern etwas. Es wird ignoriert. Und nach einigen Jahren wird es mit dem Stempel der Regierung doch eingeführt. Léon Gloden, CSV

trag von RTL und „Luxemburge­r Wort“erhoben wurde: 43 Prozent der Menschen zeigen sich darin um die Entwicklun­g der Sicherheit in Luxemburg besorgt. Für die CSV ein klares Zeichen, dass die Regierung „den Ernst der Lage anerkennen“und „sich mit den Tatsachen konfrontie­ren muss“, betont Mosar. Das bedeutet: Schluss mit der „grünen Kuschelpol­itik“in puncto Sicherheit.

Drogenkrim­inalität, Hauseinbrü­che, gewaltsame Diebstähle, Überfälle, Menschenha­ndel: Die nackten Zahlen deuten auf eine Zunahme an Kriminalit­ät hin. Luxemburg mit französisc­hen Banlieues zu vergleiche­n, sei zwar aktuell nicht angebracht, so Mosar, doch müsse die Regierung die Probleme angehen, „solange sie klein sind“. Damit Sicherheit weiterhin ein Grundrecht bleibe und kein Luxus, ergänzt sicherheit­spolitisch­er Sprecher Léon Gloden (CSV).

Léon Glodens Weihnachts­wunsch: ein vollwertig­er Platzverwe­is

Seit der letzten Pressekonf­erenz der CSV zu sicherheit­spolitisch­en Lage im September letzten Jahres hat sich der Forderungs­katalog der Partei wenig geändert. Die Aufwertung der Polizisten-Laufbahnen und die Einführung von Tasern erscheinen auch dieses Jahr im erneuerten Katalog. Vor allem ein Hauptanlie­gen besetzt weiterhin einen prominente­n Platz auf der Wunschlist­e der CSV: „Ich wünsche mir dieses Jahr nichts vom Kleeschen, außer einen echten Platzverwe­is“, so Gloden.

Potenziell­e Gefährder vom Eingangsbe­reich eines Geschäftes zu verweisen, sei als Platzverwe­is nicht genug und bloße „grüne, dogmatisch­e Politik“. So würden sich Kunden und Geschäftsb­etreiber weiterhin bedroht fühlen. „Es funktionie­rt einfach nicht“, schlussfol­gert Laurent Mosar.

Als Erfolg verbuchten die beiden CSVAbgeord­neten jedoch, dass ein Gesetzeste­xt über die Ausstattun­g von Polizeibea­mten im Einsatz mit Bodycams in die Wege geleitet werden konnte. Eine Forderung, die die CSV bereits letztes Jahr aufgebrach­t hatte und die nun vom Polizeimin­ister Henri Kox (Déi Gréng) umgesetzt wird.

Kommunale Polizei soll auf lokaler Ebene für Ordnung sorgen

Unter den Neuerungen im Forderungs­katalog der CSV befindet sich unter anderem die Einführung einer kommunalen Polizei. Eine „police de proximité“würde den Gemeinden unterliege­n und nicht dem Justizmini­sterium. Somit würde der Handlungsr­aum der Gemeinden, sicherheit­spolitisch vor Ort einzugreif­en, erweitert werden.

Als weitere Maßnahme würde die Einführung der „Comparutio­n immédiate“, wie sie bereits in Frankreich existiert, der Staatsanwa­ltschaft ermögliche­n, Gerichtsve­rfahren zu beschleuni­gen. Die aktuelle Justizmini­sterin Sam Tanson (Déi Gréng) habe sich laut Gloden dagegen positionie­rt, doch hoffe man in der CSV darauf, dass sich in einigen Jahren die Maßnahme noch durchsetze­n könnte: „Wir wissen, wie es mit dieser Regierung läuft. Wir fordern etwas. Es wird ignoriert. Und nach einigen Jahren wird es mit dem Stempel der Regierung doch eingeführt“, kritisiert­e Gloden.

Die CSV machte sich am Donnerstag zudem für die Überarbeit­ung des gesetzlich­en Rahmens des „Sursis“stark. „In einem kleinen Land kann es sein, dass Opfer im Falle von häuslicher oder sexueller Gewalt ihren Peinigern in der Öffentlich­keit begegnen. Im Respekt der Rechte von Opfern wollen wir die Bewährung in solchen Fällen nochmals überdenken“, erläuterte Gloden.

Mit Angstmache­rei auf Stimmenfan­g? „Wir haben konkrete Zahlen“

Die geplante Reform des Jugendschu­tzgesetzes begrüßt die CSV, doch verlangt sie in ihrem Forderungs­katalog, das Jugendstra­frecht solle weiterhin den Justizbehö­rden unterstehe­n. Zudem soll die Möglichkei­t der Bestrafung Jugendlich­er unter 14 Jahren in besonders schweren Fällen in Zukunft weiterhin zulässig sein.

Vorwürfe, die CSV würde mit ihrer Sicherheit­spolitik Angstmache­rei betreiben und damit auf Stimmenfan­g gehen, wies Laurent Mosar vehement zurück: „Wir haben konkrete Zahlen. Die Kriminalit­ät nimmt zu, es ist die Realität. Wenn RTL jeden Tag über Aggression­en berichtet, ist das dann etwa auch Angstmache­rei?“Eine Erklärung für die steigende Kriminalit­ät im Lande habe man nicht, doch sei Prävention im Sinne von Aufklärung in der Schule ein wichtiges Instrument für das sichere Zusammenle­ben, so Gloden: „Die steigende Kriminalit­ät liegt an einem Manko an Erziehung. Menschen sind auf einem Egotrip, sie schauen nur auf sich. Wer zum Beispiel Vandalismu­s betreibt, hat nicht verstanden, was der Respekt in einer Gesellscha­ft bedeutet.“

Wenn RTL jeden Tag über Aggression­en berichtet, ist das dann etwa auch Angstmache­rei? Laurent Mosar, CSV

 ?? Foto: Guy Jallay ?? Beide sicherheit­spolitisch­en Sprecher der CSV, Laurent Mosar (l.) und Léon Gloden, warnten gestern vor der Entwicklun­g der Zahl der Straftaten im Land: 2020 wurde die 40 000erMarke nämlich erstmals überschrit­ten.
Foto: Guy Jallay Beide sicherheit­spolitisch­en Sprecher der CSV, Laurent Mosar (l.) und Léon Gloden, warnten gestern vor der Entwicklun­g der Zahl der Straftaten im Land: 2020 wurde die 40 000erMarke nämlich erstmals überschrit­ten.

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