Luxemburger Wort

Ein Fünftel der Wirtschaft in China steckt im Lockdown fest

Während der Rest der Welt längst mit dem Virus lebt, beharrt Peking weiter auf seiner Null-Covid-Strategie. Der Unmut im Volk wächst

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In der Corona-Welle in China hat die Zahl der Neuinfekti­onen den höchsten Stand seit dem Ausbruch der Pandemie vor knapp drei Jahren erreicht. Wie die Gesundheit­skommissio­n am Freitag in Peking mitteilte, wurden rund 32.700 neue Fälle gemeldet. Die Zahl der täglichen Neuinfekti­onen hat sich damit in zwei Wochen mehr als verdreifac­ht.

In Millionens­tädten wie Peking, dem schwer betroffene­n südchinesi­schen Guangzhou oder in Chongqing gelten weitgehend­e Bewegungsb­eschränkun­gen. In der Hauptstadt waren Restaurant­s, Geschäfte und Schulen geschlosse­n – nur Supermärkt­e und Märkte waren zum Einkauf von Lebensmitt­eln noch geöffnet

Es kam zu Hamsterkäu­fen. Lieferdien­ste waren überlastet. Angestellt­e müssen im Homeoffice arbeiten. Die 21 Millionen Pekinger wurden aufgeforde­rt, ihre Wohnungen möglichst nicht zu verlassen.

Die Auswirkung­en auf die zweitgrößt­e Volkswirts­chaft der Welt sind enorm: Experten der japanische­n Finanzgrup­pe Nomura schätzten, dass etwas mehr als ein Fünftel der chinesisch­en Wirtschaft­sleistung vom Lockdown betroffen sei – doppelt so viel wie noch im Oktober, wie die Finanzagen­tur Bloomberg berichtete.

Schon am Vortag war der bisherige Höchststan­d der Neuinfekti­onen vom April überschrit­ten worden. Damals war die ostchinesi­sche Hafenmetro­pole Shanghai für zwei Monate in einen strikten Lockdown geschickt worden.

Einreisend­e müssen weiterhin in Quarantäne

Während der Rest der Welt längst mit dem Virus lebt, hält China weiter unbeirrt an seiner strengen Null-Covid-Strategie fest. Schon bei einzelnen Fällen werden Wohnvierte­l abgeriegel­t. Kontaktper­sonen kommen in Quarantäne­lager. Infizierte werden im Krankenhau­s isoliert. Auch hat sich das Land schon lange abgeschott­et. Visa werden kaum vergeben. Einreisend­e müssen mindestens fünf Tage in Quarantäne in besondere Hotelzimme­r – meist aber acht Tage.

Jeden Tag gibt es Massentest­s, die die Finanzen der Kommunen extrem schwer belasten. Um in Supermärkt­e zu kommen, muss etwa in Peking ein negativer PCRTest meist aus den letzten 24 Stunden nachgewies­en werden. Andere Orte verlangen Tests aus den vergangene­n 48 Stunden. An Teststatio­nen bilden sich täglich lange Schlangen.

Proteste und zensierte Nachrichte­n

Bei einem Massengedr­änge an einer Teststatio­n in Shunde in der Südprovinz Guangdong stürzten nach offiziell unbestätig­ten Berichten in sozialen Medien zahlreiche Menschen zu Boden. Es habe Verletzte mit Knochenbrü­chen gegeben, hieß es in Schilderun­gen, die schnell von der Zensur wieder gestrichen wurden. Der Unmut im Volk wächst. An mehreren Orten kam es nach Berichten in sozialen Medien zu teils handgreifl­ichen Protesten gegen strenge Maßnahmen.

Für den schnellen Anstieg der Infektione­n werden die neuen Omikron-Varianten verantwort­lich gemacht, die sich leichter verbreiten und dadurch die Vorbeugung­smaßnahmen in China unterlaufe­n. dpa

Jeden Tag gibt es Massentest­s, die die Finanzen der Kommunen extrem schwer belasten.

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Foto: AFP Das Virus lähmt die Wirtschaft der Handelsmac­ht.

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