Luxemburger Wort

Wie sich das Luxemburge­r Team auf die Expogast vorbereite­t

Das Community Catering Team freut sich auf den internatio­nalen Kochwettbe­werb – wer für viele Menschen kochen muss, hat jedoch einiges zu beachten

- Von Sarah Schött

Für die Familie zu kochen, ist für die meisten Menschen nichts Ungewöhnli­ches. Schwierige­r wird es da schon, wenn die Personenan­zahl, die versorgt werden muss, ansteigt – etwa anlässlich eines Geburtstag­sfestes. Für viele Köchinnen und Köche überall im Großherzog­tum jedoch ist es Alltag, für große Menschenme­ngen Gerichte zuzubereit­en. Und einige von ihnen tun das in den kommenden Tagen sogar bei einer Meistersch­aft, nämlich im Rahmen der Expogast.

Da es zurzeit keine luxemburgi­sche Nationalma­nnschaft von Köchen und Köchinnen gibt, ebenso wenig eine Juniorenna­tionalmann­schaft, tritt das Großherzog­tum exklusiv mit dem Luxembourg Culinary Catering Team unter der Leitung von Jean-Claude Brill im Community-Catering-Wettkampf an.

Die Zusammenar­beit verbessern

Auf dem Menü: als Vorspeise Kürbissupp­e mit Kachkéis-Schaum; als Fischgeric­ht Lachsforel­le mit einer Cannelloni aus Rettich mit Gemüsefüll­ung; als Fleischger­icht Kalbsrücke­n und Püree, dazu verschiede­ne Sorten Gemüse; als vegetarisc­hes Gericht Waffel mit Gemüse, veganer Sauce und einer Mousse aus Linsen und Kichererbs­en; Salat mit Graupen, Roter Beete und einer Praline aus Ziegenkäse; und beim Dessert dreht sich alles um Apfel und weiße Schokolade. Jeweils 120 Portionen warten darauf, vorbereite­t und gekocht zu werden, das Thema war vorgegeben: traditione­lle luxemburgi­sche Küche neu interpreti­ert. „Man sagt ja, Übung macht den Meister. Man merkt: Je näher es zum Wettbewerb geht, desto besser arbeitet man zusammen. Man weiß, was der andere tut und was er wann braucht. Die Zahnräder müssen ineinander­greifen. Je mehr sie trainieren, desto einfacher ist es nachher, den Zeitplan einzuhalte­n“, erklärt Brill.

Anfangs habe es kleinere Trainings gegeben, bei denen die verschiede­nen Komponente­n des Menüs ausprobier­t und weiterentw­ickelt wurden. Später dann wurde das ganze Menü getestet. „Wir hatten einige Trainings in der Hotelfachs­chule in Diekirch, wir haben ein großes Training in Esch bei der Stëmm vun der Strooss gemacht und das letzte bei Wonschkuts­ch“, so der 51-Jährige.

Für Brill, der seit vier Jahren in der Kannervill­a Ettelbrück Gerichte für die Kleinsten zubereitet, ist es eine Bereicheru­ng mit so vielen Köchen zusammenzu­arbeiten. „Ich finde es immer so schön, wenn man mit anderen darüber sprechen kann, wie sie ein Gericht zubereiten. Das ist oft anders, aber vielleicht auch besser oder einfacher zu kochen.“Spannend sei es auch, zu schauen, was die jüngeren Köche, die vielleicht zum ersten Mal dabei sind, einzubring­en hätten. „Man denkt immer, man hat schon vieles gesehen. Aber auch die Jungen haben etwas beizutrage­n. Man sieht, dass sich die Schule verändert hat. Heute wird anders gekocht als noch vor 30 Jahren.“

Sich in die Küche einarbeite­n

Ziel, so Teamleiter Brill, sei natürlich die Goldmedail­le. „Ob das dann auch klappt, wird sich zeigen. Ein größerer Fehler reicht und die Goldmedail­le ist weg.“Angst vor der Konkurrenz habe das Team aber keine. „Man muss bedenken, dass wir bei einer Weltmeiste­rschaft kochen. Alle Mannschaft­en sind wirklich stark, keiner geht da einfach nur mal so hin. Natürlich weiß man aus den letzten Jahren, welche Nationen oben mit dabei sind. Das sind immer Norweger, Dänen, die Schweizer. Aber jede Nation könnte gewinnen.“In den kommenden Tagen gibt es noch einige Vorbereitu­ngen zu treffen, bevor es dann am

Jean-Claude Brill ist Teamleiter des Luxembourg Culinary Catering Team.

Dienstag so weit ist. Aktuell schlafe er aber gut, wie Brill mit einem Lachen versichert.

Wenn man für große Menschenme­ngen Gerichte zubereiten will, gibt es laut des Experten verschiede­ne Dinge zu beachten. „Erstens muss man schauen, was man in der Küche an Material hat, wie viele Öfen, wie viele Herde. Damit man nicht etwas macht, was im Ofen drei verschiede­ne Garpunkte hat. Man muss sich in die Küche einarbeite­n.“Daneben lasse sich einiges schlicht einfacher handhaben. Größere Fische etwa seien einfacher zu verarbeite­n als kleine Makrelen. „Wenn man für 40 Personen Fisch rausgeben muss, muss man mindestens 40 Makrelen filetieren und entgräten. Das nimmt viel Zeit in Anspruch. Bei einem Lachs braucht man zwei Fische, das geht natürlich schneller.“

Schwierig sei es zudem, wenn sich eine Person ohne Unterbrech­ung mit einer Beilage beschäftig­en müsse. Das sei etwa bei Pommes der Fall. „Da sitzt ein Koch fest, wenn man knusprige, schöne Pommes will. Da ist ein Püree einfacher. Das kocht man, stellt es warm

und serviert es. Alles, was kleinteili­g ist, ist schwierig. Zeitaufwen­diges sollte man vorbereite­n.“

Ans Publikum anpassen

Wer in kleinerem Rahmen, nämlich in der heimischen Küche für mehr Personen als üblich kochen möchte, sollte sich Brill zufolge Gerichte

ausdenken, die man am Vortag bereits kochen und am Tag selbst dann erwärmen könne. „Etwa Kartoffelg­ratin oder Gulasch. Das schmeckt am zweiten Tag ohnehin besser. Es gibt einige Sachen, die zeitaufwen­diger sind, auch zu Hause. Entweder warten die Gäste dann, oder sie helfen mit, das ist natürlich auch eine Möglichkei­t.“

Dass es dabei nicht immer das Gleiche sein muss, weiß Brill aus seiner Arbeit in der Kannervill­a. Denn auch die kleinen Genießer können anspruchsv­oll sein. „Es hat mich gereizt, für Kinder zu kochen, denn ich fände es gut, wenn sie mehr Obst und Gemüse essen würden, ohne zu murren. Sie lieben hier alle Arten von Suppen, Hauptsache fein gemixt. Ich versuche auch immer wieder, das eine oder andere Gemüse unters Kartoffelp­üree zu mixen, das klappt aber auch nicht immer.“

Alles, was kleinteili­g ist, ist schwierig. Zeitaufwen­diges sollte man vorbereite­n. Jean-Claude Brill, Teamleiter

In Großküchen sei es wichtig, sich in gewisser Weise an das Publikum anzupassen. Brill etwa hat zu Anfang seiner Kochkarrie­re bei Goodyear gearbeitet. „Da haben die Leute Schwerstar­beit geleistet, die mussten also Kalorien zu sich nehmen. Bei den Kindern dagegen würde ich keine Sahne in den Saucen nutzen und jeden Tag Obst und Gemüse einbringen.“

In den vergangene­n Jahren habe sich im Kantinenbe­reich einiges verändert. „Es ist weniger kalorienre­ich geworden, die vegetarisc­he Küche gehört mittlerwei­le, anders als vor 20 Jahren, zum Standard. In den Schulen gibt es zweimal pro Woche vegetarisc­h, zweimal Fleisch, einmal Fisch. In größeren Schulen mit ausreichen­d Personal wird auch täglich vegetarisc­h angeboten. Veganer werden in den nächsten Jahren auch mehr finden, denke ich, für die ist es derzeit noch schwer.“

Erschrecke­nd sei jedoch, wie rasant sich Allergien und Lebensmitt­elunverträ­glichkeite­n ausbreitet­en. „Das wird noch ein kleiner Kampf für die Köche, da alles unter einen Hut zu bringen“, prognostiz­iert Brill. Zumal es auch einen gewissen Nachwuchsm­angel gebe, nicht zuletzt aufgrund der schwierige­n Arbeitszei­ten: Wochenende­n und Abende sind in diesem Metier oft mit Arbeit verplant. „Vielleicht fehlt vielen jungen Köchen auch die Unterstütz­ung, sich mehr entfalten zu können, zu beweisen, was sie können.“

Für einen Wettbewerb wie die Expogast müsse man zwar auch nach der Arbeit weiter arbeiten, aber: „Wenn man es gerne macht, ist es nicht so schwer.“

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 ?? ?? Das Luxemburge­r Team hat sich unter anderem im Juli bei einem Training in der Hotelfachs­chule in Diekrich auf den Wettbewerb vorbereite­t.
Das Luxemburge­r Team hat sich unter anderem im Juli bei einem Training in der Hotelfachs­chule in Diekrich auf den Wettbewerb vorbereite­t.
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Damit am Dienstag alles klappt, heißt es üben, üben, üben.

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