Luxemburger Wort

Gemischte Gefühle im Mutterland des Fußballs

Die WM sorgt für Kontrovers­en in Großbritan­nien. Ein Protest des englischen Teams gegen Homophobie blieb jedoch aus

- Von Peter Stäuber

Normalerwe­ise ist die BBC von Zeremonien jeder Art begeistert. Aber als die FußballWel­tmeistersc­haft in Katar mit glamouröse­n Feuerspiel­en, Popmusik und allerhand Prominenz eröffnet wurde, zeigte sich der öffentlich-rechtliche Fernsehsen­der völlig uninteress­iert. Anstatt dass die BBC die Eröffnung live übertrug, diskutiert­en die Moderatore­n lieber über die Vorwürfe der Korruption gegen die FIFA, über das Verbot der Homosexual­ität in Katar, und über die Migranten, die beim Bau der Stadien zu Tode kamen. „‚Bleibt beim Fußball‘, sagte die FIFA. „Ja, das werden wir tun – wenigstens einige Minuten lang“, sagte Gary Lineker, bekanntest­er Fußball-Moderator der BBC.

Einfluss des Ölreichtum­s im englischen Fußball

Die Wochen vor dem ersten Spiel Englands standen ganz im Zeichen der Kontrovers­en, die über der Katar-WM hängen. Im Mutterland des Fußballs sind die Meinungen gespalten, und trotz allem Enthusiasm­us für den Sport sind Vorbehalte gegen das Event in Katar sehr verbreitet. Eine Umfrage von letzter Woche hat beispielsw­eise ergeben, dass 78 Prozent der britischen Fußballfan­s es für inakzeptab­el halten, internatio­nale Sportevent­s in Katar abzuhalten. Eine deutliche Mehrheit befürworte­t es zudem, wenn einzelne Spieler die mangelnden Menschenre­chte und die Diskrimini­erung von Frauen und LGBTIQ-Menschen im Golfstaat öffentlich kritisiere­n. Die Debatten drehen sich auch um den Einfluss des Ölreichtum­s im heimischen Fußball. Die Premier-League-Clubs Manchester City und Newcastle United sind beide im Besitz des saudischen Staatsfond­s. Die unbegrenzt­en finanziell­en Möglichkei­ten, die dies bietet, schaden laut Kritikern auch dem fairen Wettbewerb. „Niemand kann sich mit Manchester City messen“, sagte Liverpool-Trainer Jürgen Klopp kürzlich – der Club könne sich einfach die besten Spieler einkaufen, und niemand kann dagegen etwas ausrichten.

Eigentlich wollte die englische WM-Mannschaft in Katar zusammen mit anderen europäisch­en Teams eine Art Protest aufziehen. Kapitän Harry Kane plante, eine „One Love“Armbinde in den Regenbogen­farben anzuziehen – aber nachdem die FIFA mit Sanktionen gedroht hatte, gab der englische Fußballver­band klein bei, Kane trug zum Auftaktspi­el gegen den Iran am Montag das FIFA-bewilligte Stück Stoff. Das „One Love“-Symbol war aber für die britischen Zuschauer dennoch zu sehen: Die ehemalige Fußballeri­n Alex Scott, die die England-Partie für die BBC kommentier­te, stellte die Binde an ihrem linken Arm stolz zur Schau.

 ?? Foto: dpa ?? Die Three Lions und weitere europäisch­e Nationalte­ams wollten bei der WM in Katar eine „One Love“-Kapitänsbi­nde als Zeichen für Vielfalt tragen. Doch der Weltverban­d FIFA drohte Konsequenz­en an, die Teams verzichtet­en in letzter Minute auf die Aktion.
Foto: dpa Die Three Lions und weitere europäisch­e Nationalte­ams wollten bei der WM in Katar eine „One Love“-Kapitänsbi­nde als Zeichen für Vielfalt tragen. Doch der Weltverban­d FIFA drohte Konsequenz­en an, die Teams verzichtet­en in letzter Minute auf die Aktion.

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