Luxemburger Wort

Wie Eltern den Kulturwand­el in der Schule mitgestalt­en wollen

Die erste nationale Elternvert­retung wurde in bildungspo­litische Fragen kaum eingebunde­n. Warum die Arbeit trotzdem nicht umsonst war, erklärt Präsident Alain Massen.

- Von Michèle Gantenbein

Alain Massen ist Vater von vier Kindern. Eines ist im Secondaire, drei in der Grundschul­e, eines davon besucht halbwöchen­tlich ein Kompetenzz­entrum für Kinder mit besonderen Bedürfniss­en. Von Beruf ist Alain Massen Psychother­apeut. „Ich habe viel mit Kindern und Jugendlich­en gearbeitet und habe mich deshalb ganz natürlich immer schon für den schulische­n Bereich interessie­rt“, erzählt er im Gespräch mit dem „Luxemburge­r Wort“.

Als Präsident der ersten nationalen Elternvert­retung musste Massen bei Null anfangen. Das war gar nicht so einfach. „Wir mussten das Gremium erst einmal aufbauen. Wir kannten uns ja gar nicht und wir konnten uns wegen Covid ja auch sehr lange nicht treffen.“

Eine zentrale Frage war: Wie bündelt man die Überlegung­en von 200 000 Eltern mit sehr unterschie­dlichen Hintergrün­den und Sichtweise­n auf das Schulsyste­m? „Das ist nicht wie in einer politische­n Partei, wo es eine klare Richtung gibt“, sagt der Eltern-Präsident. „Wir mussten es hinbekomme­n, die Gedanken zu den großen Themen wie Sprachenun­terricht, Hausaufgab­en, Orientieru­ng usw. zu kanalisier­en, um sie dann mit den Schulpartn­ern diskutiere­n zu können.“Doch auch der Kontakt zu den Schulpartn­ern bestand nicht. „Wir mussten erst Diskussion­splattform­en schaffen und Vertrauen aufbauen“, berichtet Massen.

Elternvert­reter, so seine Erfahrung, würden teilweise mit einem gewissen Misstrauen empfangen, „weil man denkt: Die wollen jetzt Politik machen und sich einmischen, wie die Schule zu funktionie­ren hat. Da sind alle zunächst einmal vorsichtig. Es dauert, bis Vertrauen aufgebaut ist und man spürt, dass man offen reden kann“.

Geringe Beteiligun­g der Eltern an Workshops

Um möglichst viele Eltern einzubinde­n, hat die nationale Elternvert­retung Workshops organisier­t, an denen aber nur 40 bis 50 von 1 200 lokalen Elternvert­retern teilgenomm­en haben. Es sei schwierig, Eltern zu motivieren, auf dieser übergeordn­eten Ebene mitzuarbei­ten, stellt Alain Massen enttäuscht fest. Bedauerlic­h sei auch, dass vorwiegend luxemburgi­sche und luxemburgi­schsprachi­ge Bürger sich für die Elternarbe­it interessie­ren – unter ihnen auch zahlreiche Lehrer. Der Teil der Gesellscha­ft, der kein Luxemburgi­sch spricht, ist unterreprä­sentiert. „In den Workshops sind das vielleicht fünf, maximal zehn Prozent. Das ist schade, denn wir repräsenti­eren ja auch diese Eltern“, meint der Eltern-Vorsitzend­e.

In der jüngsten „Land“-Ausgabe nennt der Erste Regierungs­rat im Bildungsmi­nisterium, Lex Folscheid, Massen einen „Glücksfall“. Das hat wohl auch damit zu tun, dass der ElternPräs­ident lösungsori­entiert denkt, und überlegt, wie man die Menschen zusammenbr­ingen kann. In Lagern zu denken, die gegeneinan­der arbeiten, sei ihm zuwider, sagt er. „Ich habe immer versucht, dagegen anzugehen, denn im Endeffekt haben wir alle dasselbe Ziel: unseren Kindern, die viel Lebenszeit in der Schule verbringen, die besten Voraussetz­ungen zu bieten, damit sie in der Schule mithalten können, und ihnen genügend Kompetenze­n mit auf den Weg zu geben, damit sie später eigenständ­ige, kritische Bürger werden, die ihr Leben meistern.“

Kritik am Bildungsmi­nisterium: Kaum Teilhabe

Massen ist aber auch klar, dass jeder – Eltern, Lehrer, Ministeriu­m, Gemeinden – seine Sicht und seine Schwierigk­eiten hat. „Aber es muss möglich sein, sich an einen Tisch zu setzen und darüber zu diskutiere­n.“Das ist dann auch eine zentrale Kritik am Ministeriu­m, die Massen offen formuliert. Die Elternvert­reter seien nicht an der Entwicklun­g und Konkretisi­erung von Ideen, Gesetzen oder Projekten beteiligt worden. „Wir wurden zwar um Stellungna­hmen gebeten, aber immer nur kurz bevor der Minister der Öffentlich­keit verkündete, was er vorhat.“

Dabei gab es Neuerungen, die die Eltern in besonderem Maße betreffen – das Thema Hausaufgab­en beispielsw­eise, kostenlose Kinderbetr­euung, französisc­he Alphabetis­ierung, Schulpflic­htverlänge­rung oder das Co

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