Wie Eltern den Kulturwandel in der Schule mitgestalten wollen
Die erste nationale Elternvertretung wurde in bildungspolitische Fragen kaum eingebunden. Warum die Arbeit trotzdem nicht umsonst war, erklärt Präsident Alain Massen.
Alain Massen ist Vater von vier Kindern. Eines ist im Secondaire, drei in der Grundschule, eines davon besucht halbwöchentlich ein Kompetenzzentrum für Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Von Beruf ist Alain Massen Psychotherapeut. „Ich habe viel mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet und habe mich deshalb ganz natürlich immer schon für den schulischen Bereich interessiert“, erzählt er im Gespräch mit dem „Luxemburger Wort“.
Als Präsident der ersten nationalen Elternvertretung musste Massen bei Null anfangen. Das war gar nicht so einfach. „Wir mussten das Gremium erst einmal aufbauen. Wir kannten uns ja gar nicht und wir konnten uns wegen Covid ja auch sehr lange nicht treffen.“
Eine zentrale Frage war: Wie bündelt man die Überlegungen von 200 000 Eltern mit sehr unterschiedlichen Hintergründen und Sichtweisen auf das Schulsystem? „Das ist nicht wie in einer politischen Partei, wo es eine klare Richtung gibt“, sagt der Eltern-Präsident. „Wir mussten es hinbekommen, die Gedanken zu den großen Themen wie Sprachenunterricht, Hausaufgaben, Orientierung usw. zu kanalisieren, um sie dann mit den Schulpartnern diskutieren zu können.“Doch auch der Kontakt zu den Schulpartnern bestand nicht. „Wir mussten erst Diskussionsplattformen schaffen und Vertrauen aufbauen“, berichtet Massen.
Elternvertreter, so seine Erfahrung, würden teilweise mit einem gewissen Misstrauen empfangen, „weil man denkt: Die wollen jetzt Politik machen und sich einmischen, wie die Schule zu funktionieren hat. Da sind alle zunächst einmal vorsichtig. Es dauert, bis Vertrauen aufgebaut ist und man spürt, dass man offen reden kann“.
Geringe Beteiligung der Eltern an Workshops
Um möglichst viele Eltern einzubinden, hat die nationale Elternvertretung Workshops organisiert, an denen aber nur 40 bis 50 von 1 200 lokalen Elternvertretern teilgenommen haben. Es sei schwierig, Eltern zu motivieren, auf dieser übergeordneten Ebene mitzuarbeiten, stellt Alain Massen enttäuscht fest. Bedauerlich sei auch, dass vorwiegend luxemburgische und luxemburgischsprachige Bürger sich für die Elternarbeit interessieren – unter ihnen auch zahlreiche Lehrer. Der Teil der Gesellschaft, der kein Luxemburgisch spricht, ist unterrepräsentiert. „In den Workshops sind das vielleicht fünf, maximal zehn Prozent. Das ist schade, denn wir repräsentieren ja auch diese Eltern“, meint der Eltern-Vorsitzende.
In der jüngsten „Land“-Ausgabe nennt der Erste Regierungsrat im Bildungsministerium, Lex Folscheid, Massen einen „Glücksfall“. Das hat wohl auch damit zu tun, dass der ElternPräsident lösungsorientiert denkt, und überlegt, wie man die Menschen zusammenbringen kann. In Lagern zu denken, die gegeneinander arbeiten, sei ihm zuwider, sagt er. „Ich habe immer versucht, dagegen anzugehen, denn im Endeffekt haben wir alle dasselbe Ziel: unseren Kindern, die viel Lebenszeit in der Schule verbringen, die besten Voraussetzungen zu bieten, damit sie in der Schule mithalten können, und ihnen genügend Kompetenzen mit auf den Weg zu geben, damit sie später eigenständige, kritische Bürger werden, die ihr Leben meistern.“
Kritik am Bildungsministerium: Kaum Teilhabe
Massen ist aber auch klar, dass jeder – Eltern, Lehrer, Ministerium, Gemeinden – seine Sicht und seine Schwierigkeiten hat. „Aber es muss möglich sein, sich an einen Tisch zu setzen und darüber zu diskutieren.“Das ist dann auch eine zentrale Kritik am Ministerium, die Massen offen formuliert. Die Elternvertreter seien nicht an der Entwicklung und Konkretisierung von Ideen, Gesetzen oder Projekten beteiligt worden. „Wir wurden zwar um Stellungnahmen gebeten, aber immer nur kurz bevor der Minister der Öffentlichkeit verkündete, was er vorhat.“
Dabei gab es Neuerungen, die die Eltern in besonderem Maße betreffen – das Thema Hausaufgaben beispielsweise, kostenlose Kinderbetreuung, französische Alphabetisierung, Schulpflichtverlängerung oder das Co