Vier Trends bei der Weltmeisterschaft
Die politischen Debatten laufen weiter, die Stimmung ist ausbaufähig. Sportlich konnten bislang vor allem auch die Außenseiter überzeugen
Etwas mehr als eine WM-Woche im umstrittenen Gastgeberland Katar ist vorbei. Die große gesellschaftspolitische Befürchtung hat sich (noch) nicht bewahrheitet, das fußballerische Niveau scheint überschaubar. Und über die Stimmung gibt es verschiedene Meinungen. Vier Trends aus acht Tagen Fußball-WM.
Politik
Dass in Europa die lautstarke Kritik wegen der Menschenrechtslage in Katar verstummt, sobald der Ball rollt, blieb nur eine Befürchtung. Die Debatte um das FIFA-Verbot der „One Love“-Kapitänsbinde bestimmte den gesellschaftspolitischen Teil der WM-Berichterstattung. Und vorbei ist die Diskussion noch lange nicht – die Oppositionsverbände gegen FIFA-Präsident Gianni Infantino sprechen dem Vernehmen nach in Katar regelmäßig miteinander.
Stimmung
Nur ein WM-Spiel – der Klassiker Argentinien gegen Mexiko – war bislang ausverkauft, sogar beim so wichtigen zweiten Auftritt des Gastgebers gegen den Senegal blieben viele Plätze leer. Eine Fußball-Nation ist Katar nicht. Für HeimspielAtmosphäre sorgen vor allem die arabischen Fans von Marokko, Tunesien und Saudi-Arabien. Auch die südamerikanischen und mexikanischen Anhänger machen in den hochmodernen Arenen ordentlich Stimmung, die europäischen Fans sind in der Unterzahl.
Tore und Regeln
Noch einmal Zittern in der Nachspielzeit – das kann in Katar ganz schön lange dauern. Beim 6:2 der Engländer gegen den Iran wurden offiziell 24 Minuten Extrazeit angezeigt (14 nach der ersten, zehn nach der zweiten Halbzeit), die dann nochmals überzogen wurde. „Wir werden die Nachspielzeit sehr sorgfältig kalkulieren und versuchen, die Zeit auszugleichen, die durch Zwischenfälle verloren geht“, sagte FIFA-Schiedsrichterchef Pierluigi Collina. Hochklassige Spiele und viele Tore werden dadurch nicht garantiert – an den ersten Spieltagen gab es mehrere eher zähe Unentschieden.
Überraschungen
Saudi-Arabien gegen Argentinien, Japan gegen Deutschland oder Marokko
gegen Belgien – auch die Außenseiter beweisen bei dieser WM, dass mit ihnen zu rechnen ist. Teams wie Kanada, die USA oder Ghana haben gezeigt, dass sie zumindest mit großen Nationen mithalten können. „Die kleinen Mannschaften sind viel stärker als früher“, urteilte Portugals Coach Fernando Santos bereits vor dem mühevollen 3:2 seiner Auswahl gegen Ghana. Nach Ansicht des 68-Jährigen haben die vermeintlich kleinen Teams inzwischen weiter zu den Top-Mannschaften aufgeschlossen – taktisch, technisch und von der internationalen Erfahrung her. dpa
13. Rosport 14. Hostert 15. Etzella 16. Fola