Luxemburger Wort

Neues Gefängnis nimmt Betrieb auf

Die Haftanstal­t Uerschterh­aff wird heute eingeweiht. Kommende Woche sollen die ersten Häftlinge einziehen

- Von Maximilian Richard

Wenn Großherzog Henri am Mittwoch offiziell das neue Gefängnis in Sassenheim einweiht, sind die Zellen noch leer. Lange wird dies jedoch nicht so bleiben. Denn bereits in der kommenden Woche sollen die ersten Häftlinge einziehen, wie der Direktor der Gefängnisv­erwaltung, Serge Legil, erklärt. Dann werden nämlich die ersten Gefangenen­transporte zwischen dem Gefängnis in Schrassig und der neuen Haftanstal­t am Uerschterh­aff zwischen Sassenheim und dem WSA-Lager rollen.

Der Uerschterh­aft ist neben dem Gefängnis in Schrassig und dem offenen Vollzug in Givenich die dritte Haftanstal­t des Landes. Sie ist ausschließ­lich für männliche Untersuchu­ngshäftlin­ge vorgesehen – also Tatverdäch­tige, die auf Anordnung eines Untersuchu­ngsrichter­s während der laufenden Ermittlung­en inhaftiert werden. Ein Untersuchu­ngsrichter ordnet diese Maßnahme vor allem dann an, wenn von den Verdächtig­en Fluchtgefa­hr ausgeht oder die Gefahr besteht, dass sie Beweise zerstören oder verschwind­en lassen könnten. Deshalb gelten für sie teils auch strengere Sicherheit­svorkehrun­gen als bei verurteilt­en Straftäter­n.

Bisher wurden Untersuchu­ngshäftlin­ge in Schrassig getrennt von Verurteilt­en untergebra­cht. Die Haftanstal­t ist allerdings chronisch überlastet und kratzt seit Jahren an ihrer eigentlich­en Maximalkap­azität von etwa 600 Insassen. Die Eröffnung des Uerschterh­aff soll Entlastung bringen. Unter den aktuell etwa 630 Insassen in Schrassig befinden sich rund 250 Untersuchu­ngshäftlin­ge, die für einen Umzug nach Sassenheim infrage kommen.

Schrittwei­ser Umzug

Insgesamt sollen rund 400 Häftlinge im Uerschterh­aff untergebra­cht werden können. Der Betrieb wird schrittwei­se hochgefahr­en. In einer ersten Phase sollen zunächst zwei der vier Blöcke der neuen Haftanstal­t belegt werden. Spätestens bis Mitte März sollen dann keine männlichen Untersuchu­ngshäftlin­ge mehr in Schrassig leben. Im Uerschterh­aff verbessern sich die Bedingunge­n für die Untersuchu­ngshäftlin­ge. So können nicht nur vorrangig Einzelzell­en angeboten werden. Auch die Mahlzeiten müssen nicht mehr in den Zellen, sondern werden in einem gemeinsame­n Speiseraum auf dem jeweiligen Stockwerk des Zellenbloc­ks zu sich genommen werden.

„Die Häftlinge haben auch mehr Freiheiten. Das war bislang in Schrassig aus technische­n Gründen nicht möglich“, erklärt Serge Legil. Während in Schrassig der tägliche Hofgang für U-Häftlinge bei einer Stunde liegt, soll dieser im Uerschterh­aff mindestens zwei Stunden betragen. Der Zugang zum Hof ist dort nämlich über die Dächer der Haftgebäud­e möglich und somit mit weit weniger Aufwand für die Gefängnisw­ärter verbunden.

Aufgrund der hohen Fluktuatio­n bei der Population der Untersuchu­ngshäftlin­ge sei die Schaffung eines Arbeitsang­ebots im Uerschterh­aff aber keine Priorität, so Serge Legil. Die Maßnahme kann nämlich kurzfristi­g aufgehoben werden: Etwa wenn der Fortschrit­t von Ermittlung­en in einem Fall keine Untersuchu­ngshaft mehr erfordert, wenn Beschuldig­ten Haftversch­onung gewährt wird oder diese nach einem rechtskräf­tigen Richterspr­uch entweder freigelass­en oder zur Verbüßung einer Haftstrafe in den Strafvollz­ug überstellt werden.

Die Häftlinge können jedoch unter anderem neben verschiede­nen Betreuungs­angeboten auch Sprachkurs­e in den Landesspra­chen und andere kleinere Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten wahrnehmen.

Junges Blut in der Uniform

Mit der Eröffnung der neuen Haftanstal­t beginnt auch ein neuer Arbeitsall­tag für die Gefängnisw­ärter. Viele von ihnen blicken auf noch relativ wenig Erfahrung zurück. Der Eröffnung ist eine umfangreic­he Rekrutieru­ngskampagn­e vorausgega­ngen, die mittlerwei­le fast abgeschlos­sen ist. Neben 220 spezialisi­erten und externen Mitarbeite­rn sollen letzten Endes rund 230 neue Gefängnisw­ärter eingestell­t werden.

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Foto: Marc Wilwert Unter den aktuell etwa 630 Insassen in Schrassig befinden sich rund 250 Untersuchu­ngshäftlin­ge. Für sie sollen sich in Sassenheim die Haftbeding­ungen verbessern.
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Foto: Pierre Matgé/LW-Archiv

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