„Ich habe keine Angst vor großen Herausforderungen“
Stefano Bensi beendet seine aktive Laufbahn und soll die Escher Fola als Trainer aus der Krise führen
Am 23. Oktober 2022 endete für Stefano Bensi das größte Kapitel seines bisherigen Lebens. Bei Folas 4:1Heimsieg gegen Rosport musste der ehemalige Nationalspieler nach 24 Minuten verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Schnell wurde ihm bewusst, dass dies vermutlich sein letzter Auftritt als aktiver Fußballer war. „Ich zog mir immer wieder Muskelverletzungen zu, sodass ich darüber nachgedacht habe, ob es dem Team und mir überhaupt noch etwas bringt, weiterzumachen. Bis zur Winterpause hätte ich ohnehin gefehlt, danach wäre es schwierig geworden, noch einmal ein hohes Niveau zu erreichen.“
Der stets verletzungsgeplagte Bensi bekam vom Verein eine neue Aufgabe. Er trainierte Folas U23Auswahl und damit die zweite Mannschaft des Clubs. Zudem half er Interimstrainer Serge Wolf, der seit der Trennung von Miguel Correia Mitte Oktober beim Erstligisten in der Verantwortung stand. Bensi kümmerte sich um die Videoanalysen. „Ich denke, dass ich als U23-Trainer von den Vereinsverantwortlichen beobachtet wurde. Sie haben sich angesehen, wie ich arbeite.“
Mit seinem Stil konnte der 34-Jährige die Führungsetage um Präsident Paul Olk offenbar überzeugen. Seit Montag ist Bensi neuer Cheftrainer der ersten Mannschaft. Unterstützung erhält er von Assistenzcoach Veldin Muharemovic sowie von Wolf, der wieder Torwarttrainer wird. „Durch meine Aufgabe
bei der U23 konnte ich mich schon etwas mit der Arbeit vertraut machen. Doch die BGL Ligue ist eine ganz andere Dimension“, weiß Bensi.
Erste Erfahrungen
Das Ziel, einen Trainerposten zu übernehmen, verfolgte der ehemalige Angreifer schon lange. „Ich habe mich seit meinem Kreuzbandriss im Jahr 2017 damit beschäftigt. Damals trainierte ich die U13 und damit unter anderem Torhüter Tiago Pereira, der jetzt in Gladbach ist, oder Hugo Afonso, der für Karlsruhe spielt. Das war eine goldene Generation. Ab diesem Zeitpunkt war mir klar, dass ich eine erste Mannschaft coachen will. Ich bin sehr ambitioniert und habe keine Angst vor großen Herausforderungen.“
Eine solche wartet beim Tabellenletzten auf ihn. Fola hat nach 13 Spieltagen erst zehn Punkte auf dem Konto. „Wir haben die nötige Qualität in der Mannschaft, es sind nur Details, die geändert werden müssen“, ist er zuversichtlich. Bensi weiß, wovon er spricht. Der 34Jährige kennt die Mannschaft bestens. „Zuletzt hatte ich die Möglichkeit, von außen einen Blick auf das Team zu werfen. Beim 2:3 gegen Niederkorn am Sonntag sah ich in der zweiten Hälfte einige gute Dinge.“
Angst, dass ihn seine ehemaligen Mitspieler nicht direkt als Trainer sehen, hat er keine. „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich schon immer eine gewisse Distanz hatte. Ich trenne Fußball und Privatleben. Jetzt dürfte jedem klar sein, dass ich der Trainer bin.“Inspiriert haben Bensi einige Coaches. „Luc Holtz hat mich stets fasziniert, weil ich viel von ihm gelernt habe. Jeff Strasser hat extrem hart und strukturiert gearbeitet und auch Sébastien Grandjean war ein sehr guter Trainer.“
Mit seiner aktiven Laufbahn möchte sich der 54-fache Nationalspieler, der zweimal mit F91 und dreimal mit Fola Meister wurde sowie 2012 mit Düdelingen den Pokal gewann, derzeit nicht allzu sehr beschäftigen. „Ich blicke nicht zurück. Mich interessiert, was ansteht. Außerdem habe ich aktuell nicht sehr viel Zeit, über schöne oder schlechte Momente nachzudenken.“
Stattdessen macht sich Bensi an die Arbeit, schließlich steht er am Sonntag über einen Monat nach seinem letzten Einsatz erstmals in der BGL Ligue an der Seitenlinie. Fola trifft vor heimischer Kulisse auf Hostert. Eine Woche später sind die Escher beim hauptstädtischen Racing gefordert, bevor es in die Winterpause geht. „Ich will nicht alles ändern. Das Team muss mich als Trainer zunächst einmal kennenlernen und benötigt jetzt Stabilität.“
Luc Holtz hat mich stets fasziniert, weil ich viel von ihm gelernt habe. Stefano Bensi