„Weihnachten muss nicht perfekt werden“
Die Chorschola aus dem hauptstädtischen Musikkonservatorium zündete musikalisch die erste Kerze am Adventskranz im Europa-Park an
Seit der Einweihung des „Luxemburger Platzes“im Jahr 2016 gibt es eine intensiv gepflegte Freundschaft zwischen Rust und Luxemburg, sagte die evangelische Diakonin Andrea Ziegler zu Beginn des ökumenischen Adventsgottesdienstes im portugiesischen Themenhotel Santa Isabel und fügte hinzu, dass Kardinal Jean-Claude Hollerich der Inhaberfamilie des Freizeitparks inmitten der Pandemie eine Statue der Consolatrix Afflictorum überreichen konnte, die seither in der Böcklinkapelle Besuchern wie Mitarbeitern Trost spende.
Im Advent beginnt etwas Neues
Die Europapark-Seelsorgerin freute sich über den Besuch des Kinder- und Jugendchores der Chorschola des hauptstädtischen Musikkonservatoriums, die mit passenden Gesängen dem Gottesdienst am ersten Advent einen würdigen Rahmen verleihen konnte. Unter den Ehrengästen konnte die seit 2020 bei „Kirche im Europa-Park“tätige Religionspädagogin Andrea Ziegler auch die Direktorin der „Lëtzebuerger Massendénger“, Tanja Konsbrück, begrüßen.
Musikalisch führten die jungen Sängerinnen und Sänger des Vokalregiments aus Luxemburg rund um Dirigentin Sylvie Serra-Jacobs in die Feier mit dem Lied „Un monde meilleur“ein, das auf eine Melodie aus Antonin Dvoraks 9. Symphonie getextet wurde. „Der Tag wird kommen, wo die Welt eine bessere sein wird“, wiederholte der katholische Europapark-Seelsorger Thomas Schneeberger in seiner Ansprache die zentralen Zeilen des Liedtextes und ergänzte: „Im Advent beginnt etwas Neues.“
Für den gelernten Krankenpfleger und Theologen ist der Advent Synonym für mehr Zeit, wo das Leben ruhiger gestaltet werden und wo sich ein jeder Zeit für seine Seele und seine Familie nehmen sollte. Angesichts der oft mit Hektik verbundenen Vorweihnachtszeit ermutigte Thomas Schneeberger, der seit ein paar Monaten als Diakon in einem der beliebtesten Freizeitparks Europas tätig ist: „Weihnachten muss nicht perfekt werden. Weihnachten kann auch mal anders werden. Habt Mut!“
Wie die Adventszeit furchtlos und intensiv gelebt werden kann, wurde anschließend den Gottesdienstbesuchern mittels eines kleinen Theaterstückes plastisch vor Augen geführt, indem die zentrale Botschaft „Fürchte dich nicht“mit einfachen Worten und Gesten dargestellt wurde. Anschließend fragte Diakon Thomas Schneeberger die Zuhörerschaft: „Was lösen die Sätze ‚Fürchte dich nicht, habt Mut!‘ bei uns aus: Widerstand oder Zustimmung?“
In seiner Predigt sprach der Freizeitparkseelsorger von einer „adventlichen Qualität, die Zeit bewusst zu leben“. Deshalb brauche es stets Unterbrechungen des Alltags, „Haltestellen um mit Gott und mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen“, so Thomas Schneeberger.
Auch im Europa-Park gebe es diese „Haltestellen“– und er meinte damit nicht nur die drei geweihten Kapellen, sondern die vielen Ruheoasen inmitten des 1975 eröffneten Freizeitparks der Familie Mack.
Seit vielen Jahren verbunden
„Sind wir kreativ und lassen den heiligen Geist in uns wirken“, rief der Diakon den Gottesdienstbesuchern zu und schloss mit dem wohl bekanntesten Gedicht der 2003 verstorbenen evangelischen Theologin Dorothee Sölle: „Du sollst Dich selbst unterbrechen, zwischen Arbeiten und Konsumieren soll Stille sein und Freude, dem Gruß des Engels zu lauschen: Fürchte dich nicht!“Die Gäste aus Luxemburg interpretierten Lieder in unterschiedlichen Sprachen. Auf „lëtzebuergesch“erklang das Weihnachtslied „E Wonnerstir“aus der Feder des vor 80 Jahren verstorbenen Dichters Willy Goergen, der auf dem Liebfrauenfriedhof begraben liegt – unweit der einstigen Heimstätte der Luxemburger Madonna und des Schobermessplatzes, wo Fahrgeschäfte der Familie Mack seit vielen Jahren die Verbundenheit zwischen dem Schwarzwald und Luxemburg aufrecht erhalten. Die musikalischen Grüße der Chorschola des Conservatoire de la Ville de Luxembourg, am Klavier von Cosimo Colacci begleitet, waren ein erneuter Beweis für diese Freundschaft, die auch die neuen Diakone der „Kirche im Europa-Park“weiter beflügeln wollen.
Weihnachten muss nicht perfekt werden. Weihnachten kann auch mal anders werden. Habt Mut! Diakon Thomas Schneeberger