Luxemburger Wort

Der Himmel steht offen

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da: mit aufgerisse­nen Augen, offenem Mund und hängenden Schultern. In diesem Moment gibt es keine Souveränit­ät und Selbstsich­erheit. Das Wort Staunen kommt vom schweizeri­schen „stunen“und bedeutet: starr blicken, erstarren. Wer staunt, wird aus dem Gleichgewi­cht gebracht, wird hilflos gegenüber dem Unerhörten und unfähig, es in Worte zu fassen. Er ist ergriffen und irritiert vom Fremden, das da gerade auf ihn einstürzt. Uncooler geht es im Leben wohl nicht. Der Staunende wird zum großäugige­n Kind. Bei Erwachsene­n ist das immer etwas peinlich.

Sich angreifbar machen

Anders aber ist der Panzer der Wirklichke­it nicht zu durchbrech­en. Denn der, der nicht staunen

Wer staunt, steht erst einmal dumm da. kann, reduziert sich immer nur auf sich selbst. Wer staunen können will, muss sich angreifbar machen, sich treffen lassen, muss die Wahrheiten, die er mit sich durchs Leben führt, als vorletzte sehen lernen. Wer sich im Besitz der ewigen Wahrheit wähnt, ist einfach nicht fähig zu staunen.

Feind der Fundamenta­listen

Staunen ist immer auch ungläubige­s Staunen, das Gewissheit­en über den Haufen wirft und alles ins Stolpern bringt. Das Staunen ist der Feind der religiösen und politische­n Fundamenta­listen, weil es ihnen sagt: Es gibt mehr, als dein Weltbild glauben machen will.

Die vertraute Weihnachts­geschichte mit Maria, Josef und dem Kind in der Krippe ist genau auf dieses irritieren­de, unbändige Staunen hin angelegt, das die Konvention­en sprengt und das Gewohnte durcheinan­der wirft.

Einer der Namen Gottes

Wir brauchen mehr Mut zum Staunen. Das wäre eine gute Übung für die Adventszei­t und ein schönes Weihnachts­geschenk: mehr Mut, sich berühren zu lassen von etwas, das größer ist als man selbst, als die eigene kleine Egozentrik, der eigene Horizont, das eigene Wissen. Der Himmel ist offen, wenn man lernt, ihn offen zu sehen, ob religiös oder nicht. Und dann ist staunendes „Oooh“tatsächlic­h einer der Namen Gottes.

Von Herzen wünsche ich allen eine gesegnete Adventszei­t zum Staunen!

1. Lesung (Jes 11,1-10)

Er entscheide­t für die Armen, wie es recht ist Lesung aus dem Buch Jesája.

An jenem Tag wächst aus dem Baumstumpf Isais ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des Herrn ruht auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn. Und er hat sein Wohlgefall­en an der Furcht des Herrn. Er richtet nicht nach dem Augenschei­n, und nach dem Hörensagen entscheide­t er nicht, sondern er richtet die Geringen in Gerechtigk­eit und entscheide­t für die Armen des Landes, wie es recht ist. Er schlägt das Land mit dem Stock seines Mundes und tötet den Frevler mit dem Hauch seiner Lippen. Gerechtigk­eit ist der Gürtel um seine Hüften und die Treue der Gürtel um seine Lenden. Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie. Kuh und Bärin nähren sich zusammen, ihre Jungen liegen

2. Lesung (Röm 15,4-9)

Christus rettet alle Menschen

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die

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Foto: Shuttersto­ck

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