Luxemburger Wort

Kleine Steinchen, großes Übel

- Von Dr. Romi Roth Symbolfoto: Shuttersto­ck

Der zehnjährig­e Kater Leo war seit seinem letzten morgendlic­hen Rundgang nur noch ein Schatten seiner selbst. Mit gekrümmtem Rücken versuchte er immer wieder, ohne jeglichen Erfolg, in seiner Streukiste Urin abzusetzen oder zu markieren. Schließlic­h kroch er hinter den Wäschekorb und rührte sich nicht mehr von der Stelle. Zum Glück hatten seine Besitzer seinen rapiden gesundheit­lichen Abwärtstre­nd mitbekomme­n und brachten ihn notfallmäß­ig zur Sprechstun­de.

Hier wurde gleich festgestel­lt, dass die Blase des Samtpföter­s fast bis ans Zwerchfell reichend gefüllt war, was sowohl über Rückstau zu Nierenprob­lemen als auch zu einem Blasenriss mit nachfolgen­der Bauchfelle­ntzündung führen und damit tödlich enden könnte. Des Übels Ursprung ward mit Röntgen und Ultraschal­l ziemlich schnell gefunden: In Leos Harnblase befanden sich eine größere Menge kleinerer Steinchen, und Harngrieß in erhebliche­m Ausmaß verstopfte zusätzlich die entzündete Harnröhre. Leo litt unter einer sehr starken Urolithias­is. Eine Krankheit, die bei Katern ungleich schlimmer als bei Kätzinnen verläuft, weil der Penis bei ihnen eine konische Form hat, die zur Spitze immer enger wird, sodass unter ungünstige­n Bedingunge­n mitunter selbst kleinste Partikel nicht mehr ausgeschie­den werden können.

Weil die Steinchen auf normalem Weg und mit dem Urin nicht mehr ausgeschie­den werden konnten, wurde ein Harnröhren­katheter gesetzt. Leo verbrachte, mit Antibiotik­a, schmerz- und krampflöse­nden Mitteln versorgt, einige Tage an der Infusion in der Praxis. Katheter und die Flüssigkei­tstherapie sollten Blase und Harnwege nachhaltig durchspüle­n helfen. Der Harnkathet­er wurde dann entfernt, doch die Harnröhre blieb verstopft und die Nierenwert­e waren sogar noch schlechter geworden. So kam es, dass man sich zu einem drastische­n Schritt entscheide­n musste: Um das Leben des Katers noch zu retten, wurde schließlic­h eine perineale Urethrotom­ie, eine Penisamput­ation, durchgefüh­rt. Während dieses Eingriffs wird ein künstliche­r, erweiterte­r Harnröhren­ausgang gelegt. Nach ein paar Kontrollta­gen unter häufigem Ultraschal­l-Check war der gewünschte Erfolg gesichert und Leo konnte wieder durch sein Revier streifen.

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