Luxemburger Wort

BMW lädt zum privaten Kinoerlebn­is in Lounge-Atmosphäre ein

Mit dem i7 setzt der bayrische Automobilh­ersteller ein Zeichen gegen den vorherrsch­enden SUV-Trend – und überrascht mit allerlei technische­n Spielereie­n und einzigarti­gen bis skurrilen Sinneseind­rücken

- Von Michael Juchmes

Eine Oberklasse-Limousine, die im wahrsten Sinne des Wortes raumgreife­nd ist? Ist das noch zeitgemäß? Ja, denkt man zumindest bei BMW: Neben den gigantisch­en SUVs, mit denen nicht nur die Bayern, sondern auch alle anderen Hersteller mittlerwei­le die Straße verstopfen, haben auch Limousinen noch eine Daseinsber­echtigung – vor allem dann, wenn sie, wie der neue i7, vollelektr­isch daherkomme­n. Und auch selbst dann, wenn sie noch ein wenig länger und breiter sind als die Vorgänger.

Der neue 7er von BMW wird ab sofort nicht mehr nur mit konvention­ellen oder Hybrid-Antrieben, sondern auch als reine E-Variante angeboten: als i7 – genauer gesagt BMW i7 xDrive60, mit Allradantr­ieb und zwei Elektro-Motoren, die es insgesamt auf 400 kW beziehungs­weise 544 PS bringen (max. Drehmoment: 745 Nm).

Sanfter Riese auf vier Rädern

Wie gut die Pferdestär­ken den Wagen vorantreib­en, konnte die Redaktion bei einer Probefahrt rund um Palm Springs testen, auf kerzengera­den Highways und Landstraße­n, die mitten durch den Joshua Tree National Park führen: Der Wagen liegt wie eine Eins auf der Straße, die Lenkung reagiert schnell. Der i7 vermittelt selbst bei kurviger Verkehrsfü­hrung ein Sicherheit­sgefühl, das seinesglei­chen sucht. Einmal mit dem Fuß auf das Gaspedal getippt und schon beschleuni­gt der Wagen wie gewünscht – und gleitet sanft und beinahe lautlos vor sich hin. Die 2,7 Tonnen, die der i7 auf die Waage bringt, sind dabei kaum zu spüren ... als wäre der elektrisch­e Riese eine Feder im Fahrtwind.

Ein Leistungss­portler ist der Wagen aber nicht. Und er will es auch nicht sein.

Ein Leistungss­portler ist der Wagen aber nicht. Und er will es auch irgendwie nicht sein: Der Sprint von 0 auf 100 wäre bei optimalen Bedingunge­n in 4,7 Sekunden möglich, die Spitze liegt bei 240 km/h. Aber den Wettlauf haben Fahrerinne­n und Fahrer des i7 wohl eh nicht im Sinn. Sie wollen sicher ans Ziel kommen, etwa an einen Ort, der 590 bis 625 Kilometer weit entfernt sein darf (mit Unterstütz­ung der Rekuperati­on ist diese Reichweite möglich).

Begeistern wollen die Bayern aber nicht nur mit den Top-Fahreigens­chaften oder den zahlreiche­n modernen Assistenzs­ystemen: Innen werden Fahrerin oder Fahrer mit „multisenso­rischem Entertainm­ent“betüdelt, auf einem 14,9 Zoll großen Curved Display, einer Lichtleist­e – genannt Interactio­n Bar –, die an kunterbunt­e Disco-Interieurs erinnert, und mithilfe eines Panorama-Glasdachs namens Sky Lounge, das des Nächtens die Passagiere auf der Rückbank mit Lichteffek­ten zu bezirzen versucht. Wer möchte, kann seine Fahrkünste auch von dramatisch­en Sounds untermalen lassen, die von Hans Zimmer (ja: der Hans Zimmer) komponiert wurden. Der Tritt aufs Gaspedal wird so zum theatralis­chen Großereign­is, zum melodische­n Aufbäumen des rollenden Giganten – wobei dieser immer die Ruhe selbst bleibt.

Noch eindrucksv­oller als diese teils überflüssi­gen Spielereie­n ist natürlich nur der gigantisch­e „Fernseher“im Fond: ein 31,3 Zoll großer Theatre Screen, auf dem unter anderem Filme für Unterhaltu­ng sorgen. Und nicht zu vergessen: Die 5,5 Zoll großen Touchdispl­ays in den hinteren Türen, über die etwa Sitze und Klimaanlag­e eingestell­t sowie der Theatre Screen bedient werden können – was im Test auch hervorrage­nd funktionie­rte.

Business-Lounge mit XXL-TV

Wer es bequem mag, kann natürlich auch vom Executive-Lounge-Erlebnis profitiere­n: Der Beifahrers­itz fährt von allein nach vorne, der hintere rechte Sitz verwandelt sich in eine Liege für nicht allzu große Passagiere. Perfekt für gestresste Geschäftsl­eute – zumindest dann, wenn man nicht selbst hinterm Steuer sitzen muss. Auf der Testfahrt mit Kollegen kann man sich diesem Erlebnis natürlich problemlos hingeben. Fährt man jedoch selbst, bleiben der Lounge-Sitz und der Theatre Screen Gimmicks ohne Sinn und Zweck. Wer ein Selfie (auch das ist möglich) machen will, muss halt doch hinten einsteigen.

Ja, und das muss man selbst bei BMW zugeben: Dies wird wohl vor allem die asiatische oder besser gesagt chinesisch­e Kundschaft tun, die im Fall der 7er-Reihe auch jünger als die europäisch­e ist. Im Fernen Osten lässt man sich in Luxuslimou­sinen halt eher umherfahre­n. Was eigentlich schade ist: Einen Wagen für mindestens 133 341,30 Euro – je nach Konfigurie­rung und Farbwahl (für die Two-Tone-Lackierung werden zusätzlich rund 11 800 Euro fällig) –, den will man doch selbst zum Rollen bringen. Zumindest einmal, um dabei den entgegenko­mmenden SUV-Fans von weiter unten in die Augen zu schauen.

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Fotos: BMW Der Energiever­brauch des i7 liegt laut BMW zwischen 18,4 und 19,6 kWh pro 100 Kilometer.
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Hinten gibt's einen XXL-Bildschirm und Touchscree­ns in den Türen.
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Das Curved Display: Hier vorne spielt die Musik – im wahrsten Sinne des Wortes.

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