Das gab es noch nie bei der Sportlerwahl
Bob Jungels und Dylan Pereira teilen sich den Titel bei den Männern, während Sarah De Nutte und Ni Xia Lian bei den Frauen triumphieren
Nach zwei Jahren Pause wurden gestern Abend im Casino 2000 in Mondorf endlich wieder im feierlichen Rahmen einer Gala die luxemburgischen Sportler des Jahres gekürt. Zum ersten Mal seit 2014 ging dabei der Titel der besten Sportlerin nicht an Christine Majerus (Radsport). Die 35-Jährige wird dadurch nicht zur alleinigen Rekordhalterin und gewann genau wie Jeanny Dom (Tischtennis) siebenmal die Trophäe. Mit mehr als doppelt so vielen Stimmen als die Zweitplatzierte Jenny Warling (Karate) wählten die Vertreter des Sportpresseverbandes in diesem Jahr nämlich das Tischtennisdoppel Sarah De Nutte und Ni Xia Lian ganz oben auf das Podium.
Besonders spannend war es bei den Männern. Bob Jungels (Radsport) und Dylan Pereira (Autosport) erhielten beide jeweils exakt 370 Punkte. Zwei Sieger bei der Wahl zum Sportler des Jahres gab es bislang noch nie. Vorjahressieger Charel Grethen (Leichathletik) landete mit 154 Zählern auf Rang drei.
Auf der Rennstrecke galt Pereira schon fast als der ewige Zweite. Seit 2016 geht der 25-Jährige beim Porsche-Supercup an den Start, jener Rennserie, die im Rahmenprogramm der Formel 1 stattfindet. Mehrfach verpasste er nur knapp den Gesamterfolg dieses prestigeträchtigen Markenpokals. Vor zwei Jahren musste Pereira als Gesamtzweiter noch zusehen, wie der Niederländer Larry ten Voorde ihm den Pokal vor der Nase wegschnappte. In diesem Jahr erfüllte sich der Luxemburger Rennfahrer jedoch seinen großen Traum. Das Mitglied des COSL-Elitekaders gewann drei von acht Saisonläufen und platzierte sich in den übrigen Rennen stets auf den vorderen Rängen. Am Ende lag der Sportsoldat im Gesamtklassement bei 149 Wertungspunkten und verwies diesmal seinen schärfsten Konkurrenten ten Voorde auf den zweiten Platz. An der Seite von Harry King (GB) und Bastian Buus (DK) gewann Pereira für das Team Lechner Racing zudem noch die Teamwertung des Porsche-Supercup 2022.
Zudem bestritt Pereira parallel auch Rennen für IronForce Racing im Porsche-Carrera-Cup Deutschland. Hier sollte es zwar nicht für den Titelgewinn reichen, aber der Luxemburger zeigte trotzdem beachtliche Leistungen, unter anderem mit Saisonsiegen auf dem Nürburgring (D), dem Lausitzring (D) und in Spielberg (A).
Einen sportlichen Traum erfüllte sich derweil auch Jungels. Obwohl der Radprofi vor Saisonbeginn zunächst noch mit Formproblemen
zu kämpfen hatte, zeigte er bei den entscheidenden Momenten seine ganze Klasse. Mit einem sechsten Platz im Gesamtklassement bei der Tour de Suisse machte Jungels deutlich, dass mit ihm auch bei der wenig später beginnenden Tour de France zu rechnen ist.
Die Frankreich-Rundfahrt letztendlich auf dem zwölften Rang zu beenden, ist an sich schon eine starke Leistung. Der absolute Saisonhöhepunkt feierte der Radsportler aber am 10. Juli, als er die neunte Etappe der Tour de France von Aigle nach Châtel durch einen unvergesslichen Alleingang für sich entschied und die gesamte Luxemburger Radsportszene in Ekstase versetzte. Zur kommenden Saison wechselt der 30-Jährige von Ag2r-Citroën zu Bora-hansgrohe. Beim neuen Team will Jungels weitere Erfolge einfahren.
Seriensiegerin entthront
Bei den Frauen gibt es zwar keine geteilten ersten Platz, aber dennoch zwei Siegerinnen. Denn De Nutte und Ni galten bei der Wahl zur Sportlerin des Jahres als eine Kandidatin. Das liegt daran, dass die beiden Tischtennisspielerinnen ihre größten Erfolge in den vergangenen zwölf Monaten gemeinsam im Dop
pel errungen haben. „Finden Sie jemand anderen auf der Welt, der in diesem Alter diese Medaillensammlung hat – egal in welcher Sportart“, sagte Tommy Danielsson, der bei der Wahl zum Trainer des Jahres hinter Luc Holtz (Fußball) auf Rang zwei landete, im August über seine Ehefrau Ni.
Zweimal Bronze für Luxemburg
Die 59-Jährige hat WM- und EM-Trophäen im Schrank, aber Sportlerin des Jahres war sie noch nie. Dass sie in China – also nicht in Luxemburg – geboren ist, macht die Auszeichnung noch besonderer. Und auch die gerade erst 30 Jahre alt gewordene De Nutte, die bei der Wahl bislang nie über Rang fünf hinauskam, darf sich freuen, endlich ganz oben zu stehen. Ebenfalls außergewöhnlich ist, dass mit dem deutlichen Triumph des Doppels (537 Punkte) eine Siegesserie endet. Denn Majerus (150) hatte sich den Titel zuvor sechsmal in Folge gesichert. Gestern landete sie hinter Warling (228) sogar nur auf Rang drei.
De Nutte und Ni haben sich den Titel verdient, weil sie nicht nur bei der WM in Houston und der EM in München jeweils Bronze holten, sondern als Dritte der Doppel-Weltrangliste bereits seit vielen Wochen in der absoluten Weltspitze vertreten sind.
Finden Sie jemand anderen auf der Welt, der in diesem Alter diese Medaillensammlung hat. Tommy Danielsson über Ni Xia Lian