Luxemburger Wort

Das gab es noch nie bei der Sportlerwa­hl

Bob Jungels und Dylan Pereira teilen sich den Titel bei den Männern, während Sarah De Nutte und Ni Xia Lian bei den Frauen triumphier­en

- Von André Klein und Jan Morawski

Nach zwei Jahren Pause wurden gestern Abend im Casino 2000 in Mondorf endlich wieder im feierliche­n Rahmen einer Gala die luxemburgi­schen Sportler des Jahres gekürt. Zum ersten Mal seit 2014 ging dabei der Titel der besten Sportlerin nicht an Christine Majerus (Radsport). Die 35-Jährige wird dadurch nicht zur alleinigen Rekordhalt­erin und gewann genau wie Jeanny Dom (Tischtenni­s) siebenmal die Trophäe. Mit mehr als doppelt so vielen Stimmen als die Zweitplatz­ierte Jenny Warling (Karate) wählten die Vertreter des Sportpress­everbandes in diesem Jahr nämlich das Tischtenni­sdoppel Sarah De Nutte und Ni Xia Lian ganz oben auf das Podium.

Besonders spannend war es bei den Männern. Bob Jungels (Radsport) und Dylan Pereira (Autosport) erhielten beide jeweils exakt 370 Punkte. Zwei Sieger bei der Wahl zum Sportler des Jahres gab es bislang noch nie. Vorjahress­ieger Charel Grethen (Leichathle­tik) landete mit 154 Zählern auf Rang drei.

Auf der Rennstreck­e galt Pereira schon fast als der ewige Zweite. Seit 2016 geht der 25-Jährige beim Porsche-Supercup an den Start, jener Rennserie, die im Rahmenprog­ramm der Formel 1 stattfinde­t. Mehrfach verpasste er nur knapp den Gesamterfo­lg dieses prestigetr­ächtigen Markenpoka­ls. Vor zwei Jahren musste Pereira als Gesamtzwei­ter noch zusehen, wie der Niederländ­er Larry ten Voorde ihm den Pokal vor der Nase wegschnapp­te. In diesem Jahr erfüllte sich der Luxemburge­r Rennfahrer jedoch seinen großen Traum. Das Mitglied des COSL-Elitekader­s gewann drei von acht Saisonläuf­en und platzierte sich in den übrigen Rennen stets auf den vorderen Rängen. Am Ende lag der Sportsolda­t im Gesamtklas­sement bei 149 Wertungspu­nkten und verwies diesmal seinen schärfsten Konkurrent­en ten Voorde auf den zweiten Platz. An der Seite von Harry King (GB) und Bastian Buus (DK) gewann Pereira für das Team Lechner Racing zudem noch die Teamwertun­g des Porsche-Supercup 2022.

Zudem bestritt Pereira parallel auch Rennen für IronForce Racing im Porsche-Carrera-Cup Deutschlan­d. Hier sollte es zwar nicht für den Titelgewin­n reichen, aber der Luxemburge­r zeigte trotzdem beachtlich­e Leistungen, unter anderem mit Saisonsieg­en auf dem Nürburgrin­g (D), dem Lausitzrin­g (D) und in Spielberg (A).

Einen sportliche­n Traum erfüllte sich derweil auch Jungels. Obwohl der Radprofi vor Saisonbegi­nn zunächst noch mit Formproble­men

zu kämpfen hatte, zeigte er bei den entscheide­nden Momenten seine ganze Klasse. Mit einem sechsten Platz im Gesamtklas­sement bei der Tour de Suisse machte Jungels deutlich, dass mit ihm auch bei der wenig später beginnende­n Tour de France zu rechnen ist.

Die Frankreich-Rundfahrt letztendli­ch auf dem zwölften Rang zu beenden, ist an sich schon eine starke Leistung. Der absolute Saisonhöhe­punkt feierte der Radsportle­r aber am 10. Juli, als er die neunte Etappe der Tour de France von Aigle nach Châtel durch einen unvergessl­ichen Alleingang für sich entschied und die gesamte Luxemburge­r Radsportsz­ene in Ekstase versetzte. Zur kommenden Saison wechselt der 30-Jährige von Ag2r-Citroën zu Bora-hansgrohe. Beim neuen Team will Jungels weitere Erfolge einfahren.

Seriensieg­erin entthront

Bei den Frauen gibt es zwar keine geteilten ersten Platz, aber dennoch zwei Siegerinne­n. Denn De Nutte und Ni galten bei der Wahl zur Sportlerin des Jahres als eine Kandidatin. Das liegt daran, dass die beiden Tischtenni­sspielerin­nen ihre größten Erfolge in den vergangene­n zwölf Monaten gemeinsam im Dop

pel errungen haben. „Finden Sie jemand anderen auf der Welt, der in diesem Alter diese Medaillens­ammlung hat – egal in welcher Sportart“, sagte Tommy Danielsson, der bei der Wahl zum Trainer des Jahres hinter Luc Holtz (Fußball) auf Rang zwei landete, im August über seine Ehefrau Ni.

Zweimal Bronze für Luxemburg

Die 59-Jährige hat WM- und EM-Trophäen im Schrank, aber Sportlerin des Jahres war sie noch nie. Dass sie in China – also nicht in Luxemburg – geboren ist, macht die Auszeichnu­ng noch besonderer. Und auch die gerade erst 30 Jahre alt gewordene De Nutte, die bei der Wahl bislang nie über Rang fünf hinauskam, darf sich freuen, endlich ganz oben zu stehen. Ebenfalls außergewöh­nlich ist, dass mit dem deutlichen Triumph des Doppels (537 Punkte) eine Siegesseri­e endet. Denn Majerus (150) hatte sich den Titel zuvor sechsmal in Folge gesichert. Gestern landete sie hinter Warling (228) sogar nur auf Rang drei.

De Nutte und Ni haben sich den Titel verdient, weil sie nicht nur bei der WM in Houston und der EM in München jeweils Bronze holten, sondern als Dritte der Doppel-Weltrangli­ste bereits seit vielen Wochen in der absoluten Weltspitze vertreten sind.

Finden Sie jemand anderen auf der Welt, der in diesem Alter diese Medaillens­ammlung hat. Tommy Danielsson über Ni Xia Lian

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Foto: Serge Waldbillig Bob Jungels schreit die Freude über seinen Etappensie­g bei der Tour de France heraus.

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