Luxemburger Wort

Gabelschwa­nzseekuh über Doha

- Von Marc Thill

Katar war noch nie FußballWel­tmeister und wird es auch diesmal nicht – das wissen wir schon. Aber weiß jemand, wer aktueller Weltmeiste­r im Kauf zeitgenöss­ischer Kunst ist? Richtig, es ist die Wüstenmona­rchie. Übers Fernsehen blicken wir in die Stadien, nie aber auf die 40 Kunstwerke im öffentlich­en Raum, die die Präsidenti­n der katarische­n Museen, Sheikha Al-Mayassa Bint Hamad Bin Khalifa Al-Thani, eine der einflussre­ichsten Mäzeninnen der Welt und natürlich auch Teil der Familie des Emirs, anschaffen ließ. Ja, Katar spielt überall mit, nicht nur auf dem grünen Rasen. Kunst ist ein Mittel, das Land als offen für Vielfalt und eng verbunden mit anderen Kulturen zu präsentier­en ... Wer behauptet da noch, die Monarchie sei rückwärtsg­ewandt? Natürlich will Katar auch in der Kunst nur große Namen: Die Japanerin Yayoi Kusama, der Isländer Olafur Eliasson und auch der US-Amerikaner Jeff

Koons sind mit ihren Werken dabei. Letzterer hat in Doha eine über 20 Meter hohe und 30 Meter lange aufblasbar­e Struktur, die einen Dugong darstellt, unterbring­en können. „Was zum Teufel ist das?“, fragen jetzt bestimmt manche. Ein Dugong ist ein vom Aussterben bedrohtes Meeressäug­etier, das in den Gewässern des Golfs vorkommt, auch Gabelschwa­nzseekuh genannt. Das triumphale Werk soll den Eindruck erwecken, dass Katar aktiv am Schutz seiner Fauna und Flora arbeitet. Na ja! Selig wird, wer's glaubt. Klimatisie­rte Fußballsta­dien, heuchleris­che Kunstwerke, da passt manches zusammen. Diese WM zeigt den Menschen halt in seiner weltmeiste­rlichen Hybris.

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