Gabelschwanzseekuh über Doha
Katar war noch nie FußballWeltmeister und wird es auch diesmal nicht – das wissen wir schon. Aber weiß jemand, wer aktueller Weltmeister im Kauf zeitgenössischer Kunst ist? Richtig, es ist die Wüstenmonarchie. Übers Fernsehen blicken wir in die Stadien, nie aber auf die 40 Kunstwerke im öffentlichen Raum, die die Präsidentin der katarischen Museen, Sheikha Al-Mayassa Bint Hamad Bin Khalifa Al-Thani, eine der einflussreichsten Mäzeninnen der Welt und natürlich auch Teil der Familie des Emirs, anschaffen ließ. Ja, Katar spielt überall mit, nicht nur auf dem grünen Rasen. Kunst ist ein Mittel, das Land als offen für Vielfalt und eng verbunden mit anderen Kulturen zu präsentieren ... Wer behauptet da noch, die Monarchie sei rückwärtsgewandt? Natürlich will Katar auch in der Kunst nur große Namen: Die Japanerin Yayoi Kusama, der Isländer Olafur Eliasson und auch der US-Amerikaner Jeff
Koons sind mit ihren Werken dabei. Letzterer hat in Doha eine über 20 Meter hohe und 30 Meter lange aufblasbare Struktur, die einen Dugong darstellt, unterbringen können. „Was zum Teufel ist das?“, fragen jetzt bestimmt manche. Ein Dugong ist ein vom Aussterben bedrohtes Meeressäugetier, das in den Gewässern des Golfs vorkommt, auch Gabelschwanzseekuh genannt. Das triumphale Werk soll den Eindruck erwecken, dass Katar aktiv am Schutz seiner Fauna und Flora arbeitet. Na ja! Selig wird, wer's glaubt. Klimatisierte Fußballstadien, heuchlerische Kunstwerke, da passt manches zusammen. Diese WM zeigt den Menschen halt in seiner weltmeisterlichen Hybris.