Luxemburger Wort

„Ich bin enttäuscht, wie das abgelaufen ist“

Olivier Thill meldet sich nach einer schweren Verletzung zurück. Dennoch wird der langjährig­e Leistungst­räger in absehbarer Zeit nicht mehr für die Nationalel­f auflaufen

- Interview: Bob Hemmen

Olivier Thill steht wieder auf dem Fußballpla­tz. Acht Monate nach seinem Kreuzbandr­iss gab der Mittelfeld­spieler vor drei Wochen sein Comeback im Trikot des türkischen Zweitligis­ten Eyüpspor. Im Interview spricht der 26-Jährige über eine für ihn schwierige Zeit, die Verbannung aus der Nationalma­nnschaft und seine Ziele mit dem Club aus Istanbul.

Olivier Thill, wie geht es Ihnen?

Ganz gut. Leider haben wir die letzten zwei Begegnunge­n verloren, doch immerhin kann ich wieder spielen. Nach einer langen Pause fehlen einem an Anfang etwas die Automatism­en, doch ich habe nicht vergessen, wie man Fußball spielt. Zudem hat es mir geholfen, dass ich den Verein und viele handelnde Personen bereits kannte.

Wie hart waren die letzten Monate für Sie?

Ich finde, dass ich es recht gut überstande­n habe. Doch es war die schwerste Zeit meines Lebens. In den ersten Monaten war ich viel zu Hause und musste dabei zusehen, wie alle anderen Fußball spielten. Es ist hart, nicht das machen zu können, was man gerne hat. Deswegen bin ich froh, dass diese Zeit vorbei ist.

Hatten Sie lange Schmerzen?

Ich kann mich nicht daran erinnern, schon einmal so extreme Schmerzen verspürt zu haben wie die ersten zwei bis drei Tage nach der Operation. Glückliche­rweise lief meine Reha perfekt. Ich bin sechs bis sieben Mal in der Woche zum Physiother­apeuten gegangen.

Wie groß war die mentale Herausford­erung?

Am Anfang war ich extrem motiviert. Dann kam eine Phase, in der ich alles hinterfrag­t habe. Man muss wissen, wofür man es macht. Ich wollte schnellstm­öglich zurückkomm­en.

Während Ihrer Reha kam es zum Konflikt mit dem FLF-Stab um Luc Holtz. Wann gab es die erste Meinungsve­rschiedenh­eit?

Am Tag der Operation. Das lag daran, dass ich zu meinem eigenen Physiother­apeuten ging. Auf die Details will ich nicht näher eingehen. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich aber noch nicht, dass daraus eine so große Nummer werden würde.

Zuletzt sagte der Nationaltr­ainer öffentlich, dass Sie unter ihm nicht mehr für Luxemburg spielen werden. Waren Sie von dieser deutlichen Aussage überrascht?

Ich hatte mir das schon gedacht. Ich bin wirklich enttäuscht, wie das abgelaufen ist. Doch ich versuche, nicht zu viel darüber nachzudenk­en und mit dem Thema abzuschlie­ßen. Für mich gibt es jetzt wichtigere Dinge als die Nationalma­nnschaft. Zudem bin ich mir immer treu geblieben.

Ihre Brüder Sébastien und Vincent sind ebenfalls Nationalsp­ieler. Was sagen die beiden dazu?

Meine Brüder kennen alle Details. Ich will sie nicht beeinfluss­en, schließlic­h geht es auch um ihre Karrieren. Sie sind groß und alt genug, um damit umzugehen. Ich wollte ihnen nur erklären, was passiert ist.

Hatten Sie bis dato ein gutes Verhältnis zu Luc Holtz?

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