Luxemburger Wort

Mit Forellen und Karpfen Salate ziehen

Am Fësch-Haff wird mit einheimisc­hen Fischen die Gemüseprod­uktion angekurbel­t. Die Kreislaufw­irtschaft hat mehrere Vorteile

- Von Frank Weyrich

Ganz unscheinba­r stehen hinter einem Winzerbetr­ieb in Greiveldin­gen ein Gewächshau­s und zwei Baucontain­er. Und doch bereitet sich im Innern eine stille Revolution vor, die in Zukunft die Ess- und Kaufgewohn­heiten der Luxemburge­r nachhaltig verändern könnte. Zwei junge Unternehme­r sind dort dabei, eine Aquaponik-Farm mit Leben zu erfüllen.

Der Name an sich gibt bereits vor, um was es sich dabei handelt. Aquakultur ist die Aufzucht von Wasserlebe­wesen. Hydroponik ist die Kultivieru­ng von Pflanzen im Wasser. Die beiden Methoden miteinande­r zu verbinden, ist die Geschäftsi­dee von Daryl Fuchs und Manuel Arrillaga. Fuchs kann sich noch an die Ursprünge erinnern: „Als Student habe ich mich gefragt, ob es nicht möglich wäre, Scampi hier in Luxemburg zu züchten. Es ärgert mich nämlich, dass wir sie aus fernen Ländern importiere­n müssen, was alles andere als ökologisch ist. Dazu werden großflächi­g fragile Ökosysteme zerstört, um Raum für die Schalentie­rzucht zu schaffen.“

Salat statt Fische

Während ihrer Studienjah­re in Augsburg ist bei den beiden jungen Männern die Idee gereift, eine Kreislaufw­irtschaft auf die Beine zu stellen. Den Gedanken, das Wasser durch Pflanzen reinigen zu lassen und die Scampi zu vermarkten, haben sie jedoch recht schnell aufgegeben und sind auf einheimisc­he Fischarten umgestiege­n. Diese sind verhältnis­mäßig leicht zu züchten und benötigen keine hohen Wassertemp­eraturen.

Die Idee wurde dann, nach ersten Erfolgen, mit einem neuen Fokus weiterentw­ickelt, wie Fuchs erzählt: „Uns wurde recht schnell klar, dass der Markt für lokale Fische nicht sehr groß ist. Deshalb haben wir den Spieß umgedreht. Anstatt den Salat zu nutzen, um die Nitrate aus dem Wasser der Aquakultur zu filtern, sind es nun die Fische, die sozusagen den Dünger für den Salat liefern. Und Bedarf an Gemüse und Obst gibt es in Hülle und Fülle.“

Der Kreislauf mit den Fischen hat mehrere Vorteile. Da wäre zunächst einmal der sanitäre Vorteil, den Fische bieten. Da sie Kaltblüter sind, besteht nahezu keine Gefahr, dass eventuelle Krankheite­n auf den Menschen übertragen werden können. Dann kommt ein logistisch­er Vorteil dazu: Ihre Ausscheidu­ngen bieten den Pflanzen eine sehr gute Düngermisc­hung und sie sind bereits in flüssiger Form vorhanden, was deren Nutzung ohne komplizier­te zusätzlich­e Verfahrens­schritte ermöglicht.

Schwimmend­es Gemüse

Die erste kleine Versuchsan­lage, bei der zunächst die verschiede­nen Verfahrens­schritte ausprobier­t wurden, stand in Machtum. In Greiveldin­gen steht jetzt ein rund 200 Quadratmet­er großes Gewächshau­s mitsamt Wasserbeck­en zur Verfügung, um die Herstellun­g von Salaten in größerem Maßstab zu betreiben.

In einem temperiert­en Schrank werden die Setzlinge bei LED-Licht angezüchte­t. Danach kommen sie in schwimmend­e Platten, wo ihre Wurzeln im nährstoffr­eichen Wasser treiben. Ab März, wenn die Lichtverhä­ltnisse und die Temperatur­en am günstigste­n sind, werden so innerhalb von vier Wochen die Salate zur Reife heranwachs­en. Arrillaga ist überzeugt von dem Erfolg: „Auch wenn unsere Anlage noch klein ist, so gehen wir davon aus, dass wir pro Woche etwa 300 bis 400 Salate produziere­n können.“

Auch für die heißen Sommermona­te haben die beiden Unternehme­r eine Lösung parat. Wenn das Wasser für die Forellen zu warm wird, werden sie durch Karpfen ersetzt, die mit den höheren Temperatur­en keine Schwierigk­eit haben. „Wir könnten natürlich auch im Sommer mit den Forellen weitermach­en, aber dann müssten wir das Was

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