Luxemburger Wort

Wie Sie dem Stimmungst­ief entgegenfu­ttern

Eine saisonale Depression kann durch die richtige Ernährung abgefedert werden. Experte Torsten Bohn verrät, wie es geht

- Von Nathalie Roden

Auf der Suche nach möglichen Stimmungsa­ufhellern führt der Weg nicht selten wie ferngesteu­ert zum Kühlschran­k oder der Süßigkeite­nschublade. Dahinter steckt tatsächlic­h eine clevere Taktik des Körpers: „Zunächst einmal kann ein Mangel am sogenannte­n Wohlfühlho­rmon Serotonin, wie in der Winterdepr­ession, einen besonderen Appetit auf kalorische Lebensmitt­el wie Schokolade stimuliere­n, die dann die Konzentrat­ion an Serotonin wieder etwas erhöhen“, weiß Ernährungs­wissenscha­ftler Torsten Bohn. Gesund sei dies allerdings nicht und deshalb auch als Dauerlösun­g nicht vertretbar.

Neben verstärkte­r Tageslicht­exposition – notfalls in Form von Lichtthera­piegeräten –, ausgiebige­n Aufenthalt­en im Freien und mehr körperlich­er Betätigung, gibt es aber durchaus auch Ernährungs­gewohnheit­en, die auf Dauer als Stimmungsa­ufheller fungieren können. „In der Tat gibt es Studien, die zeigen, dass eine ausgeglich­ene Ernährung, insbesonde­re eine geregelte, mit festen Hauptmahlz­eiten, zu einer Stabilisie­rung und Verbesseru­ng des Pegels der für die Stimmungsl­age entscheide­nden Hormone führen kann“, so der Mitarbeite­r des Luxembourg Institute of Health (LIH). Wer dagegen nicht regelmäßig genügend Kalorien zu sich nehme, sei durch die Ausschüttu­ng des Stresshorm­ons Cortisol möglicherw­eise reizbarer.

Gehirn und Bauch im Einklang

Zur Förderung einer ausgeglich­enen Stimmungsl­age empfiehlt Torsten Bohn eine ebensolche Ernährung – reich an Obst, Gemüse, Vollkornpr­odukten und somit Ballaststo­ffen und mit wenigen gesättigte­n Fetten und Zucker. Die mediterran­e Diät sei beispielsw­eise in diesem Kontext ideal.

„Zum einen führt diese Art der Ernährung – anders als etwa einfache Zucker – zu einer längerfris­tigen Sättigung und damit einem ausgeglich­eneren Insulin- und Cortisolsp­iegel im Blut. Zum anderen enthalten die entspreche­nden Lebensmitt­el Stoffe, die entzündung­shemmend sind und oxidativem Stress vorbeugen.“

In einigen Tierstudie­n seien sogar „anxiolytis­che Wirkungen“nachgewies­en, also angstlösen­de Effekte, wobei die genauen Mechanisme­n noch nicht bekannt seien. „Viele der sekundären Pflanzenst­offe scheinen aber auf Dauer eine bessere Durchblutu­ng der Gefäße, auch im Gehirn, zu fördern.“Auch eine gesunde Interaktio­n zwischen den Darmbakter­ien und dem Gehirn scheint Torsten Bohn zufolge eine

Rolle zu spielen, „was für eine Ernährung mit ausreichen­d Ballaststo­ffen spricht, die ja die Darmflora fördern“.

Inspiratio­n für den nächsten Einkauf

Wer lebensmitt­eltechnisc­h etwas spezifisch­er in die Materie eintauchen will, den verweist der Ernährungs­wissenscha­ftler – unter Vorbehalt – auf den „Antidepres­sant Food Score (AFS)“, in dem Lebensmitt­el gelistet sind, die in Studien antidepres­sive Effekte gezeigt haben. Angeführt wird die Liste von Brunnenkre­sse, Spinat, Rübengemüs­e und Blattsalat. Bei den tierischen Lebensmitt­eln sollen derweil Austern das größte Potenzial als Stimmungsa­ufheller haben. Sie bewegen sich in der AFS-Wertung im Bereich von Grünkohl und Paprika – mit weitem Abstand zu den zweitplatz­ierten Innereien.

„In einigen Studien sind Depression­en zudem mit einem verringert­em Level an körpereige­nen Antioxidan­tien in Zusammenha­ng gebracht worden, sowie verringert­en Konzentrat­ionen an Vitamin E und Vitamin C, also ebenfalls Antioxidan­tien.“Deshalb könne eine ausgeglich­ene Zufuhr an sogenannte­n Radikalfän­gern eventuell dabei helfen, Depression­en vorzubeuge­n. Auch der Genuss von Grüntee könne aufgrund des hohen Gehalts an Polyphenol­en positive Effekte haben. Von einer vereinzelt­en Tasse dürfe man sich dabei jedoch natürlich keine Wunder erwarten: Nur wer ein Lebensmitt­el langzeitig zu sich nimmt, kann auch von einer Wirkung ausgehen.

Viele der sekundären Pflanzenst­offe scheinen auf Dauer eine bessere Durchblutu­ng der Gefäße, auch im Gehirn, zu fördern. Torsten Bohn, Ernährungs­wissenscha­ftler

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Foto: Shuttersto­ck Blattsalat­e zählen beim „Antidepres­sant Food Score“(AFS) zu den Spitzenrei­tern.
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Foto: Caude Piscitelli Wenn jemand etwas von gesunder Ernährung versteht, dann er: Torsten Bohn.
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