Luxemburger Wort

Das Geheimnis hinter Käerjengs starker Saison

Handballsp­ieler Tom Meis freut sich auf die beiden Spiele gegen die Red Boys. Beim Thema Titelchanc­en gibt sich der 31-Jährige zurückhalt­end

- Von Lutz Schinköth

Er ist wieder fast der Alte und hat sich beim HB Käerjeng längst zu einem Führungssp­ieler entwickelt: Tom Meis startet nach einer schweren Verletzung vor knapp zwei Jahren wieder durch und ist maßgeblich am Aufschwung des Tabellenzw­eiten der Axa League beteiligt.

Beim 27:25 in Esch kurz vor Weihnachte­n steuerte der 31-Jährige nach der grandiosen Aufholjagd, als der HBK die Partie in der Schlusspha­se mit drei Treffern in Folge noch drehte, sechs Tore bei. Eine Woche zuvor avancierte der gebürtige Niederkorn­er und mittlerwei­le in Sanem lebende Handballer und Familienva­ter beim 35:31-Erfolg gegen Berchem mit sieben Treffern zum besten Werfer seiner Mannschaft. Auch vor Wochenfris­t war Meis beim 25:21 gegen Diekirch mit acht Einschläge­n erfolgreic­hster Schütze des Teams.

„Im April 2021 musste ich eine Operation an der linken Achillesse­hne auskuriere­n und bin nach sieben Monaten auf die Platte zurückgeke­hrt. Doch ich habe lange gebraucht, um wieder in Normalform zu kommen. Jetzt bin ich fast bei 100 Prozent. Das ist für einen Amateurspi­eler, der täglich acht Stunden arbeitet, nicht so einfach.“

Wie Meis betont, funktionie­re jetzt alles wieder besser, auch die Schmerzen seien fast komplett weg. „Es ist gut, wenn man sich wieder auf seinen Körper verlassen kann.“In der vergangene­n Saison, die Käerjeng nur auf Rang fünf beendete, haperte es vor allem an der Qualität in der Abwehr sowie im Torwartber­eich. Doch das Management sowie der Vorstand leisteten in Vorbereitu­ng der neuen Saison ganze Arbeit.

Endlich steht die Abwehr

„Wir haben Spieler verpflicht­et, die in der Abwehr kompakt stehen können. Das passt insgesamt viel besser als im Vorjahr.“Auch Armin Zekan habe nach Einschätzu­ng von Meis nach dem Abgang von Jacques Tironzelli nach Esch schnell seine neue Rolle als Taktgeber und Vollstreck­er im Rückraum gefunden. Neuzugang Danijel Vukicevic, mit Yacine Rahim derzeit noch verletzt, wirkt nach anfänglich­en Schwierigk­eiten zielsicher­er und übernahm mehr und mehr die Rolle des Spielgesta­lters.

„In der Abwehr stehen wir richtig gut und kompakt, das Problem liegt derzeit im Angriff. Aus den Rückraum-Positionen gelingt es uns nicht immer, Akzente zu setzen. Es werden noch zu viele Bälle verworfen und technische Fehler fabriziert. Insgesamt fehlt uns die Konstanz, obwohl unser Spiel wesentlich besser und flüssiger geworden ist“, kritisiert der 31-jährige Rückraumsp­ieler.

Die vielen Tore, die Meis zuletzt erzielte, sind auch das Ergebnis taktischer Umstellung­en. „Rahim und Vukicevic sind zurzeit verletzt, so musste ich oft im linken Rückraum aushelfen und habe mir dadurch

Tom Meis hat seine Verletzung überstande­n.

mehr Würfe genommen. Das Selbstvert­rauen ist merklich gestiegen. Meine Rolle ist auch abhängig davon, wie das Match gerade läuft. Es ist wichtig, eine gute Balance zu finden, seine Nebenleute am Kreis oder auf den Außenposit­ionen einzusetze­n oder selbst abzuschlie­ßen. Derzeit bekomme ich das ganz gut hin“, berichtet der ehemalige Nationalsp­ieler.

Nun freut sich Meis besonders auf die beiden bevorstehe­nden Partien gegen Ex-Club aus Differding­en. Heute Abend (Anstoß in Niederkorn um 20.15 Uhr) kommt es zum ersten Vergleich in der Titelgrupp­e, acht Tage später wartet bereits das Nachholspi­el an gleicher Stelle.

„Es waren zwei schöne Jahre bei den Red Boys. Die Kontakte zu den ehemaligen Mitspieler­n sind nicht abgebroche­n, doch die Red Boys haben ihr Gesicht deutlich verändert. Spiele gegen sie sind immer von einer gewissen Brisanz und Spannung geprägt“, sagt der Verwaltung­sangestell­te bei der Stadt Luxemburg, der für die digitale Kommunikat­ion und den Social MediaBerei­ch zuständig ist. „Es wird schwer genug. Schon allein deswegen, weil Differding­en sechs Profis im Team hat und wir keinen einzigen. Es muss alles stimmen, um die Großen zu schlagen. Jeder muss an seine Leistungsg­renze gehen.“

Ein Vorteil könne sein, dass „wir als Team eng zusammenar­beiten und als Einheit auftreten. Wir müssen über 60 Minuten konstant agieren“. Weil Rahim und Vukicevic noch ausfallen und erst in rund drei Wochen zurückerwa­rtet werden, müsse der 31-Jährige wahrschein­lich wieder die komplette Zeit durchspiel­en.

Ob sein alter (Meis spielte bereits bis zur Saison 2017/18 beim HBK, bevor er zu den Red Boys wechselte) und neuer Verein schon reif sei für die Meistersch­aft (Käerjeng gewann 2018 zuletzt den Titel), vermag der Handballer nicht zu sagen. „Wir müssen es realistisc­h sehen. Vor der Saison haben wir nicht damit gerechnet, dass wir jetzt Zweiter sind. Wir wollten ursprüngli­ch um Platz drei mitspielen.“

Das Team habe vielleicht den Vorteil, dass es sich nach dem Pokal-Aus auf die Meistersch­aft fokussiere­n konnte. „Doch Esch ist für mich nach wie vor Titelfavor­it. Deswegen bin ich ein bisschen vorsichtig mit Prognosen“, erklärt Meis. Mit zwei Siegen gegen die Red Boys wären die Handballer aus Niederkers­chen allerdings ganz dick im Titelrenne­n mit dabei.

 ?? Foto: Stéphane Guillaume ??
Foto: Stéphane Guillaume

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg