Wie geht es Feldhuhn, Kammmolch und Heckenfrosch?
Die landesweiten Naturschutzmaßnahmen zeigen Wirkung, aber es bleibt noch viel zu tun, sagt Umweltministerin Joëlle Welfring (Déi Gréng)
Luxemburg braucht einen Naturschutzplan. Das steht für Umweltministerin Joëlle Welfring (Déi Gréng) außer Frage. „Der Natur geht es weltweit nicht gut, auch in Luxemburg ist das so“, sagte sie Anfang Februar bei der Vorstellung des dritten nationalen Naturschutzplans.
50 Prozent der Lebensräume befänden sich in einem schlechten, 68 Prozent in einem ungünstigen Zustand. Grund sei die Flächenversiegelung. „Jedes Jahr werden in Luxemburg 240 Fußballfelder versiegelt. Außerdem sind wir das am meisten zersiedelte Land in Europa“, so Welfring. Viele Brutvögelarten seien bereits ausgestorben oder stünden kurz davor (Feldlerche, Gebirgsstelze, Grauammer, Raubwürger, Wiesenpieper, Braunkehlchen, Kiebitz).
Einzig die Population des Steinkauzes habe sich dank gezielter Maßnahmen erholt. Das Feldhuhn, von dem es nur noch wenige Brutpaare gibt, steht ebenfalls kurz vor dem Aussterben. „Die EU-Kommission hat uns bereits verwarnt und uns mitgeteilt, dass wir bei der Bodenversiegelung und bei landwirtschaftlichen Aktivitäten achtgeben müssen.“Auf Drängen der EU-Kommission hat Luxemburg 2022 einen Feldhuhn-Notfallplan ins Leben gerufen. Ob es gelingt, das Feldhuhn zu retten, bleibe abzuwarten, sagte Gilles Biwer, Erster Regierungsrat im Umweltministerium.
30 Prozent des Landes als geschützte Flächen
Der Naturschutzplan legt Maßnahmen fest, die bis 2030 umgesetzt werden müssen, und berücksichtigt die Verpflichtungen der EUBiodiversitätsstrategie bis 2030. 790 Millionen
Euro sind dafür vorgesehen. Der Plan basiert auf vier Säulen. Die erste Säule ist der Schutz der Natur. Ziel ist es, 30 Prozent der Landfläche (776 Hektar) unter Schutz zu stellen. Wichtig sei, „dass es sich um ein zusammenhängendes Netz handelt, damit die Arten zwischen den Zonen migrieren können“, erklärte Gilles Biwer. Mit 27,8 Prozent ist Luxemburg diesem Ziel schon sehr nahe und der Vorsatz „durchaus realistisch“, so Biwer.
Ein Drittel dieser Schutzgebiete (233 Hektar) soll unter strengen Schutz gestellt werden. Dabei liegt der Fokus auf Ökosystemen, die CO2 und Kohlenstoff speichern, den Wäldern also. „60 Prozent der Schutzgebiete werden Wälder sein“, so Biwer. Die streng geschützten Gebiete entsprechen zehn Prozent der Landesfläche. Streng geschützt sind bislang aber nur 4,2 Prozent. Da bleibt also noch einiges zu tun. Im Bestreben, weitere Flächen als Schutzgebiet auszuweisen, sucht das Umweltministerium den Dialog mit der Bevölkerung, denn, so Joëlle Welfring: „Gegen die Menschen zu arbeiten, führt zu nichts.“
Eine zweite Komponente des Naturschutzplans ist die Wiederherstellung von Lebensräumen, wobei auch hier der Fokus auf CO2speichernden Ökosystemen liegt. Mit gezielten Maßnahmen könnten Arten vor dem Aussterben bewahrt werden – Beispiel Heckenfrosch und Biber, die dabei seien, sich zu erholen. Natur wiederherstellen will man auch im urbanen Raum – mit Schatten spendenden Bäumen und kühlenden Grünflächen. Hier sind besonders die Gemeinden und Syndikate gefordert. Mit Projektaufrufen möchte das Umweltministerium sie zum Mitmachen motivieren.
Gemeinden und Syndikate sind gefordert
Gegen die Menschen zu arbeiten, führt zu nichts. Umweltministerin Joëlle Welfring (Déi Gréng)
Die Zusammenarbeit mit den Gemeinden bildet die dritte Säule des Naturschutzplans. „Hier tut sich etwas“, sagte Biwer. Immer mehr Gemeinden trügen mit Naturschutzak