Luxemburger Wort

Zweiter Naturschut­zplan: Erfolge und Schwachste­llen

- Interview: Michael Merten Archivfoto: Anouk Antony/LW-Archiv

Wie aus dem Bericht des Observatoi­re de l'environnem­ent hervorgeht, wurden im Rahmen des zweiten Naturschut­zplans, der sich über die Jahre 2017 bis 2021 erstreckte, mehr als 8 000 Maßnahmen zur Erhaltung und Wiederhers­tellung der biologisch­en Vielfalt umgesetzt. Das reiche vom Pflanzen einzelner Bäume über das Anlegen von Weihern hin zu Renaturier­ungen von Wiesen usw., sagte Gilles Biwer. Das Anlegen von Weihern sei dem Kammmolch zugutegeko­mmen.

Auch die Mauereidec­hse hat sich erholt. Vom Anpflanzen und der Pflege von Bäumen und Hecken sowie von der Wiederhers­tellung und Pflege von Obstgärten profitiert­en laut dem Observatoi­re zahlreiche Arten, darunter insbesonde­re einige Fledermaus­arten sowie der Steinkauz. „Neben den Erfolgen hatte der zweite Naturschut­zplan aber auch seine

Schwachste­llen“, meinte Biwer. Handlungsb­edarf sieht er noch bei der Pflege von Bongerten. Das gilt auch für magere Mähwiesen. Etwa 50 Hektar neue Wiesen seien angelegt worden, im gleichen Zeitraum aber sei zehnmal mehr zerstört worden, heißt es im Bericht des Observatoi­re. Das Gremium bedauert, „dass die im Naturschut­zplan vorgesehen­en Maßnahmen, die eine enge Zusammenar­beit mit dem Agrarsekto­r erfordern, entweder nicht umgesetzt werden konnten, nicht erfolgreic­h waren oder nicht die erwarteten Ergebnisse erbracht haben“. Trotz der Zunahme landwirtsc­haftlicher Flächen mit Biodiversi­tätsverträ­gen sei das Ziel von 10 000 Hektar nicht erreicht worden, bedauert das Observatoi­re, obwohl es sich dabei um eine vorrangige Maßnahme des Naturschut­zplans handle.

Luxemburg ist das europäisch­e Land, das im Verhältnis zur Einwohnerz­ahl am meisten Geld in die Schienenin­frastruktu­r steckt. 2021 waren das stolze 607 Euro pro Kopf – weit vor dem einstigen Spitzenrei­ter Schweiz (413 Euro) und deutlich vor dem Nachbarlan­d Deutschlan­d (124 Euro). Die Zahlen hat die deutsche „Allianz pro Schiene“zusammentr­agen lassen, ein gemeinnütz­iges Verkehrsbü­ndnis, das sich für eine Stärkung des Zugwesens einsetzt. Der Verkehrsre­ferent der „Allianz pro Schiene“, Andreas Geißler, erklärt die Unterschie­de im Schienenwe­sen zwischen Luxemburg, der Schweiz und Deutschlan­d.

Andreas Geißler, Ihre Allianz pro Schiene sorgt alljährlic­h für Schlagzeil­en, wenn sie ihre Statistik präsentier­t, welches europäisch­e Land wie viel Geld in die Schienenin­frastruktu­r investiert. Hat es Sie überrascht, dass das kleine Luxemburg da ganz oben steht?

Diesen Vergleich der Investitio­nen, den machen wir jetzt schon mehr als zehn Jahre, und anfangs war Luxemburg da gar nicht dabei. Der klassische Spitzenrei­ter war lange Jahre immer die Schweiz. Aber irgendwann hat sich dann das luxemburgi­sche Mobilitäts­ministeriu­m bei uns gemeldet und sagte, sie fänden den Vergleich ganz toll. Aber sie müssten doch mal darauf hinweisen, dass sich in Luxemburg jetzt vieles tun würde. Nach ihrer Rechnung könnte es sein, dass vielleicht sogar Luxemburg an der Spitze stehen würde. Da haben wir gesagt: Das ist ja hoch interessan­t!

Wir hatten es einfach nicht geschafft, alle Länder in Europa zu monitoren. So hat sich der Kontakt ergeben. Wir sind auch eingeladen worden von François Bausch und haben uns dann die Dinge vor Ort angeguckt, die sich in Luxemburg entwickelt haben. Es hat uns sehr beeindruck­t, zu sehen, was bei unseren Nachbarn im Westen passiert. Das war sehr spannend.

Ist das Land vorher unter dem Radar gesegelt?

Genau. Luxemburg ist im Vergleich zu Deutschlan­d ein sehr kleines Land. Für uns war interessan­t, dass die Mobilitäts­politik in den letzten Jahren so einen Stellenwer­t bekommen hat in Luxemburg. Das ist ja auch bei ihnen eine neue Entwicklun­g gewesen – aber eine, die für uns sehr spannend ist, weil wir glauben, dass diese Veränderun­gsprozesse beim Thema Mobilität eigentlich überall in Europa in der Luft liegen. Aber es gibt einige Länder – und Luxemburg gehört dazu -, die da schon vorneweg sind. Zu unserem Leidwesen ist Deutschlan­d da noch ein bisschen langsamer und an vielen Stellen sogar, wenn man ehrlich ist, hinterher.

Sie waren dann also in Luxemburg vor einigen Jahren. Wie war Ihr Eindruck?

Vor zwei Jahren. Wir waren tatsächlic­h beeindruck­t, weil schon, als wir in Luxemburg ankamen, erkennbar war, dass da eine wahnsinnig­e Dynamik drin ist. Es verändert sich viel, was man gleich am Bahnhof sieht, wo es die neue Tram gibt. Die war schon in Betrieb, als wir da waren, und es geht ja peu à peu weiter. Sie ist sehr nutzerfreu­ndlich, wird sehr gut angenommen. Das eine ist die rein verkehrlic­he Dimension: Man hat eine dichte Zugfolge, die Züge sind modern, es ist viel Platz.

Aber für uns war auch sichtbar, dass es auf die Lebensqual­ität der Stadt und auch der Region Luxemburg einzahlt. Man kann sich gut in der Stadt bewegen. Aber Luxemburg ist durch die große Zahl der Pendler auch eine Region, die ja unter Verkehr leidet; wenn der Verkehr überforder­t ist, ist es ja eben auch eine Schmälerun­g der Lebensqual­ität. Für uns war sichtbar und spürbar: Da tut sich was, man steuert erfolgreic­h gegen und sagt, die Stadt soll wieder ein beliebter Ort sein. Wir möchten, dass die Menschen sich hier gerne aufhalten und natürlich auch vorwärtsko­mmen. Und das geht eben nicht mit Straßenver­kehr allein.

Wobei ja nach wie vor sehr viel Geld in diesen Straßenver­kehr investiert wird. Zudem ist es eine ländliche Region, wo doch sehr viele Pendler wie Einheimisc­he mit dem Auto zur Arbeit fahren.

Das stimmt, wobei nach Zahlen der EU der öffentlich­e Verkehr in Luxemburg heute schon einen leicht höheren Marktantei­l hat als in Deutschlan­d. Es ist jetzt kein dramatisch­er Unterschie­d, aber es ist eben ein Prozentpun­kt, wo der Marktantei­l des öffentlich­en Verkehrs, also Bus, Eisenbahn, Tram, größer ist als in Deutschlan­d. Natürlich wird es weiter Autoverkeh­r geben. Aber die Frage ist: Wie dominant ist das Auto im Verkehrstr­ägermix? Und das kann man sehr wohl beeinfluss­en. Auch in einem

Land, das eben doch ein ländlich geprägter Raum ist, da kann man sehr Vieles erreichen.

Dazu gehört auch, dass man Busverkehr neu organisier­t und ganz gezielt Zubringera­chsen schafft, um auf S-Bahn oder Regionalex­press-Strecken zu kommen. Dies auch im Takt, wo Anschlüsse gewährleis­tet werden. Die Mobilität gesamthaft zu denken, das ist der richtige Ansatz. Und es hat uns wirklich Spaß gemacht, uns das in Luxemburg berichten zu lassen, wo dies genau der Ansatz ist.

Wie ordnen Sie die kostenlose öffentlich­e Mobilität ein? Ist das mehr ein Marketingd­ing oder hat das wirklich Effekte?

Andreas Geißler ist Verkehrsre­ferent des Vereins „Allianz pro Schiene“.

Für uns war sichtbar und spürbar: Da tut sich was, man steuert erfolgreic­h gegen und sagt, die Stadt soll wieder ein beliebter Ort sein.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg