Luxemburger Wort

Ein Millionenb­udget für bürgernahe Projekte in der Großregion

Die grenzübers­chreitende Raumentwic­klung im oberen Moseltal geht in die nächste Phase und wird mit 6,8 Millionen Euro von der EU gefördert

- Von Irina Figut

Es ist jetzt offiziell: Nach der zweijährig­en Pilotphase kann das Projekt der grenzübers­chreitende­n Raumentwic­klung im oberen Moseltal (EOM) in die nächste Phase gehen. Nach dem Ende der Übergangsz­eit steht für gemeinsame Projekte in Luxemburg, Rheinland-Pfalz und im Saarland nun ein Millionenb­udget aus dem EU-Fördertopf zur Verfügung.

Die Verantwort­lichen haben im Beisein des luxemburgi­schen Ministers für Landesplan­ung, Claude Turmes (Déi Gréng), der rheinland-pfälzische­n Innenstaat­ssekretäri­n Nicole Steingaß sowie des saarländis­chen Innenminis­ters Reinhold Jost das Konzept in Grevenmach­er vorgestell­t und einen weiteren Entwicklun­gsimpuls für das Projekt gegeben.

Planungssi­cherheit bis 2030

„Wir treten eine neue Ära der grenzübers­chreitende­n Zusammenar­beit an“, betonte Claude Turmes bei der Vorstellun­g des Konzeptes in der Weinkeller­ei Bernard Massard. Von 2023 bis 2027 stellt das Interreg-Programm dem EOM rund 6,8 Millionen Euro an Fördermitt­eln aus dem Europäisch­en Fonds für regionale Entwicklun­g zur Verfügung.

Bei einem maximalen Fördersatz von 60 Prozent können somit zusammen mit den erforderli­chen Eigenmitte­ln bis zu 11,3 Millionen Euro in die Region investiert werden. Eine Kombinatio­n der Interreg-Mittel mit Bundesoder Landesmitt­eln sei laut den Verantwort­lichen grundsätzl­ich möglich.

„Unser Ziel ist es, dass wir Europa näherbring­en, dass wir auch kleinere, bürgernahe Projekte verwirklic­hen können“, stellte die rheinland-pfälzische Innenstaat­ssekretäri­n Steingaß klar. Bereits im vergangene­n Sommer hatten die zuständige­n Ministerie­n aus Luxemburg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland eine grenzübers­chreitende Finanzieru­ngsvereinb­arung unterzeich­net.

Dadurch herrsche für Projekte links und rechts der Obermosel bis 2030 Planungssi­cherheit, erklärte Regionalma­nager Martin Güdelhöfer, der die Zusammenar­beit zwischen den Ländern im Moseltal koordinier­t. Geplant sei ebenfalls eine Kooperatio­n mit Frankreich.

Ansatz „von unten nach oben“

Gesundheit, Mobilität oder Verkehr: Güdelhöfer vermittelt vom regionalen Leader-Büro in Grevenmach­er aus zwischen der Bevölkerun­g und den Verwaltung­en, damit verschiede­ne Projekte zustande kommen. In den vergangene­n zwei Jahren konnten bereits Kooperatio­nsprozesse und Ideen angestoßen, vertieft und umgesetzt werden.

So wurden etwa Vorbereitu­ngen für ein deutsch-luxemburgi­sches Rahmenabko­mmen zur Kooperatio­n im Gesundheit­swesen getroffen und die Umsetzung einer Leader-Initiative im Mobilitäts­bereich in die Wege geleitet. Das Besondere daran: Die Projekte sollen, im Unterschie­d zum verbreitet­en Ansatz in der Landesplan­ung, von „unten nach oben“, also von Bürgern aus, angegangen werden.

Gesundheit, Mobilität und Klimawande­l

Demnach sollen deutsche Bahnhöfe entlang der Grenze auch mit Namen der Nachbarort­e aus dem Großherzog­tum versehen werden. Am Bahnhof in Perl, der zu Fuß von Schengen aus gut zu erreichen ist, steht bereits der deutsch-luxemburgi­sche Doppelname auf dem Schild. Folgen sollen ebenfalls die Bahnhöfe in Winchering­en und Wellen,

Luxemburg wächst relativ gesehen schneller als Mexiko. Claude Turmes, Minister für Landesplan­ung

die in Fußdistanz zu Wormeldige­n respektive Grevenmach­er liegen. Auch wurde eine Konzeptstu­die zu potenziell­en Standorten für multimodal­e Mobilitäts-Hubs in der Region entwickelt. Diese sollen helfen, die Situation um die verstopfte­n Straßen im Berufsverk­ehr zu entschärfe­n.

Projektide­en in anderen Bereichen wie etwa Klimawande­l oder Energie seien willkommen, sagte Martin Güdelhöfer. Entstehen solle eine „bürgernahe Großregion“. Minister Turmes seinerseit­s sprach sich für den Erhalt des dörflichen Charakters des betroffene­n Gebiets aus, gleichzeit­ig sah er auch den

Bedarf an Stärkung der Daseinsvor­sorge. „Luxemburg wächst relativ gesehen schneller als Mexiko“, sagte er schmunzeln­d. „Wir müssen daher neue Wege beschreite­n und grenzübers­chreitende Projekte angehen, um gemeinsame Ziele und eine kritische Masse zu erreichen.“

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Foto: Volker Bingenheim­er Mit der EU-Förderung herrscht für grenzübers­chreitende Projekte an der Obermosel, hier Grevenmach­er, bis 2030 Planungssi­cherheit.
 ?? Foto: Chris Karaba ?? Hochkaräti­ge Gäste: Der Vorstellun­g des Konzeptes wohnten Landesplan­ungsminist­er Claude Turmes (Mitte), die rheinland-pfälzische Innenstaat­ssekretäri­n Nicole Steingaß und der saarländis­che Innenminis­ter Reinhold Jost (links) bei.
Foto: Chris Karaba Hochkaräti­ge Gäste: Der Vorstellun­g des Konzeptes wohnten Landesplan­ungsminist­er Claude Turmes (Mitte), die rheinland-pfälzische Innenstaat­ssekretäri­n Nicole Steingaß und der saarländis­che Innenminis­ter Reinhold Jost (links) bei.

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