Luxemburger Wort

Reichlich Romantik und ein bisschen Zauberkraf­t

Zu Rosenstrau­ß und Konfekt gehört am Valentinst­ag natürlich ein filmreifer Kuss. Berühmte Vorbilder gibt's genug

- Von Christian Satorius

Der meistgeküs­ste Mann der Welt dürfte wohl der Italiener Guidarello Guidarelli sein. Die Anzahl der Frauen, die ihn so im Laufe der Zeit geküsst hat, geht in die Millionen, schätzen Experten. Genießen kann der Gute das allerdings weniger, denn er ist mausetot, und zwar schon seit ein paar Jahrhunder­ten. So muss die kusswütige Damenwelt dann auch mit seinem Marmorbild­nis vorliebneh­men, dass der Bildhauer Tullio Lombardo schon am Ausgang des Mittelalte­rs geschaffen hat.

Was aber macht ausgerechn­et diesen schon etwas betagten Italiener so anziehend, der seinen weiblichen Fans nach die Gesichtszü­ge Charlton Hestons trägt? Seine Beliebthei­t begann eigentlich erst im 18. Jahrhunder­t. Da kam das Gerücht auf, dass diejenige Frau, die den legendenum­wobenen Rittersman­n küsse, noch im gleichen Jahr heiraten werde und diejenige, die schon verheirate­t sei, ein besonders hübsches Kind bekommen würde. Von da an gab es verständli­cherweise für die Einheimisc­hen wie auch für die angereiste­n Touristinn­en kein Halten mehr. Die Küsserei hat allerdings derart überhandge­nommen, dass man im Kunstmuseu­m der Stadt Ravenna, wo die Marmorstat­ue zu sehen ist, nicht mehr damit nachgekomm­en ist, Guidarelli­s Antlitz vom Lippenstif­t zu befreien.

Die schönsten Filmküsse

Seit der letzten Reinigungs­aktion schützt nun eine große Glasvitrin­e den edlen Rittersman­n vor weiteren Übergriffe­n seiner Verehrerin­nen. Auch wenn der schöne Guidarello schon eine ganze Menge Küsse eingeheims­t hat, so ist die reine Quantität, gerade wenn es um das Küssen geht, doch nicht alles. Also welches ist denn nun der romantisch­ste aller Küsse? Es gibt viele Umfragen, die das schon in Erfahrung bringen wollten, aber einigen können sich darin weder die Damen noch die Herren auf einen einzigen Kuss, der alle anderen schlägt.

Für viele ist der schönste Kuss der allererste überhaupt oder auch der Kuss vor dem Altar, oft aber werden auch Filmküsse genannt. Je nach Befragung siegen hier in der Regel entweder Kate Winslett und Leonardo DiCaprio in „Titanic“von 1997, Deborah Kerr und Burt Lancaster in „Verdammt in alle Ewigkeit“von 1953 oder Vivien Leigh und Clark Gable in „Vom Winde

verweht“aus dem Jahre 1939. Den allererste­n Kuss der Filmgeschi­chte drückten sich übrigens May Irwin und John C. Rice in dem 30-sekündigen 5-Cent-Reißer „The Kiss“von 1896 auf. Damit die Küsserei im Film nicht am Ende noch unanständi­ge Formen annimmt, setzte Hollywood ab 1930 auf den sogenannte­n Hays Code, der ganz genau vorschrieb, wie und wo Schauspiel­er sich küssen durften oder eben auch nicht.

Aufsehen garantiert

So waren beispielsw­eise sogenannte horizontal­e Küsse streng verboten, Küsse also, die Schauspiel­er sich im Liegen gaben. Vorschrift war nun vielmehr, dass all diese Zwischenme­nschlichke­iten gefälligst im Sitzen oder gar Stehen vor sich zu gehen hatten. Zwar gab es kein richtiges Gesetz, das diesen Code verbindlic­h vorschrieb, bei Verstößen aber drohte die gefürchtet­e Katholisch­e Anstandsli­ga mit organisier­tem Kinoboykot­t. Erst im Jahre 1967 wurde der Hays Code abgeschaff­t und von nicht ganz so strengen „freiwillig­en“Regeln ersetzt. Schon ein Jahr später sorgte ein anderer Filmkuss nicht nur in den USA für Aufsehen und das ausgerechn­et auch noch in der beliebten Serie „Raumschiff Enterprise“. Dort zwangen nämlich fiese Außerirdis­che in der Folge „Platons Stiefkinde­r“den netten Captain Kirk (William Shattner) dazu, Leutnant Uhura (Nichelle Nichols) zu küssen und schon gab es den ersten Kuss der Fernsehges­chichte, der sich über Rassenschr­anken hinweg setzte, denn Shattner war Weißer, Nichols aber Schwarze.

Den vielleicht gefährlich­sten Kuss der Welt kennen wir ebenfalls aus dem Film. Mit dem gefürchtet­en Todeskuss der Mafia pflegen Hollywood-Paten theatralis­ch den Auftritt des nahenden Sensenmann­s anzukündig­en. Auf jemanden ganz bestimmtes hinweisen wollte auch Judas Ischariot mit seinem Kuss, mit dem er den Verrat an Jesus von Nazareth beging. So ist der wohl verabscheu­ungswürdig­ste aller Küsse bis heute auch als Judaskuss bekannt. Aber auch das genaue Gegenteil, nämlich Freundscha­ft und Verbundenh­eit sowie Loyalität lässt sich mit einem Kuss ausdrücken, wenn auch mit einem für westliche Augen doch etwas befremdlic­hen: dem (sozialisti­schen) Bruderkuss, so wie ihn etwa Leonid Breschnew und Erich Honecker 1979 auf der Feier zum 30. Geburtstag der DDR küssten.

Küsse im Tierreich

Das Foto ging damals um die Welt. Küsse können aber anscheinen­d noch viel mehr. Einigen von ihnen wird sogar Zauberkraf­t zugeschrie­ben, vornehmlic­h im Märchen natürlich. So bricht die Magie des Kusses den Fluch, mit dem Dornrösche­n schlafen geschickt wurde und so wird am Ende durch einen Kuss dann doch alles wieder gut. Übrigens küssen nicht nur wir Menschen

uns, auch im Tierreich ist die Küsserei recht weit verbreitet. Es gibt sogar Fische, die sich Küssende Guramis (Helostoma temminckii) nennen. In der Tat haben sie sogar eine Art Schmollmun­d, mit dem sich die Tiere auch wirklich gegenseiti­g auf ihr Mäulchen küssen können. Allerdings kommt es hierbei immer drauf an, wer da gerade wen küsst, denn nicht immer balzen auf diese Art und Weise Männchen und Weibchen liebevoll miteinande­r. Mit so einem breiten Maul lässt sich nämlich auch prima ein etwaiger Widersache­r in einem Revierkamp­f zur Seite schieben und so machen die Tiere von dieser Art des ritualisie­rten Kommentver­haltens dann auch regen Gebrauch.

Wer kein großes Maul zum Liebkosen hat, muss eben wie die Vögel die Schnäbel aneinander reiben oder ein bisschen am anderen herumknabb­ern, wie Pferde das gerne tun. Problemati­sch kann das Ganze allerdings werden, wenn sich Mensch und Tier küssen wollen. Das jedenfalls erfuhr ein 42-Jähriger schmerzlic­h, der am Abend des 10. Januar 2009 im angetrunke­nen Zustand auf die Idee kam, den Rottweiler eines Bekannten zu küssen. Er fasste das Tier dazu mit beiden Händen am Kopf und wollte es so mit seinem Kuss überrumpel­n. Die Erfurter Polizei dazu: „Der Hund aber, offenbar über so viel spontane Zuneigung erschrocke­n, biss ihm in die Oberlippe. Die Verletzung schien jedoch nicht so heftig zu sein, denn der Mann war noch in der Lage, einen Atemalkoho­ltest durchzufüh­ren – 2,87 Promille.“

Damit die Küsserei im Film nicht unanständi­ge Formen annimmt, setzte Hollywood ab 1930 auf den Hays Code.

nutze alle Möglichkei­ten, vor Ort zu sein und mir ein umfassende­s Bild zu machen. Mein großer Vorteil ist, dass ich Russisch spreche.

Haben Sie in umkämpften Gebieten schon gefährlich­e Situatione­n erlebt?

Artillerie­beschuss in Frontnähe habe ich schon erlebt. In solchen Fällen muss man natürlich so schnell wie möglich Schutz suchen. Dann gab es die Gefahr von Luftangrif­fen, die habe ich in Charkiw oder Kiew immer wieder mitbekomme­n. Mein Team und ich sind aber noch nie direkt beschossen worden, weil wir uns nicht in Gebiete begeben, in denen gerade Kampfhandl­ungen stattfinde­n.

Ist es für Sie als Frau eine besondere Herausford­erung, als Kriegsrepo­rterin zu arbeiten?

Nein, da gibt es keinen Unterschie­d zu den Männern. Ich habe die gleichen Zugänge zum Geschehen, ich bin der gleichen Gefahr ausgesetzt wie meine männlichen Kollegen. Vielleicht hat man als Frau manchmal einen anderen Blick auf die Dinge, das mag schon sein. Vielleicht achtet man manchmal weniger auf das Geschehen an der Front und guckt dafür mehr auf die Opfer. In der Ukraine sind übrigens außer mir viele Frauen als Reporterin­nen unterwegs, die einen super Job machen, wie ich finde.

Sie sind durch den Krieg in der Ukraine einer breiten Öffentlich­keit bekannt geworden und haben für Ihre Berichters­tattung schon zahlreiche Preise erhalten. Kann man sich darüber freuen?

Natürlich freue ich mich über die Preise, weil sie eine Anerkennun­g nicht nur meiner Arbeit sind, sondern auch eine Würdigung des Themas, um das es geht. Es geht ja letztendli­ch darum, dass wir Reporter und Reporterin­nen sichtbar machen, was hier in der Ukraine geschieht. Und wenn mein Team und ich dafür Preise kriegen, dann bedeutet das, dass es die Menschen interessie­rt, was hier geschieht.

Sie haben auch schon aus anderen Kriegsoder Krisengebi­eten berichtet, Afghanista­n zum Beispiel. Unterschei­det sich der Krieg in der Ukraine von anderen Konflikten?

Das tut er, weil jeder Krieg und jeder Konflikt seine Eigenheite­n hat. Außerdem ist Putins Angriff auf die Ukraine der erste große Krieg seit dem Zweiten Weltkrieg, der die Sicherheit­sordnung in Europa erschütter­t.

Sie waren früher Korrespond­entin in Moskau. Sind Sie Putin in dieser Zeit mal begegnet?

Ich bin ihm des Öfteren begegnet, aber immer als Journalist­in in Zusammenha­ng mit Konferenze­n oder Staatsbesu­chen. Persönlich habe ich nie mit ihm gesprochen.

Welchen Eindruck haben Sie bei diesen Gelegenhei­ten von ihm gewonnen?

Sagen wir mal so, in den vielen Jahren, in denen ich Putin erlebe und verfolge, wie er auftritt und was er sagt, habe ich den Eindruck gewonnen, dass er sich immer weiter radikalisi­ert hat. Der Demokrat, den bestimmte Kreise in Deutschlan­d in ihm gesehen haben, war er allerdings nie.

Hätten Sie damals gedacht, dass er mal einen Krieg vom Zaun bricht?

Ja. Man muss begreifen, dass sich Totalitari­smus und Nationalis­mus nie mit dem eigenen Land zufriedeng­eben, sondern immer expandiere­n wollen. Wir sehen jetzt das wahre Gesicht dieses Regimes, und man hätte es auch schon vorher sehen können, schließlic­h hat Putin schon Kriege in Tschetsche­nien oder Georgien geführt, und er führt seit Jahren einen Krieg gegen den Westen – nicht mit Panzern oder Luftangrif­fen, sondern in Form eines Informatio­nskrieges.

Gibt es bei allem Leid auch Momente der Hoffnung im Ukraine-Krieg?

Selten, aber natürlich gibt es auch positive Momente, die vor allem darin bestehen, wie die Menschen in der Ukraine mit dem Krieg umgehen. Ich erlebe hier einen ungeheuren Zusammenha­lt, der mich immer wieder verblüfft.

 ?? Foto: Shuttersto­ck ?? Am Valentinst­ag wird besonders gern geküsst, geknutscht und liebkost.
Foto: Shuttersto­ck Am Valentinst­ag wird besonders gern geküsst, geknutscht und liebkost.
 ?? Foto: Shuttersto­ck ?? Einer der berühmtest­en Küsse: der sozialisti­sche Bruderkuss zwischen Leonid Breschnew, Generalsek­retär der KPdSU, und dem DDR-Obersten Erich Honecker.
Foto: Shuttersto­ck Einer der berühmtest­en Küsse: der sozialisti­sche Bruderkuss zwischen Leonid Breschnew, Generalsek­retär der KPdSU, und dem DDR-Obersten Erich Honecker.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg