„Ich habe furchtbare Dinge gesehen“
ZDF-Journalistin Katrin Eigendorf verrät im Interview, wie sie mit schrecklichen Erlebnissen umgeht und was sie von Wladimir Putin hält
Sie berichtet seit einem Jahr über den Krieg in der Ukraine und hat dafür schon zahlreiche Preise erhalten: ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf ist immer ganz nah dran am Geschehen. Auch in ihrem Dokumentarfilm „Leben im Krieg – Wie Putins Angriff die Ukraine verändert“, der ab 14. Februar in der ZDF-Mediathek zu sehen ist, beschreibt die 60-jährige Journalistin eindrücklich, welch fatale Auswirkungen der Angriff Russlands auf die Ukraine auf Menschen und Städte in dem geschundenen Land hat.
Katrin Eigendorf, Sie berichten seit einem Jahr über den schrecklichen Krieg in der Ukraine. Verfolgt Sie das manchmal bis in den Schlaf?
Selten, ich kann eigentlich ganz gut zwischen dem, was ich erlebe, und dem, was ich davon mitnehme, trennen. Das muss man, glaube ich, auch, weil man sonst diesen Job dauerhaft gar nicht durchhalten könnte. Es gibt natürlich Ausnahmen, wenn ich besonders furchtbare Dinge gesehen habe, wie zum Beispiel die Toten von Butscha. Das geht mir dann noch lange nach und verfolgt mich in meinen Gedanken.
War das, was Sie nach dem Massaker von Butscha gesehen haben, Ihre bislang schlimmste Erfahrung?
Butscha ragt schon heraus, weil es das erste Mal war, dass man klar sehen konnte, was die russische Armee, russische Soldaten und Söldner der Zivilbevölkerung in diesem Krieg antun. Da lagen Leichen auf
Als Frau achtet man vielleicht manchmal weniger auf das Geschehen an der Front und guckt dafür mehr auf die Opfer. Katrin Eigendorf
der Straße, Menschen, die mit am Rücken gefesselten Händen hingerichtet und in Gräben geworfen wurden, manche wiesen eindeutige Spuren von Folter auf. So etwas habe ich in der Form noch nie in meiner gesamten Berufslaufbahn gesehen. Als besonders schlimm empfand ich auch Massengräber, die in anderen Orten wie Izyum gefunden wurden.
Wie gelangen Sie als Kriegsreporterin an solche Orte?
Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Das ukrainische Innenministerium führt Gruppen von Journalisten in diese Orte, das war zum Beispiel in Butscha oder auch in Izyum der Fall. Da werden dann für die Journalisten Busse organisiert, die auch von Soldaten begleitet werden. Man kann sich aber auch auf eigene Faust auf den Weg machen, was ich auch immer wieder mache. Das ist mir wichtig, weil ich ja Wert darauf lege, unabhängig zu arbeiten.
Aber mit den organisierten Touren kommt man meistens schneller voran. Die ganze Ukraine ist ja übersät von militärischen Kontrollposten, an denen man jedes Mal halten muss. Ich war auch schon mit der ukrainischen Armee unterwegs. Ich