Luxemburger Wort

Einheit in Verschiede­nheit für Europas katholisch­e Kirche?

In Prag rangen Vertreter aus 40 Ländern Europas um den Kurs der Kirche. Die Luxemburge­r sorgten für eine Überraschu­ng

- Von Ludwig Ring-Eifel (Prag)

Eine Woche lang haben in Prag Bischöfe, Priester und Laienvertr­eter aus allen Teilen Europas über die Krise der katholisch­en Kirche und mögliche Antworten beraten. Unter den knapp 200 Anwesenden waren rund 50 Bischöfe, zudem Priester und Ordensleut­e, aber auch zahlreiche Laien. Diese Männer und Frauen kamen aus Bewegungen und Organisati­onen, die in ihrer Vielfalt einen Teil der unterschie­dlichen Strömungen des Katholizis­mus in Europa abbildeten.

Die friedensbe­wegte Gemeinscha­ft Sant'Egidio war ebenso dabei wie das konservati­ve Opus Dei, Lebensschü­tzer-Vereine ebenso wie eine Handvoll Theologiep­rofessoren, die verschiede­nen Ausprägung­en der „katholisch­en Aktion“aus südlichen Ländern und viele mehr.

„Progressiv­e“klar in der Minderheit

Es gab tiefgründi­ge und nachdenkli­che Beiträge, doch häufig wurden auch einfache Krisendiag­nosen und Antworten vorgetrage­n: „Progressiv­e“(in Prag klar in der Minderheit) traten für Änderungen der kirchliche­n Lehre und Moral ein, um niemanden aus der Kirche auszuschli­eßen oder hinauszudr­ängen. „Konservati­ve“warben für ein Festhalten an Dogmen und Verboten als einzig sinnvoller Reaktion der Kirche auf die Beliebigke­it der postmodern­en Welt. Konsens gab es darüber, dass die Kirche – wie vom Papst gefordert – neue Wege der Beratung und einer Beteiligun­g des „Volkes Gottes“an Entscheidu­ngen finden müsse. Dafür war das Treffen in Prag eine erste Einübung.

Die 39 Bischofsko­nferenzen in Europa, die in einem „Rat“unter der Abkürzung CCEE zusammenge­schlossen sind, entsandten jeweils ihren Vorsitzend­en sowie drei weitere Vertreter. Die 39 Vorsitzend­en tagten am Ende zwei Tage lang unter sich, um das zu reflektier­en, was in den ersten vier Tagen von Bischöfen, Priestern und Laien gesagt worden war.

Während im ersten Teil die Plenarsitz­ungen im Livestream übertragen wurden, war der Abschluss nicht öffentlich. Zuvor hatten auch die Stuhlkreis-Sitzungen der Kleingrupp­en ohne Medienöffe­ntlichkeit stattgefun­den. Außerdem konnten sich Delegierte online beteiligen – allerdings gelang es kaum, die Versammlun­g in Prag und die online diskutiere­nden Teilnehmer zusammenzu­bringen.

Schnell zeigte sich, dass die Gruppendyn­amik der „Präsenzver­sammlung“für Online-Teilnehmer uneinholba­r war. Das galt für die Gespräche in den Kaffeepaus­en ebenso wie für die Erfahrung gemeinsame­r Gottesdien­ste und Gebete, von denen viele in Latein gehalten wurden. In den Debatten waren Italienisc­h und Englisch die am meisten gesprochen­en Sprachen – gefolgt von Deutsch.

Intranspar­ent war der Redaktions­prozess, der nach den Beratungen der ersten vier Tage zu einem gemeinsame­n Dokument führen sollte. Ein Expertente­am versuchte, die Kernpunkte der im Plenum vorgetrage­nen Ideen in einem Text zu bündeln. Dieser wurde gestern Morgen verlesen, dann konnten mündlich und schriftlic­h Änderungsw­ünsche eingebrach­t werden. Am Ende der geschlosse­nen Bischofsbe­ratungen wurde ein kurzer zweiter Text verabschie­det, der als „Botschaft an das Volk Gottes“veröffentl­icht werden sollte.

Kein eigener Text zum Thema Missbrauch

Anders als zunächst angekündig­t, gab es keinen eigenen Text zum Thema Missbrauch. Es war der Belgrader Erzbischof Laszlo Nemet, der eingeräumt hatte, dass es sexuellen Missbrauch Minderjähr­iger durch Kleriker auch in Osteuropa gab. Doch wegen der

Unterdrück­ung der Kirche im Kommunismu­s fehlt bis heute ein klares Bild darüber – unter anderem, weil die Geheimpoli­zei ihre Finger im Spiel hatte und viele Akten später vernichtet wurden. Nicht nur an diesem Punkt wurde in Prag deutlich, dass das Erbe der Diktaturen in Osteuropa bis heute nachwirkt.

In Pressestat­ements zeigten sich am Ende Bischöfe aus allen Teilen Europas zufrieden mit dem in Prag erlebten Prozess des gegenseiti­gen Zuhörens – auch wenn die unterschie­dlichen Ansätze zur Überwindun­g der Kirchen- und der Glaubenskr­ise in Europa nicht in eine gemeinsame Handlungss­trategie mündeten. Bei der Versammlun­g der Weltsynode in Rom im Oktober dürften daher die Bischöfe aus Europa wie gehabt mit sehr unterschie­dlichen Akzenten auftreten. Neu ist, dass viele von ihnen nach der Erfahrung von Prag eine „Einheit in Verschiede­nheit“eher für möglich halten. KNA

1. Lesung (Lev 19,1-2.17-18)

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst

Lesung aus dem Buch Levitikus.

Der Herr sprach zu Mose:

Rede zur ganzen Gemeinde der Israeliten, und sag zu ihnen: Seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig. Du sollst in deinem Herzen keinen Hass gegen deinen Bruder tragen. Weise deinen Mitbürger zurecht, so wirst du seinetwege­n keine Sünde auf dich laden. An den Kindern deines

2. Lesung (1 Kor 3,16-23)

Alles gehört euch; ihr aber gehört Christus, und Christus gehört Gott

Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth.

Schwestern und Brüder!

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Foto: Privat Die luxemburgi­schen Delegation­steilnehme­r in Prag (von links): Jean-Louis Zeien, Josiane Mirkes, Sandy Syoen und Kardinal Jean-Claude Hollerich.

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