Luxemburger Wort

Was bedeutet der EUGaspreis­deckel für Luxemburg?

Seit Mittwoch kann der Mechanismu­s bei Bedarf aktiviert werden. Im Energiemin­isterium sieht man dazu so schnell noch keinen Anlass

- Von Uwe Hentschel

Eingeführt wurde der sogenannte Marktkorre­kturmechan­ismus bereits zu Beginn des Monats, seit Mitte Februar kann er nun auch aktiviert werden: ein flexibler Preisdecke­l zum Schutz von Wirtschaft und Verbrauche­rn vor überhöhten Gaspreisen. Konkret geht es darum, zu verhindern, dass die Großhandel­spreise für Gas in der EU über längere Zeit deutlich über den Weltmarktp­reisen liegen.

Vom kritischen Wert weit entfernt

Kaum ein EU-Projekt hat zuletzt so viel Streit verursacht wie dieser europäisch­e Gaspreisde­ckel. Jetzt, wo das Instrument endlich genutzt werden kann, stellt sich jedoch die Frage, ob es überhaupt jemals dazu kommen wird. Ausgelöst wird der Mechanismu­s nämlich, wenn der Preis der Produkte drei Arbeitstag­e lang 180 Euro pro Megawattst­unde übersteigt und gleichzeit­ig 35 Euro über einem internatio­nalen Durchschni­ttspreis für flüssiges Erdgas (LNG) liegt. Zuletzt lag der relevante europäisch­e Gaspreis zwischen 50 und 60 Euro und damit deutlich unter dem 180-EuroGrenzw­ert.

Damit ist der Preis auch weit von den Höchststän­den im vergangene­n August entfernt, die auch den Anstoß zu einer Debatte über einen Preisdecke­l gegeben hatten. Damals erreichten die europäisch­en Erdgasprei­se nach Angaben der EU-Kommission ein Niveau, das 1 000 Prozent über den bis dato in der Union verzeichne­ten Durchschni­ttspreisen lag. „Aktuell ist es in der Tat eher unwahrsche­inlich, dass dieser Marktkorre­kturmechan­ismus, der zunächst nur für ein Jahr gilt, aktiviert wird“, erklärt dazu auf Anfrage Karolina Chylinska vom luxemburgi­schen Energiemin­isterium. Allerdings sei das auch nur eine momentane Einschätzu­ng, da die Marktpreis­e insgesamt noch sehr schwankend seien, fügt sie hinzu.

Doch selbst bei einer Aktivierun­g dieses Mechanismu­s auf EU Ebene wären bestehende Verträge, die die luxemburgi­schen Versorger in der Regel langfristi­g abgeschlos­sen hätten, nicht infrage gestellt, erklärt die Sprecherin des Ministeriu­ms.

Luxemburg hat seinen eigenen Deckel

„Der Gaspreisde­ckel, so wie er in Luxemburg für Haushaltsk­unden bis zum Ende des Jahres gilt, wird nicht von diesem europäisch­en Mechanismu­s beeinfluss­t, da der Preis für luxemburgi­sche Haushaltsk­unden eingefrore­n ist“, so Chylinska. Momentan liegt der luxemburgi­sche Deckel bei rund 83 Cent pro Kilowattst­unde. Bei Erhöhung der Gaspreise durch die Gasversorg­er werde die Unterstütz­ung des Staates entspreche­nd nach oben angepasst, erklärt die Sprecherin des Ministeriu­ms.

Inzwischen ist die Situation also durchaus wieder entspannt. Und nach Einschätzu­ng von Gasmarktex­perten dürfte die Preisentwi­cklung in erster Linie vom Wetter in der restlichen Heizsaison abhängen. Je milder die Temperatur­en, desto höher bleibt auch der Inhalt der Gasspeiche­r. Und desto größer sind auch die Chancen, dass der Gaspreis im Sommer weiter sinkt. Mit dpa-Material

Kaum ein EU-Projekt hat zuletzt so viel Streit verursacht wie dieser europäisch­e Gaspreisde­ckel.

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Foto: dpa Zu den befürchtet­en Engpässen beim Gas ist es bislang noch nicht gekommen.

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