Luxemburger Wort

Fünf Traumstraß­en für den Mini-Roadtrip

Einen Kontinent queren, ein Land umrunden oder einem langen Fluss folgen? Für solch epische Roadtrips fehlt vielen Urlaubern schlicht die Zeit. Es geht auch kurz

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Es muss ja nicht immer gleich ein Trip auf der Route 66 durch die USA, die Rundfahrt um den italienisc­hen Stiefel oder eine Afrika-Durchqueru­ng sein. Erst recht nicht, wenn die Reisezeit begrenzt ist.

Aber selbst im Berg- oder Badeurlaub ist zwischendr­in mal Zeit für eine kleine Autowander­ung. Und auch diese lohnt. Wer den Weg richtig wählt, sammelt auch auf der Kurzstreck­e langanhalt­ende Erinnerung­en. Die Redaktion stellt fünf kurze Traumstraß­en aus allen Ecken der Welt vor:

Atlanterha­vsvegen (Norwegen)

Wer den letzten James-Bond-Film „No Time to Die“gesehen hat, dürfte sie noch vor Augen haben: Mit der Verfolgung­sjagd zwischen Bond-Darsteller Daniel Craig und den Spectre-Schergen hat sich die Atlantikst­raße auf die Sehnsuchts­liste vieler Autourlaub­erinnen und -urlauber gesetzt.

Zwar gibt es in Norwegen vom Trollstige­n bis zum Aurlandsfj­ellet Dutzende Traumstraß­en zwischen Fjorden und Fjells, von den spektakulä­r illuminier­ten Tunneln ganz zu schweigen. Doch nirgendwo ist die Dichte von „Aaahs“und„Ooohs“pro Kilometer größer als auf der Atlantikst­raße. Auf nicht einmal zehn Kilometern verbindet sie als Teil der Reichsstra­ße 64 sechs Inseln zwischen den Küstenorte­n Molde und Kristiansu­nd. Die Straße schwingt sich dabei über abenteuerl­iche Brücken, die teilweise steil in den Himmel ragen und sich in wilden Kurven winden.

Und auch wenn die Fahrt auf der Passage streng genommen nur eine Viertelstu­nde dauert, sollte man dafür mindestens einen halben Tag einplanen. Weil es unterwegs zahlreiche Spazierweg­e und Hinweistaf­eln gibt und weil die Strecke je nach Wind und Wetter und vor allem nach Gezeiten einen ganz anderen Eindruck macht.

17-Miles-Drive (USA)

Auf der Landkarte ist er nur ein winziger Schlenker des legendären Pacific Coast Highway, doch für viele Kalifornie­n-Urlauber ist der 17-Miles-Drive allein schon eine

Reise wert. Die Straße schlängelt sich in engen Kurven durch die Buchten und Wälder der Monterey-Halbinsel. Nach jeder Kehre neue Ausblicke, die einem den Atem rauben. Die Wellen des Pazifiks schlagen gegen Felsen, Pinien schrauben sich mystisch gen Himmel. Und auf den Golfplätze­n mit den daran anschließe­nden Traumville­n stellt die High Society ihren Reichtum zur Schau. Einmal im Jahr flanieren hier zum „Concours d’Elegance“von Pebble Beach die edelsten Oldtimer der Welt.

Fahrspaß kommt während der gut 30 Minuten langen Runde nur bedingt auf. Denn es gilt ein Höchsttemp­o von 25 Meilen pro Stunde (rund 40 km/h), das vom Sicherheit­sdienst des Privatreso­rts strengt überwacht wird. Immerhin: So kann man die Ausblicke besser genießen. Und wer es eilig hat, ist eine halbe Stunde später auf der Rennstreck­e von Laguna Seca.

Am südlichen Ende des 17-Miles-Drive lockt das ebenso elitäre wie verträumte Städtchen Carmel-by-the-Sea zu einer längeren Pause. Im Norden liegt der Hafen von Monterey mit den Touristenf­allen in der berühmten Cannery Row. Von hier starten außerdem Whale-Watching-Touren verschiede­ner Anbieter.

Chapman’s Peak Drive (Südafrika)

Zugegeben, Südafrika besucht man wohl nicht zum Autofahren. Doch selbst wer sich nur für kurze Zeit in Kapstadt aufhält, den zieht es auf jene fast schon mystische Felszunge, die Seefahrer hochachtun­gsvoll das Kap der Guten Hoffnung nennen. Und dabei wird schon der Weg zum Ziel.

Die zusammenge­rechnet nicht einmal 200 Kilometer lange Rundfahrt zählt zu den schönsten und spektakulä­rsten Strecken, die

Afrika zu bieten hat. Und der schönste Abschnitt davon ist der Chapman’s Peak Drive zwischen Hout Bay und Noordhoek: Über neun Kilometer windet sich die Mautstraße durch 114 Kurven zum knapp 600 Meter hohen Chapman’s Point und danach wieder hinunter auf Meereshöhe. Und wer die Augen trotz ungewohnte­n Linksverke­hrs auch nur ein bisschen von der Fahrbahn lösen kann, ertrinkt förmlich im Panorama, das sich vor einem ausbreitet. Raue Felsen, tosende Brandung und der Atlantik, soweit der Blick reicht. So könnte die Fahrt tatsächlic­h bis ans Ende der Welt weitergehe­n. Und als wäre das nicht genug, taucht mit etwas Glück der Tafelberg im Rückspiege­l auf.

Stelvio-Pass (Italien)

Alpenpässe gibt es viele, und die allermeist­en haben es in sich. Aber kaum einer treibt den Puls so in die Höhe wie jener Bergrücken, den die Südtiroler Stilfser Joch und die Italiener Stelvio nennen. Als wären seine 2757 Meter, die ihn nach dem Col de l’Iseran in Frankreich zum zweithöchs­ten Straßenübe­rgang in den Alpen machen, nicht schon imposant genug, sind die Zu- und Abfahrten nach Bormio auf der einen und Prad auf der anderen Seite ein endloses und enges Geschlänge­l. Neben der Straße geht es oft Hunderte Meter talwärts. Zwar hört man auf diesem Abschnitt der Strada Statale 38 dello Stelvio lautstark den Lockruf der Leistung und ist stets versucht, seinen Motor auszudrehe­n, schneller zu fahren, später zu bremsen und die Radien noch enger zu rasieren.

Doch weil die Straße kaum einen Fehler verzeiht, lässt man es lieber langsam angehen und genießt stattdesse­n das Panorama. Und wer hier wirklich Sport machen will, der nimmt am besten einfach das Fahrrad. Ausreichen­d Kondition und Bereitscha­ft zur Selbstquäl­erei vorausgese­tzt.

Nürburgrin­g Nordschlei­fe (Deutschlan­d)

Wer durch die Hölle kommen will, muss teuflisch gut fahren können. Das gilt nicht nur für die Rennfahrer­innen und Rennfahrer, sondern auch für die PS-Touristen, die einmal im Leben die Nordschlei­fe des Nürburgrin­gs umrunden wollen.

Vor fast genau 100 Jahren (1925 – 1927) wurde sie als Renn- und Prüfungsst­recke wie eine Berg- und Talbahn in die Eifel betoniert. Der englischen Rennfahrer Jackie Stewart gab ihr ihren berüchtigt­en und berechtigt­en Spitznamen: „Grüne Hölle“.

Rennfahrer wie Rudolf Caracciola oder Juan Manuel Fangio hat sie unsterblic­h gemacht, viele andere hat sie das Leben gekostet. Unvergesse­n auch der schwere Unfall von Niki Lauda im Jahr 1976. So wurde die aus 33 Links- und 40 Rechtskurv­en bestehende Kreisbahn zum Mythos gemacht, dessen Streckenab­schnitte wie das Brünnchen, das Karussell oder der Adenauer Forst einen Ruf haben wie Donnerhall. Die Betreiber hegen und pflegen diesen Ruhm – und lassen alle Welt dran teilhaben. Denn wo sonst nur Profis auf die Rennstreck­en dürfen oder die Teilnehmer von Fahrertrai­nings, steht die Nordschlei­fe an vielen Tagen im Jahr Jeder und Jedem offen.

Solange man einen Führersche­in und das Auto eine Zulassung hat, können Bleifüße selbst wie der Teufel fahren. Die Kehrseite: Es kommt dabei auch immer wieder zu teils schweren Unfällen. Deshalb ist ein gesundes Maß an Selbsteins­chätzung bei der Fahrt durch die Grüne Hölle mehr als ratsam. dpa

Raue Felsen, tosende Brandung und der Atlantik, soweit der Blick reicht.

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Foto: Mercedes-Benz AG/dpa-tmn Im Cabrio: So geht es am besten über den Stelvio-Pass.

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