Luxemburger Wort

Der umstritten­e FIS-Präsident und sein Imageprobl­em

Johan Eliasch beginnt seine Amtszeit im Ski-Weltverban­d als Hoffnungst­räger. Mittlerwei­le gilt er als Problemfal­l

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Johan Eliasch macht sich rar bei den alpinen Ski-Weltmeiste­rschaften in Frankreich. Medienrund­en mit dem umstritten­en FIS-Boss gab es bislang nicht und auch sonst tritt der 60-Jährige kaum in Erscheinun­g. Es wirkt fast so, als wolle der Geschäftsm­ann unbequemen Fragen ausweichen. Einzig bei den Medaillenz­eremonien zeigt sich der milliarden­schwere Unternehme­r regelmäßig.

Seit 2021 steht der britisch-schwedisch­e Wirtschaft­smagnat an der Spitze des Internatio­nalen Skiverband­es. Eliasch war angetreten, um dem Verband einen moderneren Anstrich zu verpassen und um den Skisport in seiner Gesamtheit zu verändern. Mit Erfolg, meint Eliasch selbst.

„Wir haben den Weg geebnet, um die FIS ins 21. Jahrhunder­t zu führen“, sagt der Verbandsbo­ss der Deutschen Presse-Agentur und begründet seine Aussage unter anderem mit der Integratio­n der „Para-Diszipline­n in unsere Familie“oder einem neuen Medien- und Marketingt­eam. „Wir können wirklich stolz auf das sein, was wir bisher gemeinsam erreicht haben“, befindet Eliasch. Verändert hat sich aber auch die Beziehung zu den nationalen Verbänden. Es herrscht Eiszeit – auch wenn der stoische Geschäftsm­ann Eliasch das selbst anders sieht. „Die FIS hat 142 Mitgliedsv­erbände und wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu den allermeist­en von ihnen “, sagt Eliasch.

Interessen­konflikt

Zumindest mit der „kleinen Minderheit“steht Eliasch aber im Dauerstrei­t. Es geht um die Frage, wer künftig das Sagen über die Vermarktun­g der Weltcups hat. Es geht um fragwürdig­e Expansions­pläne des Milliardär­s, Ski-Rennen im nicht gerade als Alpin-Hochburg bekannten Asien durchzufüh­ren („Nach den Olympische­n Spielen haben wir riesige Chancen in China“). Und es geht um eine Klage der vier großen Verbände im Alpenraum vor dem Sportgeric­htshof:

Deutschlan­d, Schweiz, Kroatien und Österreich zweifeln die Rechtmäßig­keit von Eliaschs Wiederwahl an. Harmonisch klingt anders. Der Ex-Freund von Hollywoods­tar Sharon Stone tickt anders als sein Vorgänger Gian Franco Kasper. Eliasch hält sich im Hintergrun­d, wirkt kühl, erinnert vom Sprachdukt­us an einen Politiker und kommunizie­rt lieber über die FIS-Homepage, als direkt mit den Verbänden und Journalist­en in Kontakt zu treten.

Eliasch ist Quereinste­iger im Verband. Er war dem Ski-Zirkus zuvor vor allem verbunden, weil er seit 1995 CEO beim Sportartik­elherstell­er Head war und die Marke in der SkiWelt eine feste Größe ist. Nun ist Eliasch zwar nicht mehr Geschäftsf­ührer bei Head, aber immer noch Mehrheitsa­ktionär. Die Doppelroll­e wirft immer mehr Fragen auf. Zuletzt beim Ausrüstung­sskandal: Lassen sich die FIS-Mitarbeite­r in diesem Winter doch ausgerechn­et von Head ausstatten. Ein Interessen­konflikt? dpa

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