Der Konflikt berührt die USA nur am Rande, während er Europa politisch, ökonomisch, sozial ins Mark trifft.
der hoch entwickelten Aufklärungsmittel nicht einmal genaues über das sagen, was seit einem Jahr auf dem Schlachtfeld in der Ukraine passiert ist, ebenso wenig über das, was im Augenblick vor sich geht und noch weniger über mögliche weitere Entwicklungen. Man sollte also vorsichtig sein, sich zurückhalten mit Diagnosen wie mit Prognosen, denn man befindet sich hier im Reich des Ungefähren, des Unwägbaren, des Kontingenten.
Vielleicht werden, angesichts etwa des Ausgangs von fast allen Kriegen seit 1945, Historiker auch diesen Krieg dereinst als einen unnützen und sinnlosen einstufen, einen Krieg, der keiner Kriegspartei einen wirklichen Gewinn einbrachte. Dies gilt ja mehr oder weniger für alle amerikanischen Kriege – Korea, Vietnam, Irak, Afghanistan, Libyen, auch wenn es bei diesen Kriegen in einer ersten Phase so ausgesehen haben mag, als würden sie für die USA Positives, zumindest auf strategischem Gebiet bewirken. Kriege sind fast immer Verlustgeschäfte für alle Beteiligten. Jedoch scheinen weder Gedächtnis noch Vernunft stark genug, um dies im Voraus zu begreifen.
Undankbar ist die Rolle des Mahners. Er gerät oft zwischen zwei Mühlsteine, wird diffamiert, in diesem Konflikt etwa als „russenfreundlich“, als „Putinversteher“oder gar als „bezahlter Agent Moskaus“. Dabei sind Besonnenheit und Augenmaß in Kriegszeiten noch relevanter als in Friedenszeiten, sind Menschen wichtig, die sich um eine klare, unideologische, unvoreingenommene Sicht der Dinge bemühen.
Die Illusionen der Europäer
Europa wiegt sich in allerlei Illusionen. Etwa die, dass man immer schwerere und weiterreichende Waffen an die Ukraine liefern