Eine gute Portion Aufmerksamkeit und Misstrauen
Die Polizei gibt Tipps, wie man das Risiko, Opfer eines Raubüberfalles zu werden, vermindern kann. Die Statistik zeigt eine Zunahme solcher Straftaten
Die Zahl der Raubüberfälle hat im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr um über 20 Prozent zugenommen. 505 solcher Verstöße verzeichnet die Polizeistatistik. Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der bewaffneten Überfälle auf Geschäfte oder Tankstellen mehr als verdoppelt. 20 waren es im Jahr 2021. Die Zahl der gestohlenen Fahrräder stieg in den vergangenen fünf Jahren um fast 290 Prozent.
Das Gefühl, dass die Kriminalität zuletzt zugenommen hat, kann Catherine Weber, stellvertretende Kommunikationsdirektorin bei der Luxemburger Polizei, bestätigen. Die Polizei stelle „eine generell höhere Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft fest“. Die Gewaltbereitschaft gegenüber den Polizeibeamten habe ebenfalls zugenommen. Das führe zu einem Anstieg der Strafanzeigen.
Höhere Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft
Das Risiko, selber Opfer einer Straftat zu werden, bleibt dennoch äußert gering. Es gebe denn auch keine Gegend in Luxemburg, die man aus Sicherheitsbedenken meiden solle, sagt die Polizei. Eine Waffe zur Selbstverteidigung, wie etwa ein Messer oder Pfeffersprays, brauche in Luxemburg auch niemand. „Diese sind in der Tat verboten“, betont Weber. Eine gute Portion Aufmerksamkeit und Misstrauen reiche oftmals aus, um brenzligen Situationen aus dem Weg zu gehen.
Bei Begegnungen mit Unbekannten sollte man stets skeptisch bleiben. Man könne nicht am Äußeren erkennen, ob eine Person eine Straftat, wie etwa einen Raubüberfall, plant. Vorsicht sei geboten, „wenn man bemerkt, dass eine Person einen seit längerer Zeit verfolgt, oder wenn man von unbekannten Personen angesprochen wird“, so Catherine Weber. Meistens stellt man im Nachhinein fest, dass die Ängste unbegründet waren. In seltenen Fällen ist es anders.
Verhaltensregeln für Begegnungen mit Unbekannten
Im Falle eines Überfalls würden Passanten in der Regel zunächst unter einem Vorwand angesprochen, etwa mit der Frage nach Kleingeld oder einer Zigarette. Trickdiebe haben sich auf ausgefallenere Ablenkungen spezialisiert. Wenn das Opfer stehenbleibt, hat der Übeltäter sein erstes Ziel erreicht. Dann geht es in der Regel sehr schnell: „Ihm werden die Wertgegenstände abgenommen und der Täter ergreift die Flucht“, sagt Catherine Weber.
Solche Situationen lassen sich nur bedingt vermeiden. Wenn man auf offener Straße angesprochen wird, sollte man versuchen, Ruhe zu bewahren. „Lassen Sie sich nicht provozieren und versuchen Sie, deeskalierend auf die Situation einzuwirken“, so Weber. Man solle sich dem Angreifer nicht körperlich entgegenstellen, sondern ihn „entschieden und unvermittelt verbal konfrontieren“– und seinen Weg fortsetzen.
Ruhe bewahren und deeskalieren
Dabei soll man sich nicht an seinem Smartphone oder seiner Handtasche festklammern. „Wenn Sie sich der Situation entziehen können, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, tun Sie das, auch wenn das bedeutet, dass Sie den Dieben Ihre Wertgegenstände übergeben müssen“, rät die Polizei. Materielle Gegenstände könnten ersetzt werden und seien das Risiko einer Verletzung nicht wert.
Man könne auch versuchen, den Angreifer abzuschrecken, etwa indem man Trillerpfeifen oder anderes lärmerzeugendes Gerät verwende. „So können Sie vom Überraschungseffekt profitieren und andere
Personen auf Ihre Situation aufmerksam machen“, erklärt die Polizistin. Zudem könne man Anwesende zur Hilfe auffordern. Dabei solle man sie direkt ansprechen. Etwa: „Sie mit dem blauen Mantel, rufen Sie die Polizei!“
Was bei der Aufgabe einer Anzeige wichtig ist
„Nur wenn die Polizei Bescheid weiß, kann sie einschreiten“, erklärt Weber. Einerseits
um dem Opfer zu helfen, anderseits um eine Fahndung nach dem mutmaßlichen Täter in die Wege zu leiten. Die Zeugen sollen versuchen, sich so viele Informationen wie möglich zu merken: Wie sah der Täter aus? In welcher Sprache hat er sich ausgedrückt? War er zu Fuß oder mit einem Auto unterwegs? Bei der Aufgabe einer Anzeige sei es von Vorteil, so viele Einzelheiten wie möglich zu schildern.
Nicht jede Anzeige führt dabei zu einer Verurteilung des Täters. Inwiefern diese Folgen hat, „wird nicht von der Polizei entschieden“, erklärt Catherine Weber. Der weitere Verlauf liege im Ermessen der Staatsanwaltschaft.
„Sollten entwendete Gegenstände aufgefunden und einem Besitzer zugeordnet werden können, werden diese im Prinzip zurückerstattet“, erklärt Weber. Die Frage, wie hoch die Chancen dafür sind, kann sie nicht beantworten. Dazu lägen keine Statistiken vor. „Die allgemeine Gesamtaufklärungsquote für Straftaten in Luxemburg lag 2021 bei 53,2 Prozent“, erklärt sie.
Wenn Sie sich der Situation entziehen können, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, tun Sie das. Polizei