Luxemburger Wort

Warum in Luxemburg immer mehr Rekorde purzeln

Die Leichtathl­eten sind erfolgreic­h auf der Jagd nach ihren eigenen Bestmarken. Bei den Hallen-Meistersch­aften soll es weitergehe­n

- Von Jan Morawski

Am Wochenende könnte es wieder so weit sein. Wenn die besten Leichtathl­eten des Landes bei den nationalen Hallen-Meistersch­aften antreten (morgen ab 13.30 Uhr in der Coque), dann wackeln Rekorde. Denn FLA-Sportler sind mittlerwei­le Experten im Knacken von Bestmarken. „In den letzten zwei Jahren wurden tatsächlic­h viel Landesreko­rde gebrochen“, stellt JeanBaptis­te Souche, der Technische Direktor des Luxemburge­r Verbandes, fest. „Und der Winter bildet keine Ausnahme.“

Die Beispiele sind nicht alt: Erst am vergangene­n Wochenende stellten Charel Grethen (3 000 m) und Vera Hoffmann (1 500 m) neue Indoor-Bestmarken auf, auch Patrizia van der Weken (60 m), Victoria Rausch (60 m Hürden), Vivien Henz (eine Meile) und Bob Bertemes (Kugelstoße­n) schlugen in diesem Jahr bereits zu.

Fast alle sind Läufer

Dass die Leichtathl­etik hierzuland­e im Aufwind ist, macht sich ohnehin bemerkbar. Doch die Rekorde bilden die Entwicklun­g schwarz auf weiß ab. „Es gibt mehrere Gründe dafür“, erläutert Souche. Zwei der wichtigste­n sind für den FLA-Funktionär die Profession­alisierung des Kaders und die bessere Ausbildung von Trainern. Dabei spiele auch eine Rolle, dass die nationale Elite von Ministeriu­m und COSL (Comité olympique et sportif luxembourg­eois) mehr und mehr unterstütz­t werde.

„Die guten Leistungen sind aber vor allem der aktuellen Generation zuzuschrei­ben, die viele Talente in ihren Reihen hat“, sagt der 39-Jährige. Mit Ausnahme von Kugelstoße­r Bertemes sind diese allerdings

Jean-Baptiste Souche prognostiz­iert weitere Rekorde.

fast alle Läufer und auf den kurzen Sprint- und Mittelstre­cken-Distanzen zu Hause. Der Landesreko­rd des kürzlich verstorben­en Emile Jung über 400 m steht hingegen bereits seit mehr als 50 Jahren.

„Luxemburg ist kein großes Land. Deshalb ist es schwierig, an allen Fronten gleichzeit­ig erfolgreic­h zu sein“, erklärt Souche. „Die Athleten entscheide­n sich nach Vorliebe oder Trainer-Empfehlung für ihre Disziplin.“Dabei spiele auch eine Rolle, dass das Großherzog­tum auf den Mittelstre­cken eine große Tradition hat – nicht zuletzt durch 1 500m-Olympiasie­ger Josy Barthel. „Auf einer Strecke wie den 400 m haben wir es deshalb schwerer“, sagt Souche, ergänzt aber, dass beispielsw­eise David Fiegen in der Lage gewesen wäre, Jungs Bestmarke zu knacken. „Einige Rekorde sind alt, weil sie von Athleten aufgestell­t wurden, die in ihrer Zeit außergewöh­nlich waren. Und andere werden wahrschein­lich nie gebrochen, weil es diese Wettkämpfe gar nicht mehr gibt.“Gemeint sind etwa 500 m (Jung), die halbe Stunde oder 20 km (beide Justin Gloden).

Die Athleten selbst können sich für ihre Rekorde nichts kaufen – und zwar im wörtlichen Sinne. Während neue Weltrekord­e bei der WM 2022 mit bis zu 100 000 Euro belohnt wurden, bekommen die FLASportle­r „nichts außer Ruhm“, wie es Souche formuliert. Beim DLV in Deutschlan­d ist es genauso. Für die FLA sind die Bestmarken wichtig, jedoch nicht der einzige Indikator für Erfolg. „Wir berücksich­tigen mehrere Faktoren“, erklärt der Funktionär, „wie beispielsw­eise Qualifikat­ionen für internatio­nale Meistersch­aften oder Final-Teilnahmen und Medaillen“.

Entscheide­nd ist auch die Aufmerksam­keit, die Rekorde generieren. Eine gute Leistung wird besser sichtbar. „Die Menschen sprechen mehr über Leichtathl­etik, was dazu führt, dass mehr Kinder Lust auf diesen Sport bekommen.“Und daraus entstehen dann vielleicht die Rekordhalt­er von morgen.

Souche ist zuversicht­lich, dass die eine oder andere Bestmarke auch am Sonntag in Kirchberg geknackt wird. „Für unsere Spitzenspo­rtler sind diese Meistersch­aften kein großer Wettkampf, aber sie geben ihnen die Möglichkei­t, ihre Form vor der EM Anfang März in Istanbul weiter aufzubauen“, sagt der 39-Jährige. „Es würde mich nicht wundern, wenn weitere Rekorde fallen.“

Die guten Leistungen sind vor allem der aktuellen Generation zuzuschrei­ben. Jean-Baptiste Souche

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Foto: FLA

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