Invasive Nilgans
Einmal mehr schiebt das Umweltministerium die Verantwortung vor sich her
Bereits am 14. Juli 2020 wurde in einer parlamentarischen Anfrage von der DP an die damalige Umweltministerin Carole Dieschbourg viele Fragen bezüglich dieser invasiven Art gestellt. Eine der Antworten war: Man solle die Eier perforieren oder mit Paraffin einreiben, die Jagd wurde nicht freigegeben, weil man mindestens 30 Prozent von dem Bestand töten müsste, um wirkungsvoll zu sein. Ja genau, wirkungsvoll.
Nun da man aber die eigene Klientel nicht vergraulen möchte, übergab man die Verantwortung einer Expertengruppe, gab Studien und Kostenberechnungen in Auftrag und hoffte, dass keiner mehr nachfragen würde. Dem aber war nicht so, denn am 21. November 2022 wurde das Problem seitens der CSV wieder aufgerollt.
Nun wäre es interessant, den Kosten/Nutzen-Effizienzfaktor zu erfahren, denn aus 45 Brutpaaren wurden Hunderte und werden in Zukunft Tausende. Der Schaden, den diese invasive Art anrichtet, ist enorm, und das mussten wir dieses Jahr schmerzlich erleben. Seit über 30 Jahren haben wir Hausgänse und hatten nie Probleme mit irgendeiner Seuche, weil es bis vor ungefähr vier Jahren keine einzige Nilgans in unserer Gegend gab. Das hat sich seitdem aber geändert und die Zahl liegt nun bei wenigsten 15 Paaren.
Die Nilgans ist Überträger der hochpathogenen Vogelgrippe H5N1, selbst aber immun dagegen. Die Folge bekommen unsere heimischen Tierarten zu spüren, die bei Ausbruch dieser aggressiven Geflügelpest innerhalb zwei Tagen elendig zu Grunde gehen. Nachdem die ersten Todesfälle bei uns auftraten, wandten wir uns an das Staatslaboratorium und die Veterinär-Inspektion. Dort bestätigte man uns, dass ihnen das Seuchenproblem im Zusammenhang mit der Nilgans wohl bekannt sei, sie verwiesen uns aber an das Umweltministerium, weil sie keinen Einfluss auf deren Entscheidungen hätten und sie nichts tun könnten. Da hat wohl der Expertenrat verschlafen, die Spezialisten mit ins Boot zu nehmen, als es darum ging diese Art einzudämmen. Allein in Frankreich mussten 2021-2022 50 Millionen Geflügel getötet werden wegen diesem Virus. In Frankreich wurde gehandelt und beschlossen, das Geflügel zu impfen und die Jagd freizugeben. Es gibt also einen Impfstoff, aber der ist in Luxemburg verboten, stellt sich die Frage warum? In Deutschland behandelt man das Geflügel prophylaktisch z. B. mit Tamiflu, was laut deren Erkenntnissen wirksam ist, aber keine Erlaubnis dafür in Luxemburg besteht. In den meistbetroffenen Bundesländern ist die Jagd freigegeben. Was also geschieht schlussendlich bei uns? Absolut nichts!
Auf Fragen vom 3. Januar 2023 wurde die ADR am 6. Februar 2023 mit der Antwort abgespeist, dass es keine legale Basis für Entschädigungen gibt, und dass die Nilgans nicht als jagdbare Art im Jagdgesetz vom 25. Mai 2011 figuriert. Nebenbei hielt man wieder fest, dass eine Analyse vorgesehen ist und man würde die Bürger dazu befragen (2020 waren es noch die Betroffenen, 2023 mutieren die Bürger zu Experten).
Einmal mehr drückt und schiebt das Umweltministerium die Verantwortung vor sich her. Dass die heimische Vogelwelt dabei zu Grunde geht, wird als Kollateralschaden verbucht. Hier werden die Halter verpflichtet, ihren Bestand zu vernichten, also sämtliche Tiere umzubringen, um dann zu melden, dass wir kein Problem haben.
Da das Umweltamt so untätig ist, bleibt nur zu hoffen, dass das Problem bei den nächsten Wahlen gelöst wird.
Marcel Wolff,
Useldingen