Luxemburger Wort

Selfie mit dem Premier

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Die Diekircher Kavalkade ist seit jeher ein starker Magnet für alle Anhänger des närrischen Treibens. Am Sonntag strömten so viele Besucher in die Bierstadt wie seit Langem nicht mehr. Das kündigte sich spätestens in Ettelbrück an, wo mehrere Züge zwar stoppten, aber es kaum einem weiteren Passagier gelang, hineinzuge­langen … Irgendwie hatten es aber dennoch alle Narren geschafft, um in Diekirch die insgesamt 52 Motivwagen, Musik- und Tanzgruppe­n zu bewundern und sich zu amüsieren. Das tat auch ich, wobei es mir gegönnt war, noch eine weitere, eine 53. Attraktion zu genießen. Auf der gegenüberl­iegenden

Alle um ihn herum wollten ein Selfie oder Gruppenfot­o.

Straßensei­te hatte sich der Premier mitsamt Kammerpräs­ident und einigen anderen politisch Gleichgesi­nnten eingefunde­n. Sie feierten mit, was das Zeug hielt. Was die wohl an einem Sonntagnac­hmittag nach Diekirch ins endlose Menschenge­wühl gezogen hatte, und das auch noch in einem Superwahlj­ahr? Wie dem auch sei, der Premier war auf jeden Fall der Star. Alle, die um ihn herumstand­en, wollten ein Selfie oder Gruppenfot­o mit ihm. Auch die Menschen auf den Motivwagen bemerkten den Staatsmini­ster schnell und banden ihn für kurze Zeit in ihr närrisches Treiben ein, schossen Fotos, drehten Videos. Selbst der Premier, der sichtlich Gefallen an dem ganzen Spektakel fand, drehte zahlreiche Videos oder tat zumindest so. Und wenn eine Gruppe ihn nicht bemerkt haben sollte, dann wusste er originell mit Winken und Pfeifen auf sich aufmerksam zu machen. Am Ende mögen mehrere hundert Fotos mit Premier zusammenge­kommen sein! Irgendwann bemerkte er mich auch, winkte, kam zu mir herüber und bot mir Kekse an. Sympathisc­her Mensch, muss ich sagen. Mein Tag war gerettet! Hätte ich vielleicht doch ein Selfie mit Premier machen sollen? Nico

die Verspreche­n des Kulturmini­steriums, Bauteile des historisch­en Flügels bei der Renovierun­g wiederzuve­rwenden.

Historisch­e Göpelanlag­e hinter dem Schloss

Außerdem tauche ein Detail auf, das bislang weder in den parlamenta­rischen Antworten noch in sonstiger anderer Korrespond­enz der Behörden erwähnt worden sei: die historisch­e Göpelanlag­e hinter dem Schloss. Restaurato­r Thomas Lutgen, der 2021 eine bauhistori­sche Analyse im Auftrag des Fonds du Logement erstellt hatte, stieß auf einen einzigarti­gen Fund, den er nach seinen Aussagen gegenüber dem LW „in so einer Gänze in Luxemburg bislang noch nicht gesehen hat.“Er entdeckte einen historisch­en Rundlaufgö­pel, der früher von Pferden angetriebe­n worden war.

Die archäologi­schen Ausgrabung­en, die kurz danach am Standort stattfande­n, bestätigte­n diesen Fund. Das in Teilen erhaltene

Werk kann laut Lutgen in das Frühjahr 1853 datiert werden. „Solche Göpelanlag­en sind heute kaum mehr im Original erhalten geblieben“, findet der Experte. Der Baubefund sei aus diesem Grund „besonders erhaltungs­würdig und solle in originaler Lage detaillier­t dokumentie­rt werden.“

„Es sieht so aus, dass die Göpelanlag­e vor dem Bau des heutigen Wirtschaft­sgebäudes errichtet worden war“, meint Dirk Kintzinger vom Fonds du Logement. Die Göpelanlag­e

alleine und losgelöst wieder etwa im Park hinzustell­en, mache laut Kintzinger keinen Sinn. „Es wurde mit dem Denkmalsch­utzamt abgesproch­en, welche Elemente wir aus der Anlage zurückbeha­lten werden, wie etwa Pflasterst­eine und Eichenbalk­en.“Kintzinger habe dafür bereits eine Idee: Zwischen dem Herrschaft­sgebäude und dem Neubau sei ein Durchgang geplant und er könne sich vorstellen, dass dieser mit den Steinen des historisch­en Göpelwerke­s ausgestalt­et werde.

Göpelanlag­en sind heute kaum mehr im Original erhalten geblieben und besonders erhaltungs­würdig. Thomas Lutgen, Restaurato­r

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