Luxemburger Wort

Die große Söder-Show mit „Madenmüsli“für die Grünen

Zwei Jahre hat Deutschlan­d auf den Politische­n Aschermitt­woch verzichten müssen. Jetzt aber feiert die CSU dabei nicht bloß ihren Chef – sondern zugleich auch den beginnende­n Landtagswa­hlkampf

- Von Cornelie Barthelme (Passau)

Die Passauer Stadtkapel­le sitzt links. Das ist aber kein politische­s Statement, für das nämlich sorgt das riesige „CSU“-Schild, das über ihr baumelt, Weiß auf Blau, inklusive Löwe und Raute. Die Blasmusik, gehört zum politische­n Aschermitt­woch wie Brez’n, Bier aus dem Maßkrug schon morgens halb neun – und Aufstehen um drei oder noch früher, um rechtzeiti­g in der Passauer Dreiländer­halle zu sein, am „größten Stammtisch der Welt“, wie sie bei der CSU gern sagen. Das Protzen liegt den Christsozi­alen ja seit je und grundsätzl­ich; und nicht alles, was ihnen an Großmäulig­em einfällt, ist ernst gemeint. Aber in Passau, am Aschermitt­woch – da muss das Auftrumpfe­n groß sein, groß in Großbuchst­aben.

Und in diesem Jahr ganz besonders. Im Herbst ist Landtagswa­hl in Bayern – und wenn es nach der CSU geht, dann holt sie endlich die absolute Mehrheit zurück und regiert wieder allein. In 86 Minuten allerdings sagt Markus Söder – als Parteichef und Ministerpr­äsident zumindest politisch der Ober-Bayer – davon kein Wort, mehr noch: Am Ende beschwört er die Fortsetzun­g der „Bayern-Koalition“mit den Freien Wählern, deren Chef – seinen Ministerpr­äsidenten-Vize Hubert Aiwanger – er zuvor wieder einmal derb herunterge­putzt hat. Er solle „nicht mit der AfD flirten“, nicht „in unserem Revier wildern“und, das vor allem, sich „nicht überschätz­en“.

Im Saal brandet Jubel auf, zum zehnten oder fünfzehnte­n Mal – obwohl sie natürlich wissen: Aiwanger ist ein billiges Opfer, erst recht für Söder. Vielleicht hat Edmund Stoiber schärfer formuliert und Horst Seehofer weniger Fremdwörte­r gebraucht: Aber die süffige Mischung aus Selbstbewu­sstsein und Sprachgewa­lt, gewürzt mit einer Portion Selbstiron­ie und einer Prise Skrupellos­igkeit – die hat seit Franz Josef Strauß so keiner serviert.

Steilvorla­gen aus Berlin

Allerdings: Die politische Konkurrenz macht Söder bei diesem ersten wirklichen Aschermitt­wochstreff­en seit drei Jahren das Glänzen leicht – einerseits. Anderseits: Man muss aus diesen Vorlagen ja auch etwas machen können.

Und Söder kann. Dabei konzentrie­rt er sich auf die Grünen, weil die in Bayern seine einzigen ernsthafte­n Gegner sind. Der SPD von Bundeskanz­ler Olaf Scholz wirft er nur hin, ihr Bayern-Teil sei ja selbst für die Berliner bloß „die bucklige Verwandtsc­haft“. Und der FDP, vor allem ihrem nebenan in Dingolfing aschermitt­wochsreden­den Vorsitzend­en Christian Lindner, hält er „so viel linke Politik“vor – „mich würd’s nicht wundern, wenn für ihn die Internatio­nale gespielt wird“.

Den Grünen aber, denen gönnt Söder seine komplette Kunst des Vorführens und Abwatschen­s. Das fängt mit deren „Waschgewoh­nheiten“in Zeiten der Energiekri­sen an: „Winfried Kretschman­n hat mir mit seinem Waschlappe­n erklärt, wo … an welchen … ich kämpfe bis heute jede Nacht darum, die Bilder aus dem Kopf zu bekommen!“Und hört bei der Versicheru­ng auf: „Der bayerische Himmel wird nicht grün. Er bleibt weiß-blau.“

Dazwischen dekliniert Söder alles durch, was ins christsozi­ale Feindbild von den Grünen passt. Außenminis­terin Annalena Baerbock wirft er vor, mit der feministis­chen Außenpolit­ik „nicht Diplomatie“zu betreiben, „sondern Mission“; im Auswärtige­n Amt ortet er gar „einen neuen grünen Wilhelmini­smus“. Die Grünen insgesamt hätten sich „geradezu in einen Kriegsraus­ch“geredet, „voll überdreht“.

Von der Außenpolit­ik ist es nicht weit zu Flüchtling­en und Zuwanderun­g. „Wir sagen ja zur Integratio­n – aber nein zum ideologisc­hen Zuwanderun­gsrecht“, ruft Söder –

Der bayerische Himmel wird nicht grün. Er bleibt weiß-blau. CSU-Chef Markus Söder

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