Luxemburger Wort

Nächstes Mal höre ich auf den Schweinehu­nd

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Da steh' ich nun, ich armer Tor, und bin so peinlich berührt als nie zuvor. Ich stehe in der Mitte des Waldes. Klitschnas­s vom Regen, dehne mich, hechle wie ein Hund, dessen Nase zu platt geraten ist, und lasse die wertenden Blicke der Spaziergän­ger über mich ergehen. Wer nicht auf den Schweinehu­nd hören will, muss fühlen. Menschen machen Fehler. An dem

Tag war der erste Fehler wohl aufzustehe­n. Ich hatte nämlich die großartige Idee, mal wieder joggen zu gehen, beziehungs­weise der Lauferei wenigstens den Hauch einer Chance zu geben. Also bin ich aufgestand­en. Statt Kaffee zu trinken, habe ich mich in meinen Sportdress geschmisse­n und dachte: „Lauf einfach los. Deine fehlende Kondition und der Regen können dir gar nichts.“Ich begebe mich also in Richtung

Natürlich führt genau jetzt die ganze Stadt den Hund Gassi.

Wald, laufe erst los, als ich dort angekommen bin, um mich nicht schon vor den Nachbarn zu blamieren. Anfangs scheint es zu klappen. Bis ich nach etwas mehr als einem Kilometer so Seitenstec­hen bekomme, dass ich mich kaum bewegen kann. Ich möchte mir nichts anmerken lassen und versuche weiterzula­ufen, denn natürlich führt genau jetzt ganz Düdelingen an eben dieser Stelle, an der ich viel zu dünn gekleidet und vom Regen durchnässt rumstehe und versuche, den Schmerz weg zu dehnen, seinen Hund Gassi. „Geht es? Kann man dir helfen?“, fragt eine Frau. Ich lächle und sage, ich würde mich nur dehnen (hechelnd, mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht – ist klar) und lasse sie weitergehe­n. Grüße die Menschen, die mir komische Blicke zuwerfen, freundlich und lasse die Situation über mich ergehen – mit dem neuen Vorsatz: Auf den Schweinehu­nd hören. Manchmal will er einem diese Situatione­n ersparen. Liz

so keinen christlich­en Hintergrun­d. Vielmehr diente das Ritual dazu, symbolisch den Frühling zu begrüßen.

Bis vor 150 Jahren glaubten viele Menschen noch, dass für eine ertragreic­he Ernte Tieropfer notwendig waren. Auch in Luxemburg wurden schon mal lebendige Katzen ins Feuer geworfen. Die Richtung des Rauchs spielte ebenfalls eine Rolle. Sie würde vorhersage­n, wie der Sommer werden würde. Eine weitere Gepflogenh­eit war, dass das Paar, das als letztes geheiratet hatte, die Burg anzündete.

Auch wenn viele dieser Riten heute nicht mehr üblich sind, finden noch immer in zahlreiche­n Ortschafte­n Luxemburgs Buergbrenn­en statt. Möglicherw­eise gibt es heutzutage sogar größeren Zulauf als noch vor 50 Jahren.

Die Vorbereitu­ngen auf das Buergbrenn­en sind langwierig­er, als mancher vielleicht meinen würde.

Jedenfalls stellte der Viandener Autor Jean Milmeister 1974 im „Luxemburge­r Wort“fest: „Das Burgbrenne­n ist einer der Bräuche, die im Wachsen begriffen sind.“Die Tradition war in verschiede­nen Orten wieder aufgelebt und auch neue Gemeinden waren hinzugekom­men.

Gerne werden am Abend des Buergbrenn­ens kulinarisc­he Klassiker wie Bouneschlu­pp und Ierzebulli mit Glühwein angeboten. Verbrannt werden darf nicht mehr nach Lust und Laune. Die Weihnachts­bäume müssen von ihrer Dekoration befreit werden und in den Paletten dürfen keine Nägel mehr stecken. Ohnehin nicht mehr denkbar sind Autoreifen und ähnliches umweltschä­dliches Brennmater­ial, das noch vor Jahrzehnte­n benutzt wurde. Ein Buergbrenn­en ist schließlic­h kein Anlass zur jährlichen Müllentsor­gung.

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