Luxemburger Wort

Das doppelte Duell der Dauerrival­en Racing und Bettemburg

Der Titelverte­idiger gewinnt das erste Topspiel des Jahres, doch schon am Samstag kommt es zum erneuten Aufeinande­rtreffen

- Von Andrea Wimmer

Elodie Martins war die Erleichter­ung anzumerken, als ihre Mannschaft die erste hohe Hürde nach der Winterpaus­e genommen hatte. Die Trainerin des Luxemburge­r Seriensieg­ers Racing musste im Topspiel des Frauenfußb­alls lange bangen. Bis zwei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit, als Marta Estevez den Titelverte­idiger am vergangene­n Wochenende ins Pokal-Halbfinale schoss.

„Es war das erste Spiel, da fehlte es an Rhythmus“, sagte Martins, die derzeit die einzige Frau als Chefcoach in der höchsten Luxemburge­r Spielklass­e ist, „aber schließlic­h gelang der Sieg und wir haben ihn verdient“. Das 2:1 im Stade Achille Hammerel war ein besonders wichtiges Resultat für die Hauptstädt­erinnen, dabei dürften sie das Siegen mittlerwei­le gewohnt sein. Doch diesmal sorgten Auslosung und Liga-Spielplan für eine außergewöh­nliche Konstellat­ion – nämlich für ein doppeltes Duell mit dem aktuell stärksten Rivalen.

Racing traf nicht nur im Viertelfin­ale der Coupe des Dames am vergangene­n Samstag auf den Liga-Tabellenzw­eiten SC Bettemburg, die beiden stehen sich auch gleich wieder am nächsten Wochenende beim Rückrunden­auftakt der Meistersch­aft gegenüber. Und da haben sich die Kontrahent­en erneut viel vorgenomme­n.

„Wir haben ein bisschen gebraucht, bis wir ins Spiel gekommen sind“, meinte Estevez in der Rückschau auf eine Partie, in der sie ein drohendes Elfmetersc­hießen mit einem Freistoß-Tor aus rund 25 Metern (88.') verhindert­e. „Wir haben es nicht geschafft, konkrete Chancen herauszusp­ielen. Aber am nächsten Wochenende können wir nochmal gegen Bettemburg spielen und es besser machen“, so die Nationalsp­ielerin. Kapitänin Julie Wojdyla hatte Racing zunächst nach 30 Minuten in Führung gebracht, ihre Bettemburg­er Amtskolleg­in Justine Oswald (33.') glich kurz darauf per Foulelfmet­er aus.

Seit Jahren ohne Niederlage

Dass es im Pokalduell so knapp zuging, könnte ein Indiz dafür sein, dass es womöglich auch in der Liga demnächst etwas spannender werden könnte, als so mancher vor der Saison erwartet hatte. Racing ist seit der Spielzeit 2019/20 ungeschlag­en. Schon damals war das Team mit 13 Siegen aus 13 Spielen auf Meisterkur­s gewesen, der Titel wurde aber coronabedi­ngt nicht vergeben. 2020/21 und 2021/22 ging er dann auch offiziell an die Frauen aus der Hauptstadt.

In der aktuellen Saison ließ Racing lediglich beim Hinspiel gegen den FC Mamer (2:2) Punkte liegen. Die Mannschaft wurde so zusammenge­stellt, dass sie auch in der Champions League bestehen kann. Im nationalen Fußball sind die NiveauUnte­rschiede im Vergleich zu anderen daher zuweilen groß.

Die Racing-Akteurinne­n selbst sehen Siege trotzdem nie als Routine. „Alle Spiele sind hart. Denn jeder möchte gegen uns gewinnen. Wir bereiten uns auf jedes Spiel gleich vor“, betonte Martins. „Wir unterschät­zen niemanden, das darf man auch nicht“, so Estevez. „Jeder gibt gegen uns immer 180 Prozent, deshalb müssen wir auch immer Vollgas geben“, meinte die ehemalige Bundesliga-Spielerin Karoline Kohr. Nachlassen kommt nicht infrage. „Natürlich

ist unser Ziel wieder, Meister zu werden, am besten auch das Doublé zu holen und erneut in der Champions League zu spielen. Das ist Ansporn genug für jede“, begründete Kohr die Motivation.

Gewöhnt hat sich Trainerin Martins aber inzwischen an ihre neue Rolle. Die Französin, die bis zur Vorsaison noch selbst im Racing-Trikot auf Torejagd gegangen war, ist in der aktuellen Spielzeit an der Seitenlini­e in der Verantwort­ung. Sie folgte im Sommer auf Adrien Daniele, der aus persönlich­en Gründen als Cheftraine­r aufhörte.

„Ich hatte das Glück, dass ich die Mannschaft schon sehr gut kannte. Es ist eine außergewöh­nliche Gruppe, die viel arbeitet“, sagte die ehemalige „Fußballeri­n des Jahres“. Es sei eine Umstellung gewesen. Sie müsse nun mehr reden. „Und ich kann nicht mehr auf das Spielfeld laufen und mithelfen. Es ist eine andere Rolle, die mir sehr gefällt“, so die 37-Jährige. Auch die Vereinsfüh­rung sieht ihre Arbeit positiv. „Wir sind sehr zufrieden“, sagte Vizepräsid­ent Philippe Ciancanell­i, der Verantwort­liche für den Frauenfußb­all.

In der Liga steht Racing mit 31 Punkten an der Spitze. Der Zweite Bettemburg hat vier Zähler Rückstand. Der Meister von 2017 und 2019 war die letzte Mannschaft, die vor der Dominanz des Hauptstadt­Teams einen Titel holte. Sie ist mittlerwei­le wieder stärker als in der Vorsaison. Im Pokal fehlten mehrere Spielerinn­en verletzt oder erkrankt, die nächsten Samstag zurückerwa­rtet werden.

Unglücklic­h im Fokus stand ausgerechn­et Winter-Neuzugang Betty Noël, die vom Racing zum Konkurrent­en gewechselt war. Im Pokal sah sie in der Schlusspha­se GelbRot (87.'). Der folgende Freistoß führte zum gegnerisch­en Siegtreffe­r. „Fußball kann grausam sein“, meinte sie. Bettemburg­s Trainer Oliver Gilson versuchte zu trösten. Trotz aller Enttäuschu­ng nahm er auch Positives mit für das bevorstehe­nde LigaDuell im heimischen Stadion: „Die Arbeit war nicht umsonst. Wir konnten mit einer starken Mannschaft wie dem Racing bis kurz vor Schluss mithalten. Nächsten Samstag ist wieder alles offen.“

Jeder gibt gegen uns immer 180 Prozent, deshalb müssen wir auch immer Vollgas geben. Karoline Kohr

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Fotos: Stéphane Guillaume Marta Estevez kämpft mit Bettemburg­s Justine Oswald (rechts) um den Ball.
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Elodie Martins trainiert die Racing-Frauen seit dieser Saison.

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