Das doppelte Duell der Dauerrivalen Racing und Bettemburg
Der Titelverteidiger gewinnt das erste Topspiel des Jahres, doch schon am Samstag kommt es zum erneuten Aufeinandertreffen
Elodie Martins war die Erleichterung anzumerken, als ihre Mannschaft die erste hohe Hürde nach der Winterpause genommen hatte. Die Trainerin des Luxemburger Seriensiegers Racing musste im Topspiel des Frauenfußballs lange bangen. Bis zwei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit, als Marta Estevez den Titelverteidiger am vergangenen Wochenende ins Pokal-Halbfinale schoss.
„Es war das erste Spiel, da fehlte es an Rhythmus“, sagte Martins, die derzeit die einzige Frau als Chefcoach in der höchsten Luxemburger Spielklasse ist, „aber schließlich gelang der Sieg und wir haben ihn verdient“. Das 2:1 im Stade Achille Hammerel war ein besonders wichtiges Resultat für die Hauptstädterinnen, dabei dürften sie das Siegen mittlerweile gewohnt sein. Doch diesmal sorgten Auslosung und Liga-Spielplan für eine außergewöhnliche Konstellation – nämlich für ein doppeltes Duell mit dem aktuell stärksten Rivalen.
Racing traf nicht nur im Viertelfinale der Coupe des Dames am vergangenen Samstag auf den Liga-Tabellenzweiten SC Bettemburg, die beiden stehen sich auch gleich wieder am nächsten Wochenende beim Rückrundenauftakt der Meisterschaft gegenüber. Und da haben sich die Kontrahenten erneut viel vorgenommen.
„Wir haben ein bisschen gebraucht, bis wir ins Spiel gekommen sind“, meinte Estevez in der Rückschau auf eine Partie, in der sie ein drohendes Elfmeterschießen mit einem Freistoß-Tor aus rund 25 Metern (88.') verhinderte. „Wir haben es nicht geschafft, konkrete Chancen herauszuspielen. Aber am nächsten Wochenende können wir nochmal gegen Bettemburg spielen und es besser machen“, so die Nationalspielerin. Kapitänin Julie Wojdyla hatte Racing zunächst nach 30 Minuten in Führung gebracht, ihre Bettemburger Amtskollegin Justine Oswald (33.') glich kurz darauf per Foulelfmeter aus.
Seit Jahren ohne Niederlage
Dass es im Pokalduell so knapp zuging, könnte ein Indiz dafür sein, dass es womöglich auch in der Liga demnächst etwas spannender werden könnte, als so mancher vor der Saison erwartet hatte. Racing ist seit der Spielzeit 2019/20 ungeschlagen. Schon damals war das Team mit 13 Siegen aus 13 Spielen auf Meisterkurs gewesen, der Titel wurde aber coronabedingt nicht vergeben. 2020/21 und 2021/22 ging er dann auch offiziell an die Frauen aus der Hauptstadt.
In der aktuellen Saison ließ Racing lediglich beim Hinspiel gegen den FC Mamer (2:2) Punkte liegen. Die Mannschaft wurde so zusammengestellt, dass sie auch in der Champions League bestehen kann. Im nationalen Fußball sind die NiveauUnterschiede im Vergleich zu anderen daher zuweilen groß.
Die Racing-Akteurinnen selbst sehen Siege trotzdem nie als Routine. „Alle Spiele sind hart. Denn jeder möchte gegen uns gewinnen. Wir bereiten uns auf jedes Spiel gleich vor“, betonte Martins. „Wir unterschätzen niemanden, das darf man auch nicht“, so Estevez. „Jeder gibt gegen uns immer 180 Prozent, deshalb müssen wir auch immer Vollgas geben“, meinte die ehemalige Bundesliga-Spielerin Karoline Kohr. Nachlassen kommt nicht infrage. „Natürlich
ist unser Ziel wieder, Meister zu werden, am besten auch das Doublé zu holen und erneut in der Champions League zu spielen. Das ist Ansporn genug für jede“, begründete Kohr die Motivation.
Gewöhnt hat sich Trainerin Martins aber inzwischen an ihre neue Rolle. Die Französin, die bis zur Vorsaison noch selbst im Racing-Trikot auf Torejagd gegangen war, ist in der aktuellen Spielzeit an der Seitenlinie in der Verantwortung. Sie folgte im Sommer auf Adrien Daniele, der aus persönlichen Gründen als Cheftrainer aufhörte.
„Ich hatte das Glück, dass ich die Mannschaft schon sehr gut kannte. Es ist eine außergewöhnliche Gruppe, die viel arbeitet“, sagte die ehemalige „Fußballerin des Jahres“. Es sei eine Umstellung gewesen. Sie müsse nun mehr reden. „Und ich kann nicht mehr auf das Spielfeld laufen und mithelfen. Es ist eine andere Rolle, die mir sehr gefällt“, so die 37-Jährige. Auch die Vereinsführung sieht ihre Arbeit positiv. „Wir sind sehr zufrieden“, sagte Vizepräsident Philippe Ciancanelli, der Verantwortliche für den Frauenfußball.
In der Liga steht Racing mit 31 Punkten an der Spitze. Der Zweite Bettemburg hat vier Zähler Rückstand. Der Meister von 2017 und 2019 war die letzte Mannschaft, die vor der Dominanz des HauptstadtTeams einen Titel holte. Sie ist mittlerweile wieder stärker als in der Vorsaison. Im Pokal fehlten mehrere Spielerinnen verletzt oder erkrankt, die nächsten Samstag zurückerwartet werden.
Unglücklich im Fokus stand ausgerechnet Winter-Neuzugang Betty Noël, die vom Racing zum Konkurrenten gewechselt war. Im Pokal sah sie in der Schlussphase GelbRot (87.'). Der folgende Freistoß führte zum gegnerischen Siegtreffer. „Fußball kann grausam sein“, meinte sie. Bettemburgs Trainer Oliver Gilson versuchte zu trösten. Trotz aller Enttäuschung nahm er auch Positives mit für das bevorstehende LigaDuell im heimischen Stadion: „Die Arbeit war nicht umsonst. Wir konnten mit einer starken Mannschaft wie dem Racing bis kurz vor Schluss mithalten. Nächsten Samstag ist wieder alles offen.“
Jeder gibt gegen uns immer 180 Prozent, deshalb müssen wir auch immer Vollgas geben. Karoline Kohr