Ein Opfer, das nicht weh tut
Eine Zeile aus einem bekannten Karnevalslied lautet: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“. „Alles“ist hier gleichzusetzen mit Spaß, Party, Feiern und Genuss im Allgemeinen. Früher war der Aschermittwoch als Beginn der Fastenzeit ein einschneidendes Datum im Jahresablauf. Heute praktiziert jedoch fast niemand mehr 40 Tage strenge Enthaltsamkeit, in der kein Fleisch und auch sonst keine leckeren Speisen auf den Tisch kommen. Immer schon ausgenommen waren übrigens die Sonntage, an denen nicht gefastet wurde. In Luxemburg am besten bekannt ist davon der Bretzelsonndeg zu Halleffaaschten in
Der Klassiker war der Verzicht auf Bonbons und Schokolade.
der Mitte der Fastenzeit, wo man traditionell ein wenig über die Stränge schlagen darf. Als Kinder haben wir uns immer ein Fastenopfer ausgedacht, also irgendeine kleine Freude, auf die wir verzichten wollten. Der Klassiker damals war der Verzicht auf Bonbons und Schokolade. An Ostern bekamen wir immer ohnehin so viel Süßkram, dass sich der Konsum im Monatsdurchschnitt auf Normalniveau bewegte. Erstaunlich finde ich, wie viele Leute heute noch fasten und zum Beispiel auf zuckerhaltige Lebensmittel verzichten, meist ganz ohne religiösen Hintergrund. Ich selbst habe mir für dieses Jahr kein spezielles Fastenopfer ausgesucht. Das Beste wird sein, wenn ich einfach auf Lebensfreude verzichte, zum Beispiel auf das Feierabendbier. Historisch gesehen ist das natürlich
Quatsch, weil die bayerischen Mönche in der Fastenzeit früher Unmengen von Bockbier tranken, und zwar den ganzen Tag über. Auf eine kreative Gestaltung der Fastenzeit ist neulich mein Sohn gekommen. „Papa, ich habe mir ein Fastenopfer ausgedacht“, sagte er. „Ich verzichte einfach auf Schule.“Na dann … Volker