Luxemburger Wort

Bicherthéi­k-Gründerin wirft hin: „Ich bin am Ende meiner Kraft“

Die ehemalige Radiomoder­atorin Aline Pütz hat die Bücherei in Schwebsing­en gegründet und zwölf Jahre ehrenamtli­ch geleitet. Jetzt betritt sie das Gebäude nicht mehr

- Von Volker Bingenheim­er

Viel Überwindun­g hat Aline Pütz dieser Brief gekostet. Nach reiflicher Überlegung hat sie ihn dann verfasst und vor zwei Wochen per E-Mail an die 650 Inhaber eines Leserauswe­ises der Schwebsing­er Bicherthéi­k geschickt.

Sie bekamen die Bilanz der ehemaligen Radiomoder­atorin und Schöffin der damaligen Gemeinde Wellenstei­n zu lesen, die die Bicherthéi­k in der früheren Grundschul­e aufgebaut hatte. „Nach zwölf Jahren bin ich ausgelaugt und am Ende meiner Kraft“, heißt es in dem Schreiben. „Ich bin nicht mehr bereit, Hunderte freiwillig­e Stunden dieser Gemeinde zu schenken, auch wenn es mir viel Freude bereitet, für unsere Leserinnen und Leser da zu sein.“

Anfang mit 3 000 Büchern

Rückblick: Nach sieben Jahren Vorbereitu­ngszeit hatten Aline Pütz und ihr Team die Bücherei 2011 eröffnet. Als Grundausst­attung kamen 3.000 Bücher in vier Sprachen in die Regale. Auch die Nationalbi­bliothek steuerte einen Teil der Bücher bei. Zu Anfang mussten sich die Leser mit kurzen Öffnungsze­iten, nämlich am Dienstagab­end und Samstagvor­mittag begnügen, aber die wichtigste Voraussetz­ung war geklärt: Die damalige Gemeinde Wellenstei­n stellte das alte Schulhaus in Schwebsing­en mit seiner charakteri­stischen Architektu­r zur Verfügung.

Mit den Jahren baute Aline Pütz ehrenamtli­ch die Bibliothek auf über 20 000 Bücher

aus. Besonders stolz ist sie auf die Abteilung mit Luxemburge­nsia im zweiten Stock, die landesweit­es Renommee genießt.

Seit fast ebenso vielen Jahren zieht sich der Streit um die Personalau­sstattung der Bicherthéi­k hin. „Ich kämpfe schon quasi von Anfang an dafür, dass eine feste Stelle für eine Bibliothek­arin geschaffen wird, so wie es in anderen Gemeinden Luxemburgs üblich ist“, erklärt Aline Pütz gegenüber dem „Luxemburge­r Wort“. Doch die Verhandlun­gen verliefen ohne Ergebnis, zuletzt bei einem Gespräch mit dem Schöffenra­t der Gemeinde Schengen kurz vor Weihnachte­n.

Nach zwölf Jahren ehrenamtli­cher Aufbauarbe­it will Aline Pütz den Posten nicht für sich – „Ich bin immerhin schon 73 Jahre alt“– vielmehr geht es ihr darum, ihr Werk in neue Hände weiterzuge­ben, und zwar in gesicherte­n Verhältnis­sen.

Als sich im Gespräch mit dem Schöffenra­t kein Kompromiss abzeichnet­e, entschloss sich die ehrenamtli­che Bibliothek­sleiterin zu einem einschneid­enden Schritt. „Ich werde nicht mehr zur Arbeit erscheinen. Die Tür bleibt zu“, schreibt sie in dem Brief an die Leser. Seit dem 13. Februar hat sie keinen Fuß mehr über die Schwelle der Bicherthéi­k gesetzt.

Die Bücherei musste daraufhin ihre Öffnungsze­iten stark einschränk­en. Nur eine Aushilfskr­aft stand zur Verfügung, um die Leser zu betreuen.

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