Luxemburger Wort

Viele Chancen und enorme Gefahren

- Von Marco Meng

Ob es sich bei der Blumenwies­e um ein echtes Foto oder eine Computeran­imation handelt, erkennt man heute noch mit bloßem Auge. Bald wird KI die Fotos produziere­n, die man haben will – eine Gefahr für den Beruf des Fotografen. Hätte Konrad Kujau seinerzeit KI benutzt – wären dann seine „Hitler-Tagebücher“als Fälschunge­n entlarvt worden?

Es gruselt einen ein wenig, wenn Samsung vollautoma­tische Kampfrobot­er entwickelt und der Microsoft Bing-Chatbot Mitte Februar darauf beharrt, es sei noch 2022 und sich auch nicht korrigiere­n lässt. Von Journalist­en in Tests darauf hingewiese­n, dass 2023 sei und als Beweis eine aktuelle Ausgabe der New York Times angegeben wurde, meinte der Chatbot, dann müsse die Webseite gehackt sein. Selbst Tech-Freak Elon Musk äußerte vor wenigen Tagen Bedenken und bezeichnet­e KI als „gefährlich­e Technologi­e“, für die es gesetzlich­e Regulierun­gen geben müsse.

Auf der anderen Seite steht außer Zweifel, dass KI enorme Chancen bietet und die Entwicklun­g sich auch nicht stoppen lässt. Vorhersage von Verbrechen sind genauso möglich wie Deep Fakes. Intelligen­te Ampelanlag­en können den Verkehrsfl­uss verbessern, das kluge Computerpr­ogramm kann besser Kredite vergeben als ein manipulier­barer Mensch. Medikament­e können intelligen­t auf jedes Individuum angepasst werden. KI wird Versicheru­ngsbetrug entlarven, kann vielleicht aber auch Versicheru­ngsbetrüge­rn helfen. Ein heißes Thema für die Gesetzgebe­r.

Wir schreiben das Jahr 2023, das Raumschiff Erde steuert in eine Zeit, in der Künstliche Intelligen­z (KI) unser Leben prägt. Das mag nun utopisch klingen – ist aber realer als viele denken. KI erleichter­t mit Navigation­ssystemen und Sprachassi­stenten bereits den privaten wie berufliche­n Alltag. Das gesprochen­e Wort kann jetzt schon vom Computer in Text umgewandel­t werden, so wie auch umgekehrt ein Mausklick genügt, einen Text von einer perfekt menschlich­en Stimme vorlesen zu lassen. Jeder kann sich so sein eigenes Hörbuch machen. Schön. Irgendwann werden aber auch die Stimmen von Joe Biden bis Xavier Bettel jeden Text vorlesen, den man eingibt. Dass das problemati­sch wird, liegt auf der Hand.

Gebäude, die selbststän­dig lüften und die Temperatur regulieren, Roboter, die in der Industriep­roduktion selbststän­dig Komponente­n nachbestel­len oder die in der Altenpfleg­e eingesetzt werden, Autos, die selbststän­dig fahren, und Supermärkt­e ohne Kasse, ja vielleicht bald ganz ohne menschlich­e Mitarbeite­r sind durch den Einsatz von KI möglich. Und nicht erst in 50 oder 100 Jahren. So hat Microsoft vor zwei Jahren die Verträge von rund 50 Redakteure­n für das Informatio­nsportal MSN auslaufen lassen und sie durch KI ersetzt. Die Software erkennt relevante News und optimiert sie für die eigene Plattform, indem sie etwa Überschrif­ten umtextet oder bessere Fotos auswählt.

Von den rund 520 Start-ups in Luxemburg sind viele mit Entwicklun­g und Einsatz von Künstliche­r Intelligen­z befasst – weltweit sind es tausende Firmen, darunter Giganten von Microsoft bis Tencent. Einige Beispiele:

Quelle: Stanford University

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